
EU-Gipfel in Samarkand: Zentralasien emanzipiert sich von Russland und China
Ein historisches Treffen wirft seine Schatten voraus: In der altehrwürdigen Seidenstraßenmetropole Samarkand werden sich in den kommenden Tagen erstmals die Staatsoberhäupter der fünf zentralasiatischen Länder mit den Spitzen der Europäischen Union zusammenfinden. Ein Gipfeltreffen, das durchaus als Zeitenwende interpretiert werden könnte - oder aber als vertane Chance in die Geschichte eingehen wird.
Zentralasien: Der neue geopolitische Hotspot
Die Region, die jahrzehntelang im Schatten der Sowjetunion und später Russlands stand, entwickelt sich zusehends zu einem selbstbewussten Player auf der weltpolitischen Bühne. Der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev, Gastgeber des anstehenden Gipfels, formuliert es unmissverständlich: Zentralasien sei längst kein Randgebiet mehr. Eine Aussage, die angesichts der jüngsten Entwicklungen durchaus ihre Berechtigung hat.
Die EU buhlt um neue Partner
Dass ausgerechnet jetzt die EU-Spitze um Ursula von der Leyen den Weg nach Zentralasien sucht, kommt nicht von ungefähr. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sucht Brüssel händeringend nach neuen Partnern - vor allem im Energiesektor. Die Zahlen sprechen für sich: In nur sieben Jahren hat sich das Handelsvolumen zwischen der EU und den zentralasiatischen Staaten auf beachtliche 54 Milliarden Euro vervierfacht.
Der Kampf um Einfluss in der Region
Doch die EU ist nicht allein. China und Russland haben ihre Pfründe in der Region längst gesichert und werden diese kaum kampflos aufgeben. Experten wie Merkhat Sharipzhanov warnen: Die EU werde sich in einem komplexen geopolitischen Umfeld behaupten müssen. Brüssel versucht dennoch, mit einem gewaltigen Investitionspaket von zehn Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte zu punkten.
Grüne Energie als Trumpfkarte
Besonders interessant: Die Region setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Allein Usbekistan plant, den Anteil grüner Energie bis 2030 auf 54 Prozent zu steigern. Ein "Grüner Korridor" durch das Kaspische Meer könnte künftig Europa mit sauberer Energie versorgen - ein Plan, der perfekt in die klimapolitischen Ambitionen der EU passt.
Afghanistan als Stabilitätsfaktor
Nicht zu unterschätzen ist die Rolle Zentralasiens bei der Stabilisierung Afghanistans. Die pragmatische Herangehensweise der Region, insbesondere Usbekistans, im Dialog mit den Taliban zeigt erste Erfolge. Der drastische Rückgang des Opiumanbaus um 95 Prozent spricht eine deutliche Sprache.
Fazit: Eine Region im Aufbruch
Der anstehende Gipfel in Samarkand könnte tatsächlich einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen der EU und Zentralasien markieren. Die Region emanzipiert sich zusehends von ihren übermächtigen Nachbarn und sucht neue Partner. Für die EU könnte dies die Chance sein, endlich einen Fuß in die Tür zu bekommen - vorausgesetzt, sie spielt ihre Karten klug aus und lässt sich nicht von den etablierten Mächten China und Russland ausmanövrieren.

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