Tucker Carlson rechnet mit Israels Kriegspolitik ab – und trifft den Nerv der Trump-Basis

Der einflussreiche US-Journalist Tucker Carlson hat in einem aufsehenerregenden Monolog die bedingungslose Israel-Unterstützung der amerikanischen Politik-Elite scharf kritisiert. Seine Worte könnten einen Wendepunkt in der konservativen Bewegung markieren – und Donald Trump in Bedrängnis bringen.

Christliche Werte gegen politische Heuchelei

Was Carlson da von sich gab, hätte noch vor wenigen Jahren seinen sofortigen Karrieretod bedeutet. Der Mann, der einst bei Fox News Millionen erreichte und heute auf X über 16 Millionen Follower hat, wagte das Undenkbare: Er stellte die sakrosankte Israel-Politik der USA fundamental in Frage. Sein Argument? Die bedingungslose Unterstützung Israels widerspreche den Grundfesten des christlichen Glaubens.

"Gott zieht dich nicht auf Grund deiner DNA vor!", donnerte Carlson in die Kamera. Eine simple Wahrheit, möchte man meinen. Doch in der amerikanischen Politik, wo Politiker wie Lindsay Graham und Mike Johnson regelmäßig damit drohen, Gott werde Amerika "den Stecker ziehen", wenn es Israel nicht bedingungslos unterstütze, wirken solche Worte wie revolutionäre Ketzerei.

Die Macht der religiösen Argumentation

Carlsons Strategie ist so brillant wie gefährlich. Er nutzt das Neue Testament als Waffe gegen die Israel-Lobby – und trifft damit ins Herz der christlich-konservativen Trump-Basis. Diese Menschen, die Donald Trump 2016 und 2024 ins Weiße Haus trugen, sehen sich zunehmend verraten. Sie wählten "America First", bekommen aber "Israel First".

"Die eigentliche Essenz, die Grundlage des Christentums sei, dass alle Menschen vor Gott gleich seien. Es gebe keine 'ausgewählten Menschen', sondern die Menschen wählten Jesus."

Mit dieser theologischen Argumentation entzieht Carlson der pro-israelischen Politik ihre moralische Legitimation. Wer kann schon gegen die Bibel argumentieren? Besonders pikant: Er bezeichnet die Behauptung, Gott bevorzuge Menschen aufgrund ihrer Herkunft, als "Häresie" – ein vernichtender Vorwurf in religiösen Kreisen.

Der Riss in der MAGA-Bewegung wird größer

Was wir hier beobachten, ist nichts weniger als der Beginn eines Bürgerkriegs innerhalb der konservativen Bewegung. Tucker Carlson, einst glühender Trump-Unterstützer, wendet sich ab. Und er ist nicht allein. Immer mehr Anhänger der MAGA-Bewegung fühlen sich betrogen. Sie wollten den "Sumpf" in Washington austrocknen, stattdessen bekommen sie mehr vom Gleichen – nur mit roter Krawatte.

Die Zahlen sprechen für sich: Carlsons digitale Reichweite übersteigt oft die der etablierten Nachrichtensender. Seine Episoden auf X erreichen regelmäßig zweistellige Millionenzahlen an Views. Wenn dieser Mann gegen die Israel-Politik mobilisiert, hat das Gewicht.

Die DNA-Falle und ihre Sprengkraft

Interessanterweise tappt Carlson in seiner Argumentation in eine Falle, die er selbst aufstellt. Seine wiederholten Verweise auf "DNA" treffen einen wunden Punkt der israelischen Politik. Tatsächlich sind DNA-Tests in Israel streng reguliert – aus gutem Grund. Die Behauptung einer einheitlichen jüdischen DNA-Linie ist wissenschaftlich unhaltbar. Über eine Million Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, davon über 300.000 nicht-jüdisch, zeigen die Realität: Das moderne Israel ist ein Schmelztiegel, keine DNA-basierte Ethnie.

Diese Tatsache macht Carlsons Kritik noch brisanter. Wenn die angebliche genetische Verbindung zum "Heiligen Land" nicht existiert, worauf gründet sich dann der Anspruch? Auf Religion? Aber genau die nutzt Carlson ja als Gegenargument.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die Frage ist nun: Überlebt Tucker Carlson diese Attacke? Die Geschichte lehrt uns, dass Kritiker der Israel-Lobby in den USA selten lange im Rampenlicht bleiben. Entweder werden sie medial vernichtet, oder sie erleiden mysteriöse "Unfälle". Carlsons Mut ist bewundernswert – und möglicherweise selbstmörderisch.

Doch vielleicht ist die Zeit reif für eine Wende. Die amerikanische Gesellschaft, erschöpft von endlosen Kriegen im Nahen Osten, könnte bereit sein für eine neue Debatte. Wenn selbst hartgesottene Konservative wie Carlson die Frage stellen, warum amerikanische Soldaten für israelische Interessen sterben sollen, dann brodelt es gewaltig unter der Oberfläche.

Eines ist sicher: Diese Rede markiert einen Wendepunkt. Entweder wird Tucker Carlson zum Märtyrer der Meinungsfreiheit, oder er wird zum Katalysator einer überfälligen Debatte über Amerikas Rolle im Nahen Osten. In beiden Fällen hat er bereits gewonnen – denn er hat das Unsagbare ausgesprochen.

Die wahre Frage ist: Wie lange kann Donald Trump noch beide Seiten bedienen? Seine "America First"-Basis und die Israel-Lobby ziehen in entgegengesetzte Richtungen. Früher oder später muss er sich entscheiden. Und Tucker Carlson hat gerade den Countdown gestartet.