
Sommerinterviews im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Vom innovativen Format zur hohlen Inszenierung
Was einst als frische Idee begann, die politische Sauregurkenzeit zu überbrücken, ist heute zu einem aufgeblähten Ritual verkommen. Die Sommerinterviews von ARD und ZDF, die 1987 als innovative Gesprächsformate eingeführt wurden, hätten längst auf den Prüfstand gehört. Stattdessen inszenieren die Öffentlich-Rechtlichen Jahr für Jahr dasselbe Theater – und merken nicht einmal, wie sehr sie sich dabei selbst vorführen.
Die goldenen Zeiten: Als Politiker noch Menschen waren
Es gab eine Zeit, da trafen sich Journalisten mit Spitzenpolitikern tatsächlich in deren Urlaubsdomizilen. Helmut Kohl empfing am Wolfgangsee, scherzte über Interviews in Badehose. Franz Josef Strauß philosophierte an der Côte d'Azur über verpasste Lebenschancen – es sollte sein letztes großes Interview werden. Die grüne Antje Vollmer lud zum Vorgespräch auf den FKK-Campingplatz ein. Man stelle sich das heute vor!
Diese Begegnungen hatten etwas Authentisches. Sie zeigten Politiker als Menschen, die auch mal Abstand vom Berliner Politikbetrieb brauchten. Die Gespräche gewannen dadurch eine Tiefe, die in der täglichen Hektik des Hauptstadtjournalismus unmöglich war.
Berlin-Bubble statt Bergpanorama
Heute? Da werden die sogenannten Sommerinterviews fast ausschließlich in Berlin aufgezeichnet. Die Politiker tun so, als könnten sie sich keinen Tag Auszeit gönnen. Dabei offenbart diese krampfhafte Dauerpräsenz vor allem eines: Die Angst, auch nur für einen Moment die Kontrolle über die eigene Inszenierung zu verlieren.
„Es ist ein großspuriges, aber hohl gewordenes Ritual, dem sich das ‚Zentrum für politische Schönheit' hätte grundsätzlich widmen sollen."
Die Ironie dabei: Gerade weil alles so kontrolliert abläuft, werden diese Gespräche zur leichten Beute für Störaktionen. Der jüngste Eklat beim ARD-Interview mit Alice Weidel zeigte das überdeutlich. Die AfD-Chefin konnte sich genüsslich in der Opferrolle sonnen, während die ARD wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Manege flatterte.
Selbstdarstellung statt Aufklärung
Was bleibt von diesen aufwendig inszenierten Gesprächen? Immer dieselben Fragen zu denselben Themen, die man schon aus zahllosen Talkshows kennt. Nur eben mit etwas Grün im Hintergrund statt Studiodekoration. Die Sender gaukeln damit vor, ihrem Informationsauftrag nachzukommen. In Wahrheit betreiben sie Selbstdarstellung auf Kosten der Gebührenzahler.
Besonders perfide: Mit großem Tamtam werden diese Interviews beworben, als handle es sich um journalistische Sternstunden. Dabei sind sie längst zu einem Tanz geworden, bei dem jeder seine einstudierte Rolle spielt. Der Politiker gibt den staatstragenden Mimen, der Journalist den kritischen Fragensteller – und am Ende hat niemand etwas Neues erfahren.
Zeit für einen Neuanfang
Die Lösung wäre einfach: Entweder man kehrt zu den Wurzeln zurück und trifft Politiker dort, wo sie wirklich Abstand gewinnen. Oder man lässt den Zirkus gleich ganz bleiben. Denn für die immergleichen Phrasen braucht es keine Sommerkulisse.
Was Deutschland stattdessen bräuchte, wären Formate, die echte Einblicke ermöglichen. Gespräche, die in die Tiefe gehen, statt an der Oberfläche zu plätschern. Journalisten, die unbequeme Fragen stellen, statt sich in Inszenierungen zu verlieren. Aber dafür müssten ARD und ZDF erst einmal begreifen, dass ihr Publikum mehr verdient hat als aufgeblasene Rituale.
Die Zeiten, in denen ein Kanzler noch über sich selbst lachen konnte und ein Journalist staubige Wege zu einsamen Klosterruinen auf sich nahm, sind vorbei. Geblieben ist eine Politshow, die sich selbst überlebt hat. Es wäre an der Zeit, dass jemand den Mut aufbringt, diesem Theater den Stecker zu ziehen.

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