
Putins verzweifeltes Telefonkarussell: Wie der Kreml vor dem Alaska-Gipfel um Verbündete buhlt
Während sich die Welt auf das mit Spannung erwartete Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin am Freitag in Alaska vorbereitet, offenbart sich hinter den Kulissen ein diplomatisches Schauspiel, das die tektonischen Verschiebungen der Weltordnung widerspiegelt. Der russische Machthaber griff in dieser Woche auffällig häufig zum Telefonhörer – ein Zeichen der Nervosität, das selbst erfahrene Beobachter aufhorchen lässt.
Die Gesprächspartner des Kremlchefs lesen sich wie das Who's Who der antiwestlichen Achse: Xi Jinping, Narendra Modi und Kim Jong-un. Offiziell ging es um "bilaterale Beziehungen" und "strategische Koordination" – diplomatisches Geschwätz, das niemanden täuschen sollte. In Wahrheit sucht Moskau verzweifelt nach Rückendeckung, bevor es sich mit dem unberechenbaren US-Präsidenten an den Verhandlungstisch setzen muss.
Die unheilige Allianz zwischen Drache und Bär
Besonders brisant erscheint die Entwicklung der chinesisch-russischen Beziehungen. Noch im Februar 2022, kurz vor Putins verhängnisvollem Einmarsch in die Ukraine, verkündete Xi Jinping vollmundig, die Partnerschaft zwischen beiden Ländern kenne "keine Grenzen". Was damals wie hohle Propaganda klang, hat sich zu einer beunruhigenden Realität entwickelt.
Russland ist dabei in eine demütigende Abhängigkeit geraten, die an koloniale Verhältnisse erinnert. Chinesische Unternehmen kaufen russisches Öl und Gas zu Spottpreisen auf, während Moskau im Gegenzug auf chinesische Technologie und Maschinen angewiesen ist – ein Handel, der eher an Tributzahlungen als an gleichberechtigte Partnerschaft erinnert. Der stolze russische Bär ist zum Schoßhündchen des chinesischen Drachen verkommen.
Diese Achse verfolgt ein klares Ziel: Die Demontage der westlichen Weltordnung. Von alternativen Zahlungssystemen bis hin zu Parallelstrukturen in internationalen Organisationen – Peking und Moskau arbeiten systematisch daran, die Fundamente der liberalen internationalen Ordnung zu untergraben. Für China ist der Ukraine-Krieg dabei ein willkommenes Ablenkungsmanöver, das den Westen bindet und Peking freie Hand im Südchinesischen Meer verschafft.
Indiens gefährlicher Tanz auf dem Vulkan
Besonders pikant ist Putins Werben um Indien. Die demonstrative Herzlichkeit zwischen Modi und Putin beim BRICS-Gipfel in Kasan im Juli 2024 – inklusive Putins peinlichem Scherz über Sprachverständnis – konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Neu-Delhi ein doppeltes Spiel spielt.
Trumps jüngste Strafzölle von 50 Prozent auf indische Importe – eine Verdopplung der bisherigen Abgaben – könnten das fragile Gleichgewicht ins Wanken bringen. Während China mit einer Gnadenfrist von 90 Tagen belohnt wurde, traf es Indien mit voller Härte. Ein strategischer Fehler des US-Präsidenten, der Moskau eine goldene Gelegenheit auf dem Silbertablett serviert?
Die Realität ist komplexer. Indien, historisch mit Russland durch jahrzehntelange Waffenlieferungen verbunden, hat sich nie vollständig dem Westen verschrieben. Zwischen 2010 und 2019 stammten zeitweise 70 Prozent der indischen Rüstungsgüter aus Russland – eine Abhängigkeit, die sich nicht über Nacht abschütteln lässt.
Die Illusion der antiwestlichen Allianz
Doch die Vorstellung, Indien könnte sich vollständig auf die Seite Moskaus und Pekings schlagen, ist naiv. Zu tief sitzen die Wunden der Grenzstreitigkeiten mit China, zu groß ist das Misstrauen gegenüber Pekings Unterstützung für den Erzfeind Pakistan. Indiens "Multi-Alignment"-Strategie – ein eleganter Begriff für opportunistisches Lavieren – zeigt sich exemplarisch darin, dass indische Truppen 2022 sowohl am russischen Militärmanöver "Wostok" als auch an westlichen Übungen in Australien teilnahmen.
Die Unterstützung für Projekte wie "BRICS Pay", ein alternatives Zahlungssystem zum westlich dominierten SWIFT, sollte weniger als ideologische Positionierung denn als pragmatische Diversifizierung verstanden werden. In einer Welt, in der die Hegemonie des Dollars bröckelt, sucht jede aufstrebende Macht nach Alternativen.
Europas verpasste Chancen
Während Putin telefoniert und Trump poltert, verschläft Europa einmal mehr die Zeichen der Zeit. Die zögerliche Haltung beim EU-Indien-Freihandelsabkommen ist symptomatisch für eine Außenpolitik, die mehr verwaltet als gestaltet. Statt Indien attraktive Alternativen zu russischen Waffen und chinesischer Wirtschaftskooperation zu bieten, verliert sich Brüssel in bürokratischen Kleinkriegen.
Die deutsche Ampel-Regierung, die sich lieber mit Gendersternchen und Klimapanik beschäftigt, hat offenbar vergessen, dass Geopolitik kein Ponyhof ist. Während unsere Politiker von einer "wertebasierten Außenpolitik" schwadronieren, schmieden andere Mächte knallharte Interessenallianzen.
"Europa braucht heute besonders gute Freunde", mahnt die Politikwissenschaftlerin Amrita Narlikar. Eine Binsenweisheit, die in Berlin offenbar noch nicht angekommen ist.
Der Alaska-Gipfel als Wendepunkt?
Das Treffen in Alaska wird zum Lackmustest für die neue Weltordnung. Sollte Trump Putin substantielle Zugeständnisse machen – etwa in der Ukraine-Frage –, ohne Europa einzubinden, wäre das nicht nur ein diplomatischer Triumph für den Kreml. Es würde auch China ermutigen, seine Vision einer "alternativen" Weltordnung noch aggressiver voranzutreiben.
Die vielzitierte "antiwestliche Allianz" mag heute noch mehr Schreckgespenst als Realität sein. Doch die Konturen einer Welt, in der westliche Werte und Institutionen nicht mehr selbstverständlich dominieren, zeichnen sich bereits ab. Während Russland und China ihre ungleiche, aber stabile Partnerschaft gegen den Westen zementieren, spielt Indien sein eigenes Spiel – mit dem Potenzial, das Zünglein an der Waage zu werden.
Putins Telefonoffensive vor Alaska offenbart die Nervosität eines Mannes, der weiß, dass die Zeit gegen ihn arbeitet. Doch sie zeigt auch, dass die tektonischen Platten der Weltpolitik in Bewegung sind. Ob der Westen – und insbesondere das träge Europa – rechtzeitig aufwacht, um dieser Herausforderung zu begegnen, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen nicht gut.
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