
Moskaus musikalische Machtdemonstration: Der Intervision Song Contest als Kampfansage an den Westen
Während der Westen seine bunte Vielfalt beim Eurovision Song Contest zelebriert, schmiedet Moskau an einer musikalischen Gegenoffensive. Wladimir Putin höchstpersönlich hat den Intervision Song Contest zur Chefsache erklärt – und die Teilnehmerliste liest sich wie ein Who's Who der westlichen Gegenspieler. Besonders pikant: Ausgerechnet die USA wollen bei Putins Popspektakel mitmischen.
Ein Musikwettbewerb als geopolitisches Statement
Es ist schon bemerkenswert, wie sehr der Ausschluss vom ESC die russische Seele zu schmerzen scheint. Offenbar treffen die kulturellen Sanktionen härter als alle Wirtschaftsembargos zusammen. Anders lässt sich kaum erklären, warum Putin persönlich ein Dekret unterzeichnet und seine Vizeregierungschefs als Organisatoren abstellt. Man könnte meinen, die Verteidigung der russischen Popkultur sei mindestens so wichtig wie die militärischen Operationen in der Ukraine.
Die Ironie der Geschichte will es, dass bereits zu Sowjetzeiten ein Intervision Song Contest als Antwort auf den dekadenten Westen existierte. Damals wurde sogar Boney M.s "Rasputin" nachträglich aus den Aufzeichnungen geschnitten – "Lover of the Russian Queen" galt als unschicklicher Affront. Heute verspricht Außenminister Lawrow vollmundig ein Festival "frei von Perversion". Man darf gespannt sein, was damit gemeint ist – vermutlich alles, was nicht in das traditionelle Weltbild passt.
BRICS-Staaten gegen den Rest der Welt?
Die Teilnehmerliste des neuen Intervision Song Contest liest sich wie eine Allianz der Unzufriedenen: Brasilien, Indien, China, Südafrika, Iran – praktisch alle, die mit der westlichen Weltordnung ihre Probleme haben. Selbst Kuba schickt eine Jazz-Sängerin ins Rennen, die laut offizieller Vorstellung für "Freiheit und inneres Feuer" steht. Eine interessante Interpretation von Freiheit aus einem Land, das seit Jahrzehnten unter kommunistischer Herrschaft steht.
Besonders absurd wird es, wenn man bedenkt, dass der ESC in Deutschland gerade Rekordquoten einfährt: 78,8 Prozent Marktanteil bei den jungen Zuschauern. Während unsere Jugend also begeistert die schillernde Show verfolgt, bastelt Putin an seiner eigenen Version – vermutlich mit weniger Glitzer und mehr Patriotismus.
Amerika tanzt auf zwei Hochzeiten
Die größte Überraschung liefern jedoch die USA mit ihrer Teilnahmezusage. Während Washington einerseits Milliardenhilfen in die Ukraine pumpt und Russland mit Sanktionen überzieht, will man andererseits bei Putins Popparty mitmachen. Diese Doppelmoral ist selbst für amerikanische Verhältnisse bemerkenswert. Vielleicht hofft man ja, den Wettbewerb von innen zu unterwandern – oder es ist schlicht die Aussicht auf einen neuen Absatzmarkt für amerikanische Popkultur.
Weißrussland schickt unterdessen die Folkloresängerin Anastasia Krawtschenko ins Rennen, eine Moderatorin des staatlichen Rundfunks. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie kritisch ihre Texte gegenüber dem Lukaschenko-Regime ausfallen werden. Thailand soll ebenfalls dabei sein – mit Popmusik, die angeblich sogar dem koreanischen K-Pop Konkurrenz macht. Ob das russische Publikum bereit ist für thailändische Popkultur, bleibt abzuwarten.
Ein Festival der Autokraten?
Was sich hier abzeichnet, ist mehr als nur ein Musikwettbewerb. Es ist der Versuch, eine kulturelle Gegenwelt zum Westen zu etablieren. Ein Festival, bei dem Autokraten unter sich bleiben und ihre Version von Unterhaltung zelebrieren können – garantiert frei von allem, was Lawrow als "Perversion" bezeichnet. Man darf gespannt sein, ob das Konzept aufgeht oder ob es bei einem einmaligen Spektakel bleibt, wie schon 2008 in Sotschi.
Die Tatsache, dass Russland einen derartigen Aufwand betreibt, zeigt jedoch eines deutlich: Die kulturelle Isolation schmerzt. Der ESC mag für viele nur ein bunter Zirkus sein, aber er ist eben auch ein Symbol westlicher Soft Power. Und genau diese will Putin nun mit seinem eigenen Festival kontern. Ob ihm das gelingt, wird sich am 20. September in der Moskauer Live-Arena zeigen. Eines ist jedoch sicher: Es wird ein Wettbewerb der besonderen Art – mit viel Pathos, wenig Kritik und garantiert ohne conchita-würstige Überraschungen.
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