Trumps Nahost-Politik: Grünes Licht für israelische Annexion des Westjordanlandes?

Die Meldungen aus Washington lassen aufhorchen: Laut israelischen Regierungskreisen soll die Trump-Administration bereit sein, einer Annexion großer Teile des Westjordanlandes durch Israel zuzustimmen. Der globale Korrespondent von Axios, Barak Ravid, berichtet unter Berufung auf israelische Offizielle, dass das Weiße Haus einem von Netanyahu angeordneten Landraub palästinensischer Gebiete grünes Licht geben könnte.

Rubios diplomatische Signale

Besonders brisant: Der neue US-Außenminister Marco Rubio soll in privaten Treffen mit israelischen Vertretern signalisiert haben, dass er Israels Annexionspläne für das Westjordanland nicht ablehne. Die Trump-Regierung werde sich solchen Schritten nicht in den Weg stellen, heißt es aus gut informierten Kreisen. Ein Schachzug, der die ohnehin explosive Lage im Nahen Osten weiter anheizen dürfte.

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich fordert bereits die Annexion von über 80 Prozent des Westjordanlandes. Ein Vorhaben, das nicht nur völkerrechtlich höchst umstritten ist, sondern auch das endgültige Aus für jegliche Zwei-Staaten-Lösung bedeuten würde - eine Position, die Washington offiziell seit Jahrzehnten vertritt.

Trumps zweideutige Botschaften

Während die humanitäre Katastrophe in Gaza immer dramatischere Ausmaße annimmt, beschränkt sich Trump auf markige Worte via Truth Social: "Sagt der Hamas, sie soll SOFORT alle 20 Geiseln zurückgeben (Nicht 2 oder 5 oder 7!), und die Dinge werden sich schnell ändern. ES WIRD ENDEN!" Eine Botschaft, die Netanyahu den Rücken stärkt, während dieser unbeirrt an seinem Ziel festhält, die Hamas vollständig zu vernichten.

"Israel erwägt die Annexion großer Teile des Westjordanlandes noch in diesem Monat als Reaktion auf die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch mehrere westliche Länder. Präsident Trump ist wahrscheinlich der einzige ausländische Akteur, der dies stoppen könnte."

Die Macht der Waffen und des Geldes

Die Ironie der Geschichte: Trump hätte durchaus die Mittel, Israel zur Räson zu bringen. Die milliardenschweren Waffenlieferungen und Finanzhilfen aus Washington sind das Rückgrat der israelischen Militärmaschinerie. Doch der Präsident, der sich gerne als Dealmaker inszeniert, scheint nicht gewillt, diesen Trumpf auszuspielen. Zu eng sind die Verbindungen zu einflussreichen Spendern wie der Adelson-Familie und der mächtigen Israel-Lobby AIPAC.

Das Ende der Abraham-Abkommen?

Eine Annexion des Westjordanlandes würde nicht nur das Schicksal der Palästinenser besiegeln, sondern auch die mühsam ausgehandelten Abraham-Abkommen gefährden. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits klargestellt, dass dies eine "rote Linie" für ihre 2020 wiederhergestellten Beziehungen zu Israel darstellen würde.

Die Palästinensische Autonomiebehörde, die das Westjordanland verwaltet und ironischerweise ein politischer Rivale der Hamas ist, stünde vor dem kompletten Kollaps ihrer ohnehin begrenzten Autorität. Ein Szenario, das die Region in ein noch tieferes Chaos stürzen könnte.

Historische Weichenstellung

Was sich hier abzeichnet, ist nichts weniger als eine historische Weichenstellung für den Nahen Osten. Die Zwei-Staaten-Lösung, seit Jahrzehnten das Mantra westlicher Diplomatie, würde endgültig zu Grabe getragen. An ihre Stelle träte eine Realität permanenter Besatzung und Entrechtung - mit dem Segen Washingtons.

Die Frage, die sich stellt: Ist dies wirklich im langfristigen Interesse Amerikas? Oder opfert Trump hier außenpolitische Glaubwürdigkeit auf dem Altar kurzfristiger innenpolitischer Gewinne? Die Geschichte wird ihr Urteil fällen - doch für die Menschen vor Ort könnte es dann bereits zu spät sein.