
Nahost-Eskalation: Witkoff besucht Gaza während sich Hungerkrise dramatisch zuspitzt
Die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen erreicht neue Dimensionen. Während der US-Sondergesandte Steve Witkoff heute zu Gesprächen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu in Jerusalem eintraf, verschärft sich die Hungerkrise in der palästinensischen Enklave dramatisch. Allein in der vergangenen Nacht wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 60 Menschen getötet und etwa 600 verletzt, als israelische Streitkräfte nahe einer Hilfsverteilungsstelle das Feuer eröffneten.
Diplomatischer Druck wächst - doch Hamas blockiert Verhandlungen
Die internationale Gemeinschaft erhöht den Druck auf Israel. Kanada kündigte an, im September einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Frankreich und Großbritannien haben ähnliche Schritte angekündigt, sollte Israel nicht zu einem Waffenstillstand bereit sein. Selbst Deutschland, traditionell ein enger Verbündeter Israels, zeigt sich zunehmend besorgt. Außenminister Johann Wadephul erklärte, der Prozess zur Anerkennung eines palästinensischen Staates müsse "jetzt beginnen".
Doch während der Westen seine Position überdenkt, haben sich die Friedensaussichten weiter verdüstert. Zwei mit den Verhandlungen vertraute Quellen bestätigten CNN, dass die Hamas jegliche Gespräche über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln eingestellt habe. Ein hochrangiger Hamas-Vertreter, Mahmoud Mardawi, erklärte auf X: "Es gibt keinen Sinn in Verhandlungen, solange die Politik der Aushungerung und Vernichtung gegen unser Volk fortgesetzt wird."
Verzweiflung an den Hilfsstellen - UN beklagt massive Behinderungen
Die Szenen an den Verteilungspunkten für Hilfsgüter gleichen einem Albtraum. Tom Fletcher, der oberste humanitäre Beauftragte der Vereinten Nationen, zeichnet ein düsteres Bild: Während des kurzen Waffenstillstands Anfang des Jahres hätten täglich 600 bis 700 Lastwagen Gaza erreicht. "Das ist die Größenordnung, die wir jetzt brauchen", sagte Fletcher gegenüber CNN. Aktuell würden jedoch weniger als 100 Lastwagen pro Tag die Enklave erreichen.
Fletcher prangerte "massive bürokratische Hindernisse" an und nannte als Beispiel, dass dem leitenden UN-Beamten vor Ort, der die Hilfslieferungen koordiniert, bald das Visum von den israelischen Behörden entzogen werde. Die Luftabwürfe von Hilfsgütern, die Israel gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Jordanien durchführt, bezeichnete er als ineffizient: "Man kann die gleiche Menge an Hilfsgütern auf einen Lastwagen laden wie in ein Flugzeug."
"Wir hören von Menschen, die stundenlang laufen müssen, nur um eine der Hilfsstellen zu erreichen, und dabei alles riskieren, einschließlich erschossen zu werden"
Diese Worte stammen von Budour Hassan, einer Forscherin von Amnesty International. Sie beschreibt die verzweifelte Lage der Palästinenser: "Wir sprechen mit Menschen, die uns erzählen, wie sie seit Tagen kein Mehl, kein Brot gegessen haben - die seit Monaten nicht einmal eine Tomate gekostet haben."
Mütter kämpfen um das Überleben ihrer Kinder
In einer UNRWA-Klinik in Deir al-Balah schildern vertriebene palästinensische Mütter ihren täglichen Überlebenskampf. Falasteen Hamdi Mohammad Tafesh, eine diabeteskranke Mutter aus Rafah, berichtet über ihre dreijährige Tochter Ghazal: "Sie ist in einem sehr schlechten Zustand. Wir bekommen eine Mahlzeit pro Woche, entweder Linsen oder Reis. Die Situation ist tragisch."
Maha Mousa Mohammad Saad erzählt, ihr neun Monate alter Sohn leide seit vier Monaten an Unterernährung. "Er hat aufgehört, Milch zu trinken, weil sie nicht mehr verfügbar und zu teuer geworden ist. Die Dinge stehen sehr schlecht."
Trump fordert Hamas-Kapitulation - doch die Realität ist komplexer
US-Präsident Donald Trump meldete sich auf seiner Plattform Truth Social zu Wort und forderte die Hamas auf, sich zu ergeben und alle verbleibenden Geiseln freizulassen. Dies sei der "schnellste Weg", um die humanitäre Krise in Gaza zu beenden. Doch diese Forderung ignoriert die komplexe Realität vor Ort.
Trump selbst musste eingestehen, dass die Bilder hungernder Kinder aus Gaza nicht gefälscht sein können. "Einige dieser Kinder, das ist echtes Hungerleiden. Ich sehe es, und man kann das nicht vortäuschen", sagte er während seines Besuchs in Schottland. Damit widersprach er direkt Netanyahu, der behauptet hatte, es gebe "keine Hungersnot in Gaza".
Die Ankündigung Trumps, "Lebensmittelzentren" in Gaza einrichten zu wollen, wirkt angesichts der israelischen Blockadepolitik wie blanker Hohn. Solange Israel die Einfuhr von Hilfsgütern massiv behindert und seine Streitkräfte auf hungernde Zivilisten schießen, werden auch amerikanische Initiativen ins Leere laufen.
Internationale Anerkennung Palästinas - ein Schritt ohne Wirkung?
US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete die Pläne Großbritanniens, Frankreichs und Kanadas zur Anerkennung eines palästinensischen Staates als "irrelevant" und "kontraproduktiv". Seine Argumentation offenbart jedoch die Schwäche der amerikanischen Position: "Es kann keinen palästinensischen Staat geben, ohne dass Israel zustimmt."
Diese Haltung ignoriert völkerrechtliche Realitäten und zeigt, wie sehr die USA ihre Glaubwürdigkeit als Vermittler verspielt haben. Während Washington weiterhin bedingungslos zu Israel steht, formiert sich in Europa eine neue Allianz, die bereit ist, eigene Wege zu gehen.
Die bittere Wahrheit hinter den Zahlen
Über 60.000 Palästinenser wurden seit Beginn des Krieges getötet - eine Zahl, die das Ausmaß der Katastrophe nur unzureichend widerspiegelt. Dahinter verbergen sich zerstörte Familien, ausgelöschte Generationen und eine traumatisierte Gesellschaft.
Am Kerem Shalom-Grenzübergang warten nach israelischen Angaben 800 Lastwagen mit Lebensmittelhilfe darauf, verteilt zu werden. Doch die Vereinten Nationen können diese nicht abholen - zu groß sind die Sicherheitsrisiken, zu massiv die bürokratischen Hürden. Es ist ein perfides Spiel: Israel präsentiert sich als hilfsbereit, während es gleichzeitig die Verteilung der Hilfe unmöglich macht.
Die jüngste Gallup-Umfrage zeigt, dass nur noch 32 Prozent der US-Amerikaner Israels Militärkampagne in Gaza unterstützen - der niedrigste Wert seit Kriegsbeginn. Selbst in den USA, Israels wichtigstem Verbündeten, bröckelt die Unterstützung für eine Politik, die immer offensichtlicher auf die systematische Aushungerung einer ganzen Bevölkerung abzielt.
Während Diplomaten in klimatisierten Konferenzräumen über Waffenstillstände debattieren, kämpfen in Gaza Mütter um das nackte Überleben ihrer Kinder. Die internationale Gemeinschaft versagt auf ganzer Linie - und Deutschland, einst stolz auf seine "Staatsräson" gegenüber Israel, muss sich fragen lassen, ob es weiterhin tatenlos zusehen will, wie vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein ganzes Volk dem Hungertod preisgegeben wird.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um eine redaktionelle Einschätzung basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen. Die dargestellten Meinungen spiegeln die Position unserer Redaktion wider.
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