
Merz bei Maischberger: Zwischen Krisenmanagement und Merkel-Schatten
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz präsentierte sich am Dienstagabend bei Sandra Maischberger als entschlossener Krisenmanager, der Deutschland wieder auf Kurs bringen will. Doch ausgerechnet beim Thema seiner Vorgängerin Angela Merkel geriet der sonst so souveräne CDU-Politiker ins Straucheln – ein Moment, der mehr über die aktuellen politischen Verwerfungen verrät, als Merz lieb sein dürfte.
Optimismus trotz leerer Kassen
„Machen wir uns doch nicht kleiner als wir sind", tönte Merz zu Beginn der Sendung und versuchte, den typisch deutschen Pessimismus zu durchbrechen. Deutschland sei eines der leistungsfähigsten Länder der Welt, viele Menschen wollten hierher kommen. Eine bemerkenswerte Aussage angesichts der Tatsache, dass genau diese Zuwanderung zu einem der größten Probleme unseres Landes geworden ist.
Der Kanzler räumte ein, dass in den vergangenen Jahren einiges „liegen geblieben" sei – eine diplomatische Umschreibung für das Chaos, das die Ampel-Koalition hinterlassen hat. Sein Ziel: Die junge Generation solle wieder „Spaß haben zu leben und Spaß haben zu arbeiten". Ein hehres Ziel, wenn man bedenkt, dass eben diese Generation mit Rekordsteuern, explodierenden Mieten und einer maroden Infrastruktur zu kämpfen hat.
Versprechen gebrochen – Stromsteuer nur für Unternehmen
Besonders pikant wurde es beim Thema Stromsteuer. Das zentrale Wahlversprechen einer Senkung für alle entpuppte sich als Mogelpackung: Nur Unternehmen profitieren davon. Merz' Begründung? Die engen finanziellen Spielräume. Man müsse Prioritäten setzen, und die lägen beim Erhalt von Arbeitsplätzen in der Industrie. Für Privathaushalte bleibe nur die vage Aussicht auf eine Übernahme der Gasspeicherumlage in den Haushalt – ein schwacher Trost für Millionen Bürger, die unter den explodierenden Energiekosten ächzen.
Die Haushaltsjahre 2027 und 2028 würden „sehr schwierig", warnte der Kanzler bereits vor. Eine bemerkenswerte Aussage für jemanden, der im Wahlkampf noch vollmundig versprochen hatte, keine neuen Schulden zu machen. Stattdessen plant seine Regierung ein gigantisches 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur – finanziert natürlich über Kredite, die künftige Generationen abbezahlen dürfen.
Der Merkel-Moment: Wenn die Vergangenheit einholt
Der Höhepunkt des Abends kam, als Maischberger auf Angela Merkel zu sprechen kam. Die simple Frage, mit wem er lieber ein Glas Wein trinken würde – Merkel oder Schröder – brachte den sonst so wortgewandten Kanzler ins Straucheln. „Weder noch, im Augenblick", stammelte er und schob die fadenscheinige Ausrede nach, er trinke zurzeit fast keinen Alkohol.
„Man müsse im Augenblick ein paar Probleme lösen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind."
Diese vielsagende Spitze gegen Merkels Migrationspolitik zeigt, wie tief die Gräben in der CDU noch immer sind. Merkel hatte nur einen Tag zuvor öffentlich Kritik an Merz' restriktiver Asylpolitik geübt – ein ungewöhnlicher Schritt für eine Ex-Kanzlerin. Der Schlagabtausch offenbart, dass die Partei noch immer zwischen Merkels „Wir schaffen das"-Erbe und dem Versuch eines konservativeren Kurses zerrissen ist.
Klare Kante bei Migration – endlich
Beim Thema Migration zeigte Merz endlich die Härte, die viele Bürger seit Jahren fordern. „Das eigentliche Problem ist, dass wir zum Teil aus diesen Kulturkreisen eine unglaubliche Respektlosigkeit haben", stellte er klar. Respektlosigkeit gegenüber Frauen, gegenüber der Polizei, im alltäglichen Umgang. Ein Verhalten, das er nicht sehen wolle und alles tue, um es zu unterbinden.
Für Menschen ohne Bleiberecht gebe es aus dem Abschiebegewahrsam „nur eine Tür, und das ist die Richtung Heimat". Deutliche Worte, die zeigen, dass die neue Regierung die Migrationsprobleme endlich ernst nimmt. Die erweiterten Grenzschließungen der letzten zwei Monate hätten bereits zu deutlich sinkenden Zahlen geführt – ein Beweis dafür, dass konsequentes Handeln wirkt.
Aufrüstung als neue Normalität
In der Verteidigungspolitik bereitet Merz die Deutschen auf eine neue Realität vor: Die Zeit der uneingeschränkten US-Unterstützung sei vorbei. Deutschland müsse mehr Verantwortung übernehmen und das neue NATO-Ziel von fünf Prozent des BIP für Rüstung erreichen. Eine gewaltige Summe, die irgendwo herkommen muss – vermutlich aus den Taschen der Steuerzahler.
Bemerkenswert ist Merz' Versuch, diese Ausgaben schönzureden: „Dieses Land kann trotz höherer Verteidigungsausgaben wohlhabender werden." Eine gewagte These angesichts der Tatsache, dass jeder Euro für Rüstung ein Euro weniger für Bildung, Infrastruktur oder Soziales ist.
Fazit: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Merz' Auftritt bei Maischberger offenbarte die Widersprüche der neuen Regierung: Große Versprechen treffen auf leere Kassen, konservative Rhetorik auf das Erbe der Merkel-Jahre. Immerhin: Bei der Migration zeigt die neue Regierung endlich die Härte, die viele Bürger seit Jahren fordern. Ob das reicht, um Deutschland wieder auf Kurs zu bringen, wird sich zeigen müssen.
Eines wurde an diesem Abend deutlich: Die Zeiten, in denen deutsche Politiker glaubten, alle Probleme mit noch mehr Geld und noch mehr Europa lösen zu können, neigen sich dem Ende zu. Die Realität hat Deutschland eingeholt – und mit ihr die Erkenntnis, dass es höchste Zeit für einen grundlegenden Kurswechsel ist. Ob Merz der richtige Mann dafür ist, bleibt abzuwarten. Die ersten Wochen seiner Kanzlerschaft lassen zumindest hoffen, dass er die Probleme erkannt hat. Jetzt muss er liefern.
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