
Merz' Außenpolitik: Rückfall in die Bonner Nostalgie statt Realismus für Deutschland
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz präsentiert sich als außenpolitischer Hardliner, der die Welt in schwarz-weiße Kategorien einteilt. Seine Formel klingt bestechend simpel: Russland böse, Israel gut. Doch diese Bierdeckel-Diplomatie offenbart vor allem eines – die gefährliche Sehnsucht nach einer längst vergangenen Epoche, in der Deutschland noch glaubte, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.
Die Renaissance der Bonner Republik
Was Merz als "klare Kante" verkauft, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als nostalgischer Rückgriff auf die außenpolitischen Reflexe der alten Bundesrepublik. Der Feind steht im Osten, der Freund im Nahen Osten – diese Denkmuster mögen in den 1980er Jahren ihre Berechtigung gehabt haben. Doch im Jahr 2025 wirken sie wie ein Relikt aus dem Museum bundesdeutscher Geschichte.
Die Realität sieht anders aus: Während Merz auf dem EU-Gipfel seine kompromisslose Haltung zelebrierte, zeigten Länder wie Spanien, die Slowakei und Ungarn, dass sie die deutsche Doppelmoral längst durchschaut haben. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach aus, was viele denken: Wie könne Europa 18 Sanktionspakete gegen Russland schnüren, aber gleichzeitig Israels Vorgehen im Gazastreifen als "legitime Selbstverteidigung" durchwinken?
Die unbequeme Wahrheit über Gaza
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 mit etwa 1.200 Toten hat Israel eine Sprengkraft von fast sieben Hiroshima-Bomben auf den Gazastreifen abgeworfen – ein Gebiet kaum größer als Dresden. Über 50.000 Menschenleben wurden ausgelöscht, 90 Prozent der Infrastruktur liegen in Trümmern. Dazu kommt das systematische Aushungern der Zivilbevölkerung.
"Wir haben 18 Sanktionspakete gegen Russland wegen seiner Aggression geschnürt, und Europa ist mit seiner Doppelmoral nicht in der Lage, ein Assoziierungsabkommen mit Israel auszusetzen."
Diese Worte des spanischen Ministerpräsidenten treffen den Kern des Problems. Deutschland führt de facto zwei Stellvertreterkriege – mit der Ukraine gegen Russland und mit Israel gegen den islamischen Autoritarismus. Diese Politik der doppelten Standards untergräbt nicht nur die deutsche Glaubwürdigkeit, sondern schadet langfristig den eigenen Interessen.
Die Zwangssolidarität als Fessel
Außenminister Johann Wadephul brachte es mit dem Begriff "Zwangssolidarität" auf den Punkt. Deutschland sei aufgrund seiner historischen Schuld in moralische Erbhaft gezwungen. Ohne die Verbrechen vor drei Generationen würde kaum jemand Israels Vorgehen als legitime Selbstverteidigung bezeichnen. Diese historisch bedingte Befangenheit verhindert eine rationale, interessengeleitete Außenpolitik.
Während Trump – bei all seinen Eigenarten – begriffen hat, dass die Nachbarschaft mit Diktatoren und Autokraten zur neuen Normalität gehört und entsprechende Deals aushandelt, verharrt die deutsche Politik in ihren ideologischen Schützengräben. Die Welt des 21. Jahrhunderts erfordert jedoch Pragmatismus statt Prinzipienreiterei.
Der Preis der Nostalgie
Merz' Außenpolitik ist Politik von Wessi-Boomern für Wessi-Boomer – eine Generation, die im vermeintlichen "Ende der Geschichte" sozialisiert wurde und nun verzweifelt an überholten Gewissheiten festhält. Doch Deutschland kann sich diese Nostalgie nicht mehr leisten. Die demografische Entwicklung, die veränderten globalen Kräfteverhältnisse und die neuen Herausforderungen erfordern einen radikalen Kurswechsel.
Die Realität wird sich durchsetzen, ob es den politischen Eliten gefällt oder nicht. Deutschland muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen und eine Außenpolitik betreiben, die den eigenen Interessen dient – nicht den moralischen Phantomschmerzen einer vergangenen Epoche. Die Alternative ist der weitere Abstieg in die internationale Bedeutungslosigkeit, während andere Nationen pragmatisch ihre Positionen in der neuen Weltordnung sichern.
Es ist höchste Zeit, dass Deutschland seine außenpolitischen Fesseln abstreift und eine Politik betreibt, die den Realitäten des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Merz' Rückfall in die Bonner Nostalgie ist dabei der falsche Weg – er führt Deutschland nur tiefer in die Sackgasse einer moralisierenden Außenpolitik, die weder den eigenen Interessen noch dem Weltfrieden dient.
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