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Kettner Edelmetalle
10.12.2025
07:16 Uhr

Israels Luftschläge im Libanon: Das Waffenstillstandstheater geht in die nächste Runde

Während die Welt gebannt auf die Eskalation im Nahen Osten blickt, liefert Israel wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, wie man internationale Vereinbarungen nach eigenem Gutdünken interpretiert. Die israelische Luftwaffe habe in der Nacht zum Dienstag mehrere Wellen von Angriffen auf den Südlibanon geflogen, berichteten libanesische Staatsmedien. Getroffen worden seien dabei Wohnhäuser und zivile Gebäude - ein Detail, das in der offiziellen israelischen Darstellung erstaunlicherweise keine Erwähnung findet.

Waffenruhe als Einbahnstraße

Die Ironie könnte kaum größer sein: Trotz eines seit November 2024 geltenden Waffenstillstands bombardiert Israel munter weiter. Die IDF rechtfertige ihre Angriffe mit dem üblichen Repertoire: Man habe Trainingslager der Hisbollah ins Visier genommen. Als ob Trainingslager nach monatelangem Bombardement noch existieren würden. Die libanesische Nachrichtenagentur berichtete von Angriffen auf den Berg Safi, die Stadt Jbaa, das Zefta-Tal und das Gebiet zwischen Azza und Rumin Arki - allesamt Gebiete, die 20 bis 30 Kilometer nördlich der israelischen Grenze liegen.

Was genau dort getroffen wurde? Militärische Strukturen und eine Abschussrampe, so die IDF. Beweise? Fehlanzeige. Aber wer braucht schon Beweise, wenn man die stärkste Militärmacht der Region ist und die bedingungslose Unterstützung Washingtons genießt?

Die ewige Bedrohung als Rechtfertigung

Israels Finanzminister Bezalel Smotrich ließ verlauten, diese Operationen würden "wahrscheinlich" fortgesetzt. Man werde nicht aufhören, bis die "Terror-Infrastruktur" zerstört sei. Eine bemerkenswerte Aussage, bedenkt man, dass Israel bereits 2024 die gesamte Führungsriege der Hisbollah ausgeschaltet haben will. Offenbar regeneriert sich diese mysteriöse Terror-Infrastruktur schneller als ein Hydra-Kopf.

"Wir werden nicht zulassen, dass die Hisbollah bleibt. Die Bewohner des Nordens verdienen es, in völliger Sicherheit in ihren Gemeinden zu leben"

So tönte Smotrich weiter. Ein hehres Ziel, zweifellos. Nur stellt sich die Frage: Was ist mit den Bewohnern des Südlibanon? Verdienen die keine Sicherheit? Oder gilt das Recht auf ein Leben ohne nächtliche Bombardements nur für eine Seite der Grenze?

Washington als willfähriger Gehilfe

Besonders pikant wird die Situation, wenn man Washingtons Rolle betrachtet. Die USA drängen die libanesische Regierung, die Hisbollah zu entwaffnen. Ein frommer Wunsch, bedenkt man, dass die schiitische Miliz besser bewaffnet ist als die reguläre libanesische Armee. Und wer trägt dafür die Verantwortung? Richtig, die Vereinigten Staaten selbst, die das libanesische Militär jahrzehntelang bewusst schwach gehalten haben - aus Angst, schwere Waffen könnten gegen Israel eingesetzt werden.

Diese perfide Logik offenbart das ganze Dilemma der amerikanischen Nahostpolitik: Man schwächt einen Staat systematisch, wundert sich dann über das entstehende Machtvakuum und nutzt dieses als Rechtfertigung für endlose militärische Interventionen des eigenen Verbündeten.

Die deutsche Perspektive

Während im Nahen Osten wieder einmal die Bomben fallen, schweigt Berlin beredt. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz scheint die bedingungslose Unterstützung Israels nahtlos von der Ampel-Regierung übernommen zu haben. Kein Wort der Kritik, keine Forderung nach Einhaltung des Waffenstillstands. Stattdessen wird man wohl bald wieder von der "besonderen Verantwortung Deutschlands" hören - eine Verantwortung, die offenbar darin besteht, zu jedem israelischen Völkerrechtsbruch zu schweigen.

Es ist diese Art von Doppelmoral, die das Vertrauen in die deutsche Außenpolitik untergräbt. Während man bei anderen Konflikten schnell mit moralischen Verurteilungen bei der Hand ist, herrscht beim Thema Israel ohrenbetäubende Stille. Eine Haltung, die weder den deutschen Interessen noch dem Frieden im Nahen Osten dient.

Ein Teufelskreis ohne Ende

Die jüngsten Angriffe zeigen einmal mehr: Der Nahost-Konflikt ist in einer endlosen Spirale der Gewalt gefangen. Jeder Angriff gebiert neue Vergeltung, jede Vergeltung rechtfertigt den nächsten Präventivschlag. Und während die Politiker auf beiden Seiten ihre martialischen Reden schwingen, leiden die Zivilbevölkerungen unter den Folgen dieser wahnsinnigen Politik.

Israel mag militärisch überlegen sein, doch wahre Sicherheit lässt sich nicht herbei bomben. Solange man glaubt, jeden Widerstand mit Gewalt brechen zu können, wird man immer neue Generationen von Kämpfern hervorbringen. Ein Kreislauf, der nur durch echte politische Lösungen durchbrochen werden kann - Lösungen, an denen offenbar niemand interessiert ist.

Die Geschichte lehrt uns: Imperien, die glauben, ihre Nachbarn dauerhaft unterdrücken zu können, sind zum Scheitern verurteilt. Ob diese Lektion jemals in Tel Aviv ankommen wird? Die jüngsten Bombardements lassen wenig Hoffnung aufkommen.

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