
Irlands dunkle Vergangenheit: Massengrab mit 800 toten Kindern wird endlich geöffnet
Was sich derzeit im irischen Tuam abspielt, lässt selbst hartgesottene Beobachter erschaudern. Auf dem Gelände eines ehemaligen katholischen Heims für unverheiratete Mütter haben Archäologen mit der systematischen Ausgrabung eines Massengrabs begonnen. In einem stillgelegten Abwassertank – man stelle sich das vor, in einem Abwassertank – liegen die sterblichen Überreste von 796 Säuglingen und Kleinkindern verscharrt wie Müll.
Ein System der Schande
Die Geschichte dieser Kinder ist ein Spiegelbild dessen, was passiert, wenn religiöse Institutionen unkontrollierte Macht ausüben. Zwischen 1925 und 1961 betrieb der katholische Nonnenorden Bon Secours Sisters das Mutter-Kind-Heim „St. Mary's". Hierher wurden junge Frauen abgeschoben, die das „Verbrechen" begangen hatten, unverheiratet schwanger zu werden. In einer Zeit, in der die katholische Kirche in Irland quasi einen Staat im Staate bildete, waren diese Frauen und ihre Kinder rechtlos.
Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In nur 36 Jahren starben 796 Kinder in diesem einen Heim. Hochgerechnet auf ganz Irland ergibt sich ein erschreckendes Bild – etwa 9.000 Kinder verloren in 18 derartigen Einrichtungen ihr Leben. Die Todesursachen reichen von Tuberkulose über Masern bis hin zu Keuchhusten. Krankheiten also, die bei angemessener Pflege und medizinischer Versorgung hätten behandelt werden können.
Der lange Weg zur Wahrheit
Dass diese Verbrechen überhaupt ans Licht kamen, verdanken wir einer mutigen Frau: Catherine Corless, eine Hobby-Historikerin, die sich nicht mit dem Schweigen abfinden wollte. Bereits 2014 legte sie erste Beweise vor, doch es sollte noch Jahre dauern, bis die Behörden reagierten. „Als ich anfing, wollte mir niemand zuhören", erinnert sich Corless. Man kann sich vorstellen, welche Widerstände sie überwinden musste in einem Land, in dem die katholische Kirche noch immer erheblichen Einfluss besitzt.
Die nun begonnenen Ausgrabungen werden mindestens zwei Jahre dauern. Spezialisten aus Kolumbien, Spanien, den USA, Kanada und Großbritannien arbeiten daran, den Kindern ihre Identität zurückzugeben. DNA-Proben werden mit Material lebender Verwandter abgeglichen. Es ist ein aufwendiger Prozess, aber er ist notwendig, um den Opfern wenigstens posthum ihre Würde zurückzugeben.
Ein Spiegel unserer Zeit
Was lehrt uns diese Geschichte? Sie zeigt, was geschieht, wenn Institutionen zu viel Macht erhalten und traditionelle Werte pervertiert werden. Die katholische Kirche, die eigentlich für Nächstenliebe und Barmherzigkeit stehen sollte, verwandelte sich in ein System der Unterdrückung. Unverheiratete Mütter wurden wie Aussätzige behandelt, ihre Kinder als wertlos betrachtet.
Anna Corrigan, deren zwei Brüder möglicherweise unter den Opfern sind, bringt es auf den Punkt: „Diese Kinder wurden zu Lebzeiten aller Menschenrechte beraubt, genau wie ihre Mütter. Und nach ihrem Tod hat man ihnen dann jede Würde und jeden Respekt verweigert."
Es ist bezeichnend, dass es einer einzelnen, hartnäckigen Bürgerin bedurfte, um dieses Unrecht aufzudecken. Wo waren die staatlichen Kontrollmechanismen? Wo war die vielgepriesene moralische Autorität der Kirche? Sie alle haben versagt, und dieses Versagen kostete tausende unschuldige Leben.
Die Lehren für heute
Man mag sich fragen, was diese düstere Geschichte mit unserer Gegenwart zu tun hat. Die Antwort ist: mehr als uns lieb sein kann. Auch heute noch gibt es Institutionen, die sich der demokratischen Kontrolle entziehen wollen. Auch heute noch werden Menschen ausgegrenzt, weil sie nicht in vorgefertigte Schablonen passen. Und auch heute noch braucht es mutige Einzelpersonen wie Catherine Corless, die unbequeme Wahrheiten ans Licht bringen.
Die Ausgrabungen in Tuam sind mehr als nur eine archäologische Untersuchung. Sie sind ein Akt der späten Gerechtigkeit, eine Mahnung an uns alle, wachsam zu bleiben. Denn wenn wir aus der Geschichte eines lernen können, dann dies: Unkontrollierte Macht korrumpiert, und das Schweigen der Mehrheit macht Unrecht erst möglich.
Immerhin: Nach Jahrzehnten des Vergessens werden diese Kinder nun endlich das erhalten, was ihnen verwehrt wurde – ein würdiges Begräbnis und einen Platz in der kollektiven Erinnerung. Es ist ein kleiner Trost angesichts des unermesslichen Leids, aber es ist ein Anfang.
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