
Handelskrieg auf Eis: EU und USA gönnen sich eine Verschnaufpause im Zollstreit
In der sich zuspitzenden Auseinandersetzung um Handelszölle zwischen den USA und der Europäischen Union zeichnet sich überraschend eine vorläufige Entspannung ab. Nach der von US-Präsident Donald Trump verkündeten 90-tägigen "Zollpause" für über 75 Länder hat nun auch Brüssel reagiert und die geplanten Vergeltungsmaßnahmen vorerst auf Eis gelegt.
Kehrtwende in letzter Minute
Noch am Mittwoch hatte die EU eine umfangreiche Liste mit US-Produkten verabschiedet, die ab Mitte April mit empfindlichen Strafzöllen belegt werden sollten. Das Spektrum reichte von Motorrädern über Jeans bis hin zu Agrarprodukten, die mit Zöllen zwischen 10 und 25 Prozent belastet worden wären. Doch dann kam die überraschende Wende aus Washington.
Trump's neuer Kurs - aber nicht für alle
Der US-Präsident verkündete für über 75 Länder, die sich seiner Ansicht nach verhandlungsbereit zeigen, eine dreimonatige Aussetzung der ursprünglich geplanten Zölle. Stattdessen soll nun ein moderater "gegenseitiger Zoll" von 10 Prozent gelten - allerdings nur unter der Bedingung, dass die betroffenen Länder ihrerseits auf Vergeltungsmaßnahmen verzichten. Bemerkenswert: China bleibt von dieser Entspannungspolitik ausgeschlossen. Im Gegenteil: Für das Reich der Mitte wurden die Zölle sogar auf drastische 125 Prozent erhöht.
Von der Leyen zeigt sich vorsichtig optimistisch
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte in Brüssel mit verhaltener Zuversicht auf die neue Situation. "Wir wollen den Verhandlungen eine Chance geben", erklärte sie, machte aber gleichzeitig deutlich, dass die EU keineswegs alle Trümpfe aus der Hand gibt. Sollten die Gespräche nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, könnten die Gegenmaßnahmen jederzeit wieder aktiviert werden.
Energiepolitik als Zankapfel
Ein besonders heikler Punkt in den Verhandlungen bleibt die Energiepolitik. Die USA fordern als Gegenleistung für Zollerleichterungen verbindliche Energieimporte seitens der EU. Eine Forderung, die in Brüssel auf wenig Gegenliebe stößt. Schon jetzt bezieht die EU die Hälfte ihres Flüssiggasbedarfs aus den USA - eine noch stärkere Abhängigkeit wird kategorisch abgelehnt.
Kritischer Ausblick
Diese vorläufige Entspannung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundlegenden Konflikte in der Handelspolitik weiter bestehen. Die aktuelle Situation gleicht eher einem fragilen Waffenstillstand als einer dauerhaften Lösung. Besonders kritisch ist zu sehen, dass die USA weiterhin versuchen, durch wirtschaftlichen Druck politische Zugeständnisse zu erzwingen - eine Strategie, die langfristig das Verhältnis zwischen den traditionellen Verbündeten belasten könnte.
Die nächsten 90 Tage werden zeigen, ob beide Seiten tatsächlich zu substanziellen Kompromissen bereit sind. Eines ist jedoch klar: Die EU tut gut daran, sich nicht zu sehr in die Abhängigkeit der USA zu begeben und stattdessen an einer Stärkung der eigenen wirtschaftlichen Souveränität zu arbeiten.
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