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04.09.2025
08:11 Uhr

Frankfurts Kulturelite zelebriert den Niedergang: Schirn Kunsthalle flüchtet in besetzte Druckerei

Was für ein Schauspiel bietet sich da in der Mainmetropole: Die renommierte Schirn Kunsthalle, einst Aushängeschild der deutschen Kulturlandschaft, muss nach nicht einmal 40 Jahren Betrieb aus ihrem postmodernen Prachtbau fliehen. Die Sandsteinplatten bröckeln von der Fassade, die Energiebilanz spottet jeder Beschreibung. Ein Armutszeugnis für die deutsche Baukunst der 1980er Jahre – und ein Symbol für den Zustand unserer öffentlichen Infrastruktur unter jahrzehntelanger Misswirtschaft.

Doch wohin verschlägt es den Kunsttempel? Ausgerechnet in ein ehemals besetztes Gebäude in Frankfurt-Bockenheim, das noch vor zwei Jahren dem Abriss geweiht war. Die alte Dondorf Druckerei, 1890 erbaut, sollte einem sterilen Neubau des Max-Planck-Instituts weichen. Dass es anders kam, verdankt Frankfurt einer Hausbesetzerszene, die unter dem Motto "Druckerei für alle" das Gebäude okkupierte.

Wenn Hausbesetzer zu Kulturrettern werden

Man mag es kaum glauben: Die gleichen Aktivisten, die sonst gerne mal Polizeieinsätze provozieren und den Rechtsstaat herausfordern, haben hier tatsächlich ein Stück Industriegeschichte gerettet. Zweimal räumte die Polizei, doch am Ende gab das Max-Planck-Institut klein bei. Ein seltener Sieg der Straße über die Institutionen – und vielleicht der einzige positive Aspekt dieser ganzen Geschichte.

Schirn-Direktor Sebastian Baden gibt sich begeistert von seinem neuen Domizil. "Ein Glücksfall", schwärmt er über die mit bunten Stahlträgern aufgepeppte Industrieruine. Man wolle hier nicht nur "hochkarätige Ausstellungen" zeigen, sondern auch einen "Ort der Begegnung" schaffen. Welch euphemistische Umschreibung für eine Notlösung, die nur deshalb nötig wurde, weil man es in fast vier Jahrzehnten nicht geschafft hat, ein öffentliches Gebäude ordentlich instand zu halten.

Die bewegte Geschichte eines deutschen Industriedenkmals

Die Historie der Dondorf Druckerei liest sich wie ein Spiegelbild deutscher Geschichte: Gegründet von einer jüdischen Familie, produzierte man zunächst Spielkarten und Wertpapiere. In der NS-Zeit dann der moralische Bankrott – die Druckpressen spuckten Propagandaschriften aus. Nach dem Krieg beherbergte das Gebäude die Kunstpädagogik der Frankfurter Universität, bevor es dem Verfall preisgegeben wurde.

Dass ausgerechnet dieses geschichtsträchtige Gebäude nun zum temporären Kunsttempel wird, während der eigentliche Prachtbau saniert werden muss, könnte symbolträchtiger nicht sein. Deutschland, einst Land der Dichter und Denker, kann nicht einmal mehr seine Kulturstätten ordentlich unterhalten.

Tanzende Umzugshelfer und Techno-Märsche

Als wäre die ganze Situation nicht schon grotesk genug, inszeniert man den Umzug als großes Spektakel. Die Berliner Choreografin Sasha Waltz wurde engagiert, um mit 100 Laientänzern den "rite de passage" zu zelebrieren. Begleitet von der Hamburger Techno-Marching-Band MEUTE soll am 7. September eine Parade vom alten zum neuen Standort ziehen. Tausende Schaulustige werden erwartet.

Man fragt sich unwillkürlich: Ist das noch Kunst oder schon Realsatire? Während überall im Land die Infrastruktur zerfällt, Schulen schimmeln und Brücken gesperrt werden, feiert die Kulturelite ihren eigenen Niedergang als Event. Eine halbe Million Besucher jährlich, die bisher Werke von Feininger, Chagall oder Basquiat bewunderten, dürfen sich nun zwei Jahre lang in einer umgebauten Druckerei wiederfinden.

Die Illusion der temporären Lösung

Baden gibt sich optimistisch: Nach zwei Jahren soll die Sanierung abgeschlossen sein, dann kehre man zurück. Doch wer die deutsche Baugeschichte kennt, weiß: Aus zwei Jahren werden schnell vier, aus temporären Lösungen dauerhafte Provisorien. Immerhin, so versichert der Direktor, werde die Druckerei auch nach dem Auszug der Schirn erhalten bleiben. Die geschaffenen "perfekten Ausstellungshallen" würden den langfristigen Erhalt sichern.

Ein schwacher Trost für eine Stadt, die sich gerne als Finanzmetropole und Kulturhauptstadt inszeniert, aber nicht einmal ihre wichtigsten Kulturbauten pflegen kann. Während in Dubai und Shanghai hypermoderne Museen aus dem Boden schießen, bröckelt in Frankfurt der Putz von den Wänden. Das ist die bittere Realität des Kulturstandorts Deutschland im Jahr 2025 – ein Land, das seine Vergangenheit verklärt, seine Gegenwart verschläft und seine Zukunft verspielt.

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