
Chinas gefährliches Spiel: Warum Peking weder Russlands Niederlage noch dessen Sieg wünscht
Die geopolitischen Schachzüge Pekings offenbaren eine bemerkenswerte Doppelstrategie, die selbst erfahrene Beobachter überraschen dürfte. Während die westlichen Medien China gerne als heimlichen Unterstützer Russlands darstellen, zeigt eine genauere Analyse ein weitaus komplexeres Bild. Der chinesische Außenminister Wang Yi soll seinem EU-Kollegen gegenüber eingestanden haben, dass China eine russische Niederlage in der Ukraine fürchte – doch die wahren Beweggründe Pekings sind weitaus vielschichtiger.
Das strategische Dilemma der Volksrepublik
Die Äußerungen Wangs, sollten sie denn tatsächlich so gefallen sein, enthüllen Chinas prekäre Lage im geopolitischen Machtgefüge. Eine russische Niederlage würde zweifellos dazu führen, dass sich die gesamte militärische und wirtschaftliche Schlagkraft der USA gegen China richten würde. Der von Trump angekündigte "Pivot to Asia" würde dann mit voller Wucht umgesetzt werden können – ein Albtraumszenario für Peking.
Doch hier offenbart sich das Paradoxon chinesischer Realpolitik: Ein russischer Sieg wäre für China ebenfalls problematisch. Warum? Die Antwort liegt in den wirtschaftlichen Verflechtungen, die sich seit Beginn der "Spezialoperation" entwickelt haben.
Die Ölbonanza als zweischneidiges Schwert
China profitiert derzeit massiv von vergünstigten russischen Energielieferungen. Diese Importe zu Schleuderpreisen helfen der chinesischen Wirtschaft, trotz globaler Konjunkturabschwächung ihr Wachstum aufrechtzuerhalten. Ein Ende des Ukraine-Konflikts – sei es durch russischen Sieg oder Kompromissfrieden – würde diese lukrative Quelle billiger Energie versiegen lassen.
"Eine Interpretation von Wangs Erklärung in Brüssel ist, dass China zwar nicht um den Krieg gebeten hat, seine Verlängerung aber Pekings strategischen Bedürfnissen entsprechen könnte, solange die USA in der Ukraine engagiert bleiben."
Diese zynische Kalkulation zeigt, wie sehr Peking bereit ist, das Leid in der Ukraine für eigene wirtschaftliche Vorteile zu instrumentalisieren. Je länger der Konflikt andauert, desto abhängiger wird Russland von China als Abnehmer seiner Rohstoffe – und desto günstiger werden die Konditionen für Peking.
Trumps Gegenstrategie nimmt Gestalt an
Die neue US-Administration unter Donald Trump hat diese chinesische Strategie längst durchschaut. Steve Witkoff, Trumps Sondergesandter für Russland, arbeitet Berichten zufolge bereits an einer Lockerung der Energiesanktionen gegen Russland. Das Ziel ist klar: China soll der Zugang zu extrem billigen russischen Ressourcen verwehrt werden, mit denen es seinen Aufstieg zur Supermacht finanziert.
Diese entstehende "Neue Entspannungspolitik" zwischen Washington und Moskau könnte Pekings Pläne durchkreuzen. Durch eine schrittweise Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen würde Russlands einseitige Abhängigkeit von China reduziert – ein strategischer Albtraum für die Führung in Peking.
Die Arktis als neues Spielfeld
Besonders brisant könnte eine mögliche russisch-amerikanische Zusammenarbeit in der Arktis werden. Die dortigen Energievorkommen könnten bei einer Kooperation zwischen Moskau und Washington China jahrzehntelang von günstigen Ressourcen abschneiden. Ein Szenario, das Pekings Ambitionen auf globale Vorherrschaft empfindlich treffen würde.
Pekings riskantes Kalkül
China wandelt auf einem schmalen Grat. Einerseits kann es sich eine russische Niederlage nicht leisten, da dies seine eigene Sicherheit gefährden würde. Andererseits würde ein russischer Sieg die lukrativen Energiedeals beenden und möglicherweise sogar zu einer Annäherung zwischen Russland und dem Westen führen – mit fatalen Folgen für Chinas geopolitische Position.
Diese Zwickmühle erklärt, warum Peking zwar wirtschaftlich mit Moskau kooperiert, aber keine direkte militärische Unterstützung leistet. China will den Konflikt am Köcheln halten – nicht zu heiß, damit keine westlichen Sanktionen drohen, aber auch nicht zu kalt, damit die USA in Europa gebunden bleiben.
Die wahre Tragödie liegt darin, dass diese zynische Strategie das Leid in der Ukraine verlängert. Während Peking von billigem Öl profitiert und Washington neue geopolitische Schachzüge plant, zahlen die Menschen in der Ukraine den Preis für dieses große Spiel der Mächte. Es zeigt sich einmal mehr: In der internationalen Politik gibt es keine Freundschaften, nur Interessen – und China verfolgt die seinen mit bemerkenswerter Kaltblütigkeit.
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