
Wenn kritische Fragen zur Bedrohung werden: Der deutsche Journalismus im freien Fall
Was sich da im Oval Office abspielte, könnte man fast für eine Satire halten – wäre es nicht bittere Realität. Während Bundeskanzler Merz seinen Antrittsbesuch bei US-Präsident Trump absolvierte, entlarvte sich der deutsche Hauptstadtjournalismus einmal mehr als das, was er längst geworden ist: Eine Art medialer Prätorianergarde, die den Kanzler vor unbequemen Fragen schützen will.
Im Zentrum des Skandals, der keiner war: Julian Reichelt, Chefredakteur von Nius. Sein Vergehen? Er hätte beinahe eine kritische Frage gestellt. Man stelle sich vor! In einer funktionierenden Demokratie wäre das die Kernaufgabe eines Journalisten. Im Deutschland des Jahres 2025 wird es offenbar als Sabotageakt begriffen.
Die Angst vor der kritischen Frage
Die Reaktionen der mitgereisten Pressevertreter sprechen Bände. Ein gewisser Bastian Brauns von t-online widmete sage und schreibe acht von 21 Posts auf X der bloßen Anwesenheit Reichelts. Man fragt sich unwillkürlich: Ging es im Oval Office nun um Weltpolitik oder um die Abwehr eines unliebsamen Kollegen?
Besonders entlarvend ist die Wortwahl der etablierten Medienvertreter. Reichelt sei von der US-Administration ins Oval Office „geschleust" worden, raunt es aus den Redaktionsstuben. Als ob der amerikanische Präsident in seinem eigenen Amtssitz Schmuggelware verstecken müsste! Diese Verschwörungsrhetorik offenbart mehr über den Geisteszustand des deutschen Journalismus als über die tatsächlichen Vorgänge in Washington.
Die neue Definition von Journalismus
Was hier sichtbar wird, ist der komplette Paradigmenwechsel im journalistischen Selbstverständnis. Während Reichelt auf eigene Faust und unabhängig von der Bundesregierung anreiste, kamen die anderen brav im Regierungsflieger mit. Und genau diese Abhängigkeit scheint ihr Verhalten zu prägen.
„Wer bei dem Gedanken, jemand könnte doch eine kritische Frage stellen, Schnappatmung bekommt und quasi eine Wagenburg um den Kanzler bildet, hat seinen Beruf akut verlernt."
Robin Alexander von der Welt sorgte sich allen Ernstes, dass kritische Fragen „einen Streit vor Kameras zwischen Trump und Merz" auslösen könnten. Man reibt sich verwundert die Augen: Seit wann ist es die Aufgabe von Journalisten, Politiker vor unangenehmen Situationen zu bewahren?
Der Niedergang der vierten Gewalt
Diese Episode ist symptomatisch für den Zustand der deutschen Medienlandschaft. Der „konstruktive Journalismus", wie er euphemistisch genannt wird, hat sich längst in einen devoten Hofberichterstattungsstil verwandelt. Die vierte Gewalt, einst als Wachhund der Demokratie gedacht, ist zum Schoßhündchen der Mächtigen verkommen.
Besonders pikant: Die Frage nach der Meinungsfreiheit in Deutschland, die Reichelt möglicherweise hätte stellen wollen, ist nicht nur ein innenpolitisches Thema von höchster Brisanz. Sie ist auch ein Streitpunkt zwischen der US-Administration und der Bundesregierung. Dass keiner der mitgereisten Journalisten auf die Idee kam, dieses Thema anzusprechen, sagt alles über den Zustand unserer Medien aus.
Die Wagenburg-Mentalität
Was sich hier zeigt, ist eine Art journalistische Wagenburg-Mentalität. Man schottet sich ab gegen jeden, der das gemütliche Arrangement zwischen Politik und Medien stören könnte. Der Politico-Newsletter triumphierte geradezu, als Reichelt nicht zu Wort kam: „Julian Reichelt war da, kam aber nicht zu Wort (*schnief*)." Diese hämische Freude über das Verstummen einer kritischen Stimme ist beschämend für eine Zunft, die sich einst der Wahrheitsfindung verschrieben hatte.
Die mitreisenden Journalisten im Regierungsflieger haben offenbar vergessen, dass ihre Loyalität nicht dem Kanzler, sondern der Öffentlichkeit gelten sollte. Stattdessen agieren sie wie eine Art medialer Leibwache, die jeden Störenfried abwehrt, der es wagen könnte, die sorgsam choreografierte Inszenierung zu durchbrechen.
Ein Armutszeugnis für die Demokratie
Diese Vorgänge sind mehr als nur eine Posse unter Journalisten. Sie sind ein Armutszeugnis für den Zustand unserer Demokratie. Wenn kritische Fragen als Sabotage begriffen werden, wenn Journalisten sich mehr um die Verhinderung unbequemer Momente als um Aufklärung sorgen, dann läuft etwas fundamental schief.
Die deutsche Medienlandschaft braucht dringend mehr Journalisten, die bereit sind, auch unbequeme Fragen zu stellen – selbst wenn das bedeutet, nicht mehr im Regierungsflieger mitfliegen zu dürfen. Denn eine Demokratie ohne kritischen Journalismus ist wie ein Auto ohne Bremsen: Es mag eine Weile gutgehen, aber das böse Erwachen ist programmiert.
Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: In einem Land, in dem kritische Fragen als Bedrohung wahrgenommen werden, ist es um die Meinungsfreiheit schlechter bestellt, als viele wahrhaben wollen. Und solange sich Journalisten lieber als Beschützer der Mächtigen denn als deren Kontrolleure verstehen, wird sich daran auch nichts ändern.
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