
Wegners Schaulaufen bei der Post: Wenn Politik auf harte Realität trifft
Was für eine Inszenierung! Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) tauschte seinen Anzug gegen eine neongrüne Verdi-Weste und spielte für ein paar Minuten Paketbote. In einer Spandauer Verteilhalle der Deutschen Post sollte er am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, täglich tonnenschwere Pakete zu wuchten. Die Gewerkschaft hatte sich dieses Schauspiel ausgedacht, um ihre Forderung nach einer Gewichtsobergrenze von 20 Kilogramm pro Paket medienwirksam zu untermauern.
Der Bürgermeister als Arbeiter – eine durchschaubare Nummer
Um kurz vor acht Uhr morgens erschien Wegner mit leicht geröteten Wangen und noch etwas verquollenen Augen am Rohrdamm. Die wartenden Mitarbeiter in ihren schwarzen Zustellschuhen dürften sich ihren Teil gedacht haben, als der Politiker in seiner Gewerkschaftsweste vorfuhr – umringt von Personenschützern und Funktionären. Ein Regierender im Gewand eines Arbeiterführers, wie treffend bemerkt wurde.
Die Choreografie war perfekt durchgeplant: Wegner sollte schwere Pakete aus einem Container auf Förderbänder wuchten. Nach einigen Dutzend Sendungen kam dann der inszenierte Höhepunkt – eine besonders schwere Kiste mit Teilen eines elektrisch verstellbaren Tisches. "Oh!", entfuhr es dem Bürgermeister beim Anheben. "Achtung, Rücken!", rief prompt ein Gewerkschafter. Der gewünschte Moment war im Kasten.
Die harte Realität hinter der politischen Show
Während Wegner nach wenigen Minuten wieder abtrat, schuften die echten Paketboten täglich stundenlang unter ohrenbetäubendem Lärm. Keiner trägt Ohrenschützer, obwohl die Förderbänder und rutschenden Pakete einen Höllenlärm verursachen. Bis zu 5000 Sendungen stecken in einem einzigen Container. In der Hochsaison vor Weihnachten werden hier täglich fast 32.000 Pakete für die Zustellung sortiert.
Der Zusteller Michael Mook, ein fröhlicher Rotschopf, der sein Alter mit "immer 49" angibt, brachte die Problematik auf den Punkt: "Wir haben immer mehr Leute mit Bandscheibenvorfällen." Billy-Regale von Ikea, 18 Flaschen Wein im Karton – solche Sendungen müssten mitunter fünf Stockwerke hochgewuchtet werden. Und wenn die Zustellung scheitere, gehe es den gleichen Weg wieder zurück.
Regulierungswahn statt echter Lösungen
Die Gewerkschaft fordert nicht nur eine Gewichtsobergrenze von 20 Kilogramm, sondern auch ein Verbot von Subunternehmen und strikte Kontrollen. Auf dem Bau würden Zementsäcke schließlich auch nur noch 25 statt 50 Kilo wiegen dürfen – "seit 1999, gloob ick", wie Mook dem Politiker erklärte. "Und wenn das Baujewerbe dit schon kapiert hat..."
Wegner nickte verständnisvoll und zeigte sich sehr geneigt, sich für mehr staatliche Regulierung einzusetzen. Kein Wunder – mit solchen Inszenierungen grenzt er sich vom wirtschaftsliberalen Kurs seines Parteichefs Friedrich Merz ab. In Berlin wird er sich anders wohl kaum an der Macht halten können.
Die Rechnung zahlt am Ende der Verbraucher
Was die Gewerkschafter bei ihrer Kampagne verschweigen: Sollte das 20-Kilo-Gesetz tatsächlich kommen, würden die Versandkosten explodieren. Das Billy-Regal müsste in zwei Paketen verschickt werden, schwere Weinlieferungen würden deutlich teurer. Die Mehrkosten würden selbstverständlich auf die Verbraucher umgelegt.
Ein Verdi-Funktionär brachte es unfreiwillig ehrlich auf den Punkt: "Watt is it dem Verbraucher wert, den Paketboten zu schützen?" Eine rhetorische Frage, deren ehrliche Antwort vieler Fans von Temu und anderen Billigversendern wohl lauten würde: "Nüscht."
Die strikte Regulierung aller Paketdienste bleibt angesichts der wirtschaftlichen Realitäten eine semisozialistische Träumerei. Es wäre den Zustellern wie Michael Mook zwar zu wünschen, dass sie schwere Pakete künftig zu zweit die Altbautreppen hochschleppen dürften. Doch in Zeiten, in denen der Onlinehandel boomt und die Verbraucher immer günstigere Lieferungen erwarten, wird diese Vision wohl Utopie bleiben.
Die Deutsche Post heißt übrigens längst nicht mehr so – vor zwei Jahren wurde sie in DHL Group umbenannt. Das hiesige Kerngeschäft ist über die Jahrzehnte immer unwichtiger geworden. Ein Symbol für den Wandel, den auch die Politik nicht aufhalten kann.
- Themen:
- #CDU-CSU

Webinar-Aufzeichnung Der Digitale Euro kommt!
Ihre Experten im Webinar:

Peter Hahne

Prof. Dr. S. Bhakdi

Ernst Wolff

Philip Hopf

Joachim Steinhöfel

Patrick Baab
Ihre exklusiven Webinar-Pakete:
Wählen Sie jetzt eines der 4 von Dominik Kettner zusammengestellten Pakete und schützen Sie Ihr Vermögen vor AMLA, digitalem Euro und Enteignung
- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik