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Kettner Edelmetalle
29.12.2025
16:19 Uhr

Türkei setzt erneut auf russische Atomkraft: Neun Milliarden Dollar für strategische Partnerschaft

Während Europa sich krampfhaft von russischen Energielieferungen zu lösen versucht und Deutschland seine letzten Kernkraftwerke abgeschaltet hat, geht die Türkei einen diametral entgegengesetzten Weg. Ankara hat soeben einen weiteren milliardenschweren Deal mit Moskau besiegelt, der die energiepolitische Verflechtung beider Länder auf Jahrzehnte zementieren wird.

Russland finanziert türkisches Nuklearprojekt mit neun Milliarden Dollar

Das Akkuyu-Kernkraftwerk an der türkischen Mittelmeerküste erhält frische Finanzspritzen in Höhe von neun Milliarden Dollar aus russischen Kassen. Energieminister Alparslan Bayraktar verkündete, dass der Großteil dieser Summe in den Jahren 2026 und 2027 fließen werde – allein im kommenden Jahr könnten bis zu fünf Milliarden Dollar transferiert werden. Die Anlage, die nach mehrfachen Verzögerungen nun 2026 ans Netz gehen soll, wird Türkeis erstes Kernkraftwerk überhaupt sein.

Was dieses Projekt so bemerkenswert macht, ist seine Struktur: Es handelt sich um ein sogenanntes Build-Own-Operate-Modell. Der russische Staatskonzern Rosatom trägt nicht nur das finanzielle Risiko, sondern wird die Anlage auch besitzen und über Jahrzehnte hinweg betreiben. Genau diese Konstruktion war der Grund, warum Akkuyu überlebte, während das zweite türkische Nuklearprojekt in Sinop an explodierenden Kosten und politischer Komplexität scheiterte. Nur Russland blieb am Ball.

Doppelstrategie: Erneuerbare Energien und russische Atomkraft

Der Zeitpunkt dieser Finanzierungszusage könnte kaum pikanter sein. Denn parallel dazu positioniert sich die Türkei lautstark als Vorreiter bei erneuerbaren Energien. Die installierte Kapazität an regenerativen Energiequellen ist auf beachtliche 74 Gigawatt angewachsen, die Solarkapazität hat sich in weniger als drei Jahren verdoppelt. Ankara brüstet sich damit, seit 2022 durch Wind- und Solarenergie Erdgasimporte im Wert von 15 Milliarden Dollar eingespart zu haben. Zudem hat das Land ein Netto-Null-Ziel für 2053 ausgerufen und verhandelt mit dem saudischen Konzern ACWA Power über gigantische Solarprojekte mit einer Kapazität von fünf Gigawatt.

Doch die Kernkraft steht außerhalb dieser grünen Erzählung. Akkuyu allein soll nach Fertigstellung etwa zehn Prozent des türkischen Strombedarfs decken. Das Kraftwerk reduziert Gasimporte, stabilisiert die Grundlastversorgung und – hier liegt der eigentliche Clou – bindet die Türkei langfristig strategisch an Russland. Eine Bindung, die erneuerbare Energien schlicht nicht ersetzen können.

Gespräche mit anderen Nuklearmächten bleiben folgenlos

Zwar führt Ankara auch Gespräche mit Südkorea, China und den Vereinigten Staaten über künftige Nuklearprojekte in Sinop und Thrakien. Doch Worte sind billig. Russland hat bereits Stahl im Boden, Reaktoren im Bau und nun weitere neun Milliarden Dollar auf dem Tisch. Die Konkurrenz kann da nur zuschauen.

Pragmatismus statt Ideologie: Türkeis energiepolitische Meisterleistung

Für Ankara geht es bei diesem Deal um weit mehr als die simple Wahl zwischen Moskau, Brüssel oder Washington. Es geht um Hebelwirkung und strategische Autonomie. Die Türkei baut ein Energiesystem auf, das auf dem Papier diversifiziert erscheint, in Wahrheit jedoch von knallhartem Pragmatismus geprägt ist. Russisches Gas, russische Nuklearfinanzierung, nahöstliches Solarkapital, europäische Stromnetze und heimische erneuerbare Energien – all das koexistiert, weil die Türkei Optionen und Verhandlungsmacht will.

Man mag von der türkischen Außenpolitik halten, was man will, doch in energiepolitischer Hinsicht zeigt Ankara eine Weitsicht, die man sich in Berlin nur wünschen könnte. Während Deutschland seine Kernkraftwerke abschaltete und sich in ideologische Grabenkämpfe verstrickte, sichert sich die Türkei eine stabile Energieversorgung für die kommenden Jahrzehnte. Ungeachtet aller öffentlichen Bekenntnisse zur Diversifizierung: Die Geschäfte mit Russland sind noch lange nicht beendet.

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