
Türkei auf dem Weg zum Überwachungsstaat: EU-Kommissarin sagt Treffen aus Protest ab
Die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei stehen erneut vor einer Zerreißprobe. Nach der umstrittenen Festnahme des türkischen Oppositionspolitikers Ekrem Imamoğlu zeigt Brüssel nun deutliche Kante gegenüber dem zunehmend autoritär agierenden Regime in Ankara. EU-Kommissarin Marta Kos sagte ihr geplantes Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan beim Antalya Diplomacy Forum im April kurzerhand ab - ein diplomatischer Affront, der die wachsenden Spannungen verdeutlicht.
Demokratie in der Türkei: Eine Farce?
Die Verhaftung Imamoğlus, der seine Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt hatte, wirft ein grelles Licht auf den desolaten Zustand der türkischen Demokratie. Die EU-Kommission kritisiert in ungewohnt scharfem Ton die systematische Verfolgung von Oppositionellen, Aktivisten, Journalisten und Vertretern der Zivilgesellschaft. Was sich derzeit in der Türkei abspielt, hat mit demokratischen Grundwerten nichts mehr zu tun.
Hightech-Überwachung gegen das eigene Volk
Besonders alarmierend ist der massive Ausbau des staatlichen Überwachungsapparats. Mit modernster Gesichtserkennungstechnologie werden Demonstranten identifiziert und später in ihren Wohnungen verhaftet. Das Internet wird nach Belieben gedrosselt, soziale Netzwerke werden gesperrt. Präsident Erdogan, der die Proteste als "Straßenterror" diffamiert, nutzt die digitale Infrastruktur schamlos zur Unterdrückung jeglicher Opposition.
Neue Gesetze bedrohen die Privatsphäre
Ein besonders perfides Gesetzesvorhaben soll Messengerdienste wie WhatsApp und Telegram zwingen, Büros in der Türkei zu eröffnen und die Identität ihrer Nutzer preiszugeben. Die türkische Regierung treibt den Aufbau eines digitalen Überwachungsstaates mit erschreckender Geschwindigkeit voran. Bereits jetzt müssen Internetanbieter sensible Nutzerdaten an die Behörden liefern - und das weit über die gesetzlich erlaubte Speicherfrist hinaus.
EU in der Zwickmühle
Die Europäische Union steht vor einem Dilemma: Einerseits will sie die wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei nicht gefährden, andererseits kann sie die systematischen Verstöße gegen demokratische Grundwerte nicht länger ignorieren. EU-Sprecher Markus Lammert kündigte an, das Engagement gegenüber der Türkei "sorgfältig neu zu kalibrieren" - ein diplomatischer Euphemismus für die wachsende Distanz zwischen Brüssel und Ankara.
Fazit: Demokratie in Gefahr
Die aktuelle Entwicklung in der Türkei zeigt einmal mehr, wie schnell demokratische Strukturen durch autoritäre Machthaber ausgehöhlt werden können. Die systematische Überwachung der Bevölkerung, die Unterdrückung der Opposition und die Missachtung grundlegender Bürgerrechte erinnern fatal an Methoden, die man bisher nur aus Diktaturen kannte. Die EU muss nun Farbe bekennen und deutlich machen, dass der Weg in den Überwachungsstaat mit europäischen Werten unvereinbar ist.
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