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14.07.2025
12:19 Uhr

Theater als Kampfzone: Wenn Kulturschaffende zu Soldaten werden

Die deutsche Theaterlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren zu einem ideologischen Schlachtfeld entwickelt, auf dem nicht mehr die Kunst, sondern die politische Gesinnung den Ton angibt. Diese beunruhigende Entwicklung beleuchtet der Kurator und Künstler Julian Warner in seiner autofiktionalen Soloperformance „Der Soldat" am Stuttgarter Theater Rampe auf bemerkenswert selbstkritische Weise.

Warner, der bis vor kurzem das renommierte Brecht-Festival in Augsburg leitete, nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch die Absurditäten des zeitgenössischen Kulturbetriebs. Seine Ausgangsfrage könnte aktueller kaum sein: Wie wurde aus einem Künstler, der einfach nur Theater machen wollte, ein „Soldat im Kulturkrieg"? Die Antwort findet er in der zunehmenden Politisierung der Bühne, die jeden Schauspieler, jeden Regisseur und jeden Dramaturgen zu einem Kämpfer an der ideologischen Front macht.

Die Ikone als Projektionsfläche

Im Zentrum seiner Performance steht die Figur des Psychiaters Frantz Fanon, dessen Schriften zur Dekolonisierung heute als Kampfschriften im Kulturbetrieb missbraucht werden. Warner projiziert Fanons Gesicht überlebensgroß auf eine Leinwand – entrückt wie ein Heiliger, der für alle möglichen Zwecke instrumentalisiert werden kann. Doch statt sich vor dieser Ikone zu verneigen, umkreist Warner sie kritisch und fragt nach der Faszination solcher historischen Kostüme.

Besonders aufschlussreich ist Warners eigene Identitätsodyssee, die er mit beißender Ironie schildert: „Als ich 1985 in Deutschland zur Welt kam, war ich ein Ausländer, 2005 wurde ich zum Mitbürger mit Migrationshintergrund, 2010 dann postmigrantisch, 2012 Schwarz, jetzt bin ich wohl BIPoC." Diese ständig wechselnden Etiketten offenbaren die Beliebigkeit eines Diskurses, der mehr mit akademischen Moden als mit echter gesellschaftlicher Veränderung zu tun hat.

Wenn Diversität zur Farce wird

Warner war selbst Dramaturg bei der umstrittenen „Schwarzkopie" von „Mittelreich" – einem Theaterstück, das ausschließlich mit schwarzen Schauspielern besetzt wurde, um das Theater als „weiße Institution" zu entlarven. Heute scheint er diese Aktion kritischer zu sehen. Die Schwarz-Weiß-Brille, mit der man damals auf die Welt blickte, habe wenig mit der komplexen Realität zu tun gehabt. Ein Münchner Stadttheater sei schließlich kein brutales Kolonialregime.

Diese Erkenntnis führt Warner zu einer fundamentalen Kritik an der aktuellen Kulturförderung. In einem bemerkenswerten Statement forderte er kürzlich: „Bitte keine neuen Diversitätsprogramme!" Eine mutige Aussage in Zeiten, in denen solche Programme als Allheilmittel gegen alle gesellschaftlichen Übel gepriesen werden. Doch Warner hat erkannt, dass diese gut gemeinten Initiativen oft nur zu einer „toxischen Dynamik" führen, in der echte künstlerische Qualität hinter politischen Parolen verschwindet.

Die Verführung des Radikalismus

Besonders scharf analysiert Warner die Verführungskraft des Verbalradikalismus im politischen Theater. Wenn jede Bühne zum Schlachtfeld und jeder Künstler zum Soldaten wird, dann müssen die zu bekämpfenden Übel immer größer und abstrakter werden. Das Ergebnis sei ein „politisches Theater als Donquichotterie" – ein Kampf gegen Windmühlen, der die echten Probleme unserer Gesellschaft aus dem Blick verliert.

Die fatale Rede vom „Siedlerkolonialismus", die heute in linken Kreisen grassiert, sei ein Beispiel für diese gefährliche Vereinfachung. Warner erkennt, wie verführerisch es ist, die komplexe Gegenwart durch die Brille von Fanons kolonialem Algerien zu betrachten. Doch diese historischen Kostüme passen nicht zur deutschen Realität des Jahres 2025.

Zurück zur Kunst

Am Ende seiner Performance wendet sich Warner direkt an das projizierte Abbild Fanons: „Den ganzen Abend reden wir aneinander vorbei. Du redest vom bewaffneten Kampf gegen das französische Imperium, ich von deutscher Kulturpolitik." Diese ehrliche Selbstreflexion ist wohltuend in einem Kulturbetrieb, der sich zunehmend in ideologischen Grabenkämpfen verliert.

Warners wahre Leistung besteht darin, dass er die innere Zerrissenheit nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei Fanon entdeckt. Der Psychiater, der für den Universalismus von 1789 kämpfte und von der politischen Realität enttäuscht wurde, wird so zu einer vielschichtigeren Figur als die eindimensionale Ikone der Dekolonisierung.

„Der Soldat" ist ein mutiges Plädoyer gegen die Identifikation mit historischen Kostümen und für eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Widersprüchen unserer Zeit. In einer Kulturlandschaft, die zunehmend von aktivistischen Parolen dominiert wird, ist Warners selbstkritische Reflexion ein wichtiger Beitrag zur Rückbesinnung auf das, was Theater eigentlich sein sollte: Kunst, nicht Propaganda.

Es bleibt zu hoffen, dass mehr Kulturschaffende den Mut finden, sich wie Warner kritisch mit dem eigenen Milieu auseinanderzusetzen. Denn nur so kann das Theater wieder zu dem werden, was es einmal war: ein Ort der künstlerischen Freiheit, nicht der ideologischen Gleichschaltung.

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