
Serbien im Aufruhr: Wenn der Balkan wieder zum Pulverfass wird
Die Bilder aus Belgrad und Novi Sad erinnern an düstere Zeiten: Brennende Barrikaden, fliegende Molotowcocktails, prügelnde Polizisten. Was als friedlicher Protest nach einer Tragödie begann, hat sich zu einem geopolitischen Machtkampf entwickelt, der weit über Serbiens Grenzen hinausreicht. Die Frage ist nicht mehr, ob Präsident Aleksandar Vučić zurücktreten wird – sondern wer die Fäden im Hintergrund zieht.
Von der Tragödie zum Flächenbrand
Der Auslöser klingt banal, ist aber symptomatisch: Ein Bahnhofsdach in Novi Sad stürzte ein, 16 Menschen starben. Korruption und Schlamperei, so der Vorwurf der Demonstranten. Doch was als berechtigte Forderung nach Aufklärung begann, mutierte zu etwas anderem. Plötzlich marschierten serbische Studenten nach Brüssel, ungarische Sympathisanten solidarisierten sich, und die Proteste griffen wie ein Lauffeuer um sich.
Die Eskalation am 13. August markierte einen Wendepunkt. Regierungsanhänger provozierten gezielt Zusammenstöße, warfen Leuchtraketen und Brandsätze. Die Polizei griff hart durch – ein bewährtes Muster autoritärer Regime. Doch diesmal könnte sich Vučić verkalkuliert haben.
Moskaus langer Arm auf dem Balkan
Während westliche Medien reflexartig von "Demokratiebewegungen" schwärmen, zeichnet sich ein komplexeres Bild ab. Der stellvertretende Ministerpräsident Aleksandar Vulin dankte öffentlich russischen Geheimdiensten für ihre "Hilfe" – ein bemerkenswerter Vorgang. Gleichzeitig warnt der russische Auslandsgeheimdienst vor angeblichen EU-Umsturzplänen in Serbien, Ungarn und der Slowakei.
Diese Länder eint mehr als nur geografische Nähe: Sie alle pflegen enge Beziehungen zu Moskau, sind von russischer Energie abhängig und stehen der EU-Politik zunehmend kritisch gegenüber. Kein Wunder, dass Ungarns Außenminister die Proteste als orchestrierten Angriff auf "widerspenstige" Regierungen deutet.
Die EU als zahnloser Tiger
Brüssel steht vor einem Dilemma: Einerseits kann man die autoritären Tendenzen in Belgrad nicht ignorieren, andererseits fürchtet man nichts mehr als Instabilität auf dem Balkan. Die Folge ist eine Politik des Wegschauens, die bei vielen Serben für Verbitterung sorgt. Nur noch 39 Prozent unterstützen einen EU-Beitritt – ein historischer Tiefstand.
Die Demonstranten werfen der EU vor, demokratische Werte zu verraten und mit Autokraten zu kungeln, solange diese Stabilität versprechen. Ein Vorwurf, der angesichts der Lithium-Deals zwischen Berlin und Belgrad nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Wirtschaftskrise als Brandbeschleuniger
Die ökonomischen Realitäten verschärfen die Lage: Serbiens Wachstumsprognose wurde auf magere 2,75 Prozent gesenkt, die Inflation nagt am Lebensstandard. In Ungarn sieht es nicht besser aus – nur noch ein Prozent Wachstum bei über vier Prozent Inflation. Die Menschen spüren, dass die Versprechungen ihrer Regierungen Luftschlösser sind.
Das große geopolitische Schachspiel
Der Zeitpunkt der Eskalation ist kein Zufall. Kurz nach dem Trump-Putin-Treffen in Alaska explodierte die Gewalt in Serbien. Einen Tag später wurde die Druschba-Pipeline nach einem ukrainischen Drohnenangriff unterbrochen – ein Warnschuss für Ungarn und die Slowakei?
Washington signalisiert derweil, dass Europa mehr Verantwortung in der Ukraine-Krise übernehmen soll. Doch ein zerstrittenes Europa, in dem Länder wie Ungarn und die Slowakei jeden Konsens blockieren können, ist dazu kaum in der Lage. Eine weitere Krise auf dem Balkan käme da höchst ungelegen.
Fazit: Der Balkan als Minenfeld
Die Unruhen in Serbien sind mehr als nur innenpolitische Querelen. Sie sind Symptom einer tektonischen Verschiebung in Europa, bei der alte Gewissheiten zerbrechen. Die EU verliert an Anziehungskraft, Russland nutzt die Schwäche des Westens, und die Bürger zahlen den Preis.
Ob die Proteste zum Sturz Vučićs führen oder in Gewalt und Chaos enden, ist offen. Sicher ist nur: Der Balkan bleibt ein Pulverfass, und die Lunte brennt bereits. Europa täte gut daran, endlich eine kohärente Strategie zu entwickeln – bevor es zu spät ist.
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