
Provokation am Tempelberg: Wenn religiöser Extremismus zur Staatspolitik wird
Was sich am vergangenen Sonntag auf dem Tempelberg in Jerusalem abspielte, würde in jedem anderen Land der Welt als schwerer Verstoß gegen die öffentliche Ordnung geahndet werden. Doch in Israel scheint mittlerweile alles erlaubt zu sein, wenn es darum geht, die muslimische Bevölkerung zu demütigen und internationale Vereinbarungen mit Füßen zu treten.
Der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, führte Hunderte von Siedlern in einem regelrechten Sturm auf die Al-Aqsa-Moschee an. Unter massivem Polizeischutz – man beachte die Ironie – vollzogen sie lautstark jüdische Gebete und talmudische Rituale, tanzten und grölten in den Innenhöfen einer der heiligsten Stätten des Islam. Ein Akt, der nicht nur gegen alle bestehenden Vereinbarungen verstößt, sondern bewusst auf Eskalation angelegt war.
Die systematische Zerstörung des Status quo
Seit über einem Jahrhundert galt in Jerusalem eine fragile, aber funktionierende Regelung: Jüdische Gebete auf dem Tempelberg waren untersagt. Diese Vereinbarung hatte einen guten Grund – sie sollte religiöse Spannungen vermeiden und den Frieden in der heiligen Stadt bewahren. Doch was kümmern sich extremistische Politiker um Frieden, wenn sie ihre ideologische Agenda durchsetzen können?
Ben Gvirs Aussage nach der Provokation spricht Bände: "Der Tempelberg gehört den Juden, und wir werden für immer hierbleiben." Man stelle sich vor, ein deutscher Politiker würde ähnliche Gebietsansprüche auf historisch umstrittene Territorien erheben – der internationale Aufschrei wäre ohrenbetäubend. Doch wenn es um Israel geht, herrscht in der westlichen Welt oft betretenes Schweigen.
Ein Minister auf Konfrontationskurs
Dies war bereits der elfte derartige "Überfall" Ben Gvirs auf die Moschee, seit er Minister in Netanjahus Regierung wurde. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Ein Regierungsmitglied, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, nutzt seine Position systematisch, um religiöse Spannungen zu schüren und internationale Vereinbarungen zu brechen.
Noch beunruhigender sind die Pläne, die hinter diesen Provokationen stehen. Der Likud-Abgeordnete Amit Halevi, der ebenfalls an dem Sturm teilnahm, hatte bereits im Juni 2023 einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Al-Aqsa-Moschee zwischen Muslimen und Juden aufteilen würde. Das Vorbild? Die Ibrahimi-Moschee in Hebron, zu der Muslime heute nur noch eingeschränkten Zugang haben.
Jerusalem wird zur Militärzone
Augenzeugen berichten, dass die Altstadt Jerusalems während Ben Gvirs Aktion einem "Militärstützpunkt" glich. Checkpoints überall, massive Sicherheitspräsenz, und für Palästinenser? Praktisch kein Zugang zu ihrer heiligen Stätte. Aouni Bazbaz, Direktor für internationale Angelegenheiten der islamischen Waqf-Behörde, beschrieb die Situation treffend: "Es gibt hier keine Gläubigen mehr, der Ort ist leer, die Altstadt ist leer. Es ist eine Militärkaserne."
Die Jerusalemer Gouverneursbehörde warnte eindringlich vor den Konsequenzen: Diese Eskalation sei nichts weniger als eine "Kriegserklärung gegen islamische und christliche heilige Stätten" und könne zu einer "umfassenden Explosion führen, deren Flammen sich über die Grenzen Palästinas hinaus ausbreiten könnten".
Internationale Reaktionen bleiben zahnlos
Während Jordanien die Vorfälle als "inakzeptable Provokation" verurteilte und von einer "schweren Verletzung der bestehenden historischen und rechtlichen Situation" sprach, bleibt die Reaktion der westlichen Welt wie üblich verhalten. Man stelle sich vor, muslimische Extremisten würden unter Polizeischutz in eine Synagoge eindringen und dort demonstrativ beten – die Empörung wäre grenzenlos, und das zu Recht.
Doch wenn es um israelische Provokationen geht, scheint die internationale Gemeinschaft gelähmt. Dabei sollte jedem klar sein: Was hier geschieht, ist keine isolierte Aktion eines durchgeknallten Ministers. Es ist Teil einer systematischen Politik, die darauf abzielt, Fakten zu schaffen und die muslimische Präsenz in Jerusalem Stück für Stück zurückzudrängen.
Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer
Die Intensivierung dieser Übergriffe seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 ist kein Zufall. Während die Weltöffentlichkeit auf Gaza schaut, nutzt die israelische Rechte die Gelegenheit, ihre extremistische Agenda in Jerusalem voranzutreiben. Die Befürchtungen der Palästinenser, dass ihre heiligste Stätte nach dem Vorbild Hebrons geteilt werden könnte, sind mehr als berechtigt.
Was wir hier erleben, ist religiöser Extremismus in Reinform, getarnt als Regierungspolitik. Wenn ein Sicherheitsminister seine Position nutzt, um systematisch religiöse Spannungen zu schüren und internationale Vereinbarungen zu brechen, dann ist das nicht nur ein israelisches Problem. Es ist eine Bedrohung für den Frieden in der gesamten Region.
Die Frage ist: Wie lange will die internationale Gemeinschaft noch zusehen? Wie viele weitere Provokationen braucht es, bis endlich jemand den Mut aufbringt, diesem gefährlichen Treiben Einhalt zu gebieten? Oder wartet man tatsächlich, bis die befürchtete "Explosion" eintritt, deren Flammen dann niemand mehr löschen kann?
In einer Zeit, in der wir in Deutschland über jeden vermeintlichen Extremismus diskutieren, sollten wir auch den Mut haben, religiösen Extremismus beim Namen zu nennen – egal von welcher Seite er kommt. Denn eines ist sicher: Mit solchen Aktionen wird kein Frieden geschaffen, sondern nur neuer Hass gesät.
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