
Pressefreiheit unter Beschuss: Italienische Zeitung verweigert Lawrow-Interview – Moskau wittert Zensur
Ein journalistischer Eklat erschüttert die italienische Medienlandschaft: Der renommierte Corriere della Sera führte ein Interview mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow – und entschied sich dann gegen die Veröffentlichung. Was als exklusives Gespräch geplant war, entwickelte sich zu einem diplomatischen Schlagabtausch über Pressefreiheit und Propaganda.
Wenn Redaktionen kalte Füße bekommen
Die Geschichte beginnt vielversprechend: Italiens wichtigste Tageszeitung erhielt das Angebot eines Exklusivinterviews mit dem russischen Chefdiplomat. Die Redaktion griff begeistert zu, schickte ihre Fragen nach Moskau und wartete gespannt auf die Antworten. Doch als diese eintrafen, machte der Corriere einen Rückzieher. Das Interview landete nicht in der Zeitung, sondern im digitalen Papierkorb.
Moskaus Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Das russische Außenministerium sprach von „Zensur" und veröffentlichte kurzerhand den kompletten Text auf der Website der russischen Botschaft in Italien. Ein geschickter Schachzug, der die italienische Zeitung in Erklärungsnot brachte.
Propaganda oder berechtigte Kritik?
Die Redaktion des Corriere della Sera rechtfertigte ihre Entscheidung mit dem Hinweis, Lawrows Antworten seien ein „endloser Text voller Anschuldigungen und propagandistischer Thesen" gewesen. Man habe um ein persönliches Interview gebeten, um kritisch nachfragen zu können – was Moskau ablehnte. Die italienischen Journalisten warfen dem Kreml vor, ihnen russische Medienpraktiken aufzwingen zu wollen, „wo die Pressefreiheit abgeschafft wurde".
„Im Gegensatz zu den Westlern, die ganze Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht haben, schützen wir die Menschen, sowohl Zivilisten als auch Militärs."
Diese Aussage Lawrows aus dem unveröffentlichten Interview zeigt exemplarisch, warum die Redaktion zögerte. Der russische Außenminister nutzte die Gelegenheit für scharfe Attacken gegen den Westen und verteidigte die „Sondermilitäroperation" in der Ukraine mit gewohnter Rhetorik.
Die EU als „aggressiver Militärblock"
Besonders brisant waren Lawrows Äußerungen zur Europäischen Union. Er bezeichnete sie als Organisation, die sich „rasch zu einem nicht weniger aggressiven Militärblock entwickelt" als die NATO. Die Konfliktlage in der Ukraine sei das Resultat der „unbedachten und perspektivlosen" Politik der europäischen Eliten, die nur eines wollten: „Dass die Feindseligkeiten in der Ukraine so lange wie möglich andauern."
Solche Aussagen mögen in russischen Staatsmedien alltäglich sein, doch für eine italienische Qualitätszeitung stellten sie offenbar eine rote Linie dar. Die Frage bleibt: Hätte die Redaktion das Interview mit kritischen Anmerkungen versehen veröffentlichen sollen, anstatt es komplett zu verwerfen?
Ein Lehrstück über moderne Mediendiplomatie
Der Fall zeigt eindrücklich, wie schwierig der Umgang mit autoritären Regimen für westliche Medien geworden ist. Einerseits besteht die journalistische Pflicht, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen. Andererseits will man sich nicht zum Sprachrohr von Propaganda machen lassen.
Die Entscheidung des Corriere della Sera mag aus journalistischer Sicht nachvollziehbar sein. Doch sie spielt auch jenen in die Hände, die dem Westen Doppelmoral und mangelnde Meinungsfreiheit vorwerfen. Moskau konnte sich als Opfer westlicher Zensur inszenieren – ein Propagandaerfolg, den eine kritisch kommentierte Veröffentlichung verhindert hätte.
In Zeiten, in denen die Informationskriegsführung zum Alltag gehört, müssen Redaktionen einen schwierigen Balanceakt meistern. Der Corriere della Sera hat sich für den vermeintlich sicheren Weg entschieden – und damit möglicherweise mehr Schaden angerichtet als eine kontroverse Veröffentlichung es je hätte tun können.
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