
Politischer Eiertanz: CDU-Mann Voigt verteidigt Merz' Kehrtwenden als "moderne Politik"
In einem bemerkenswerten Auftritt im ZDF-Morgenmagazin versuchte sich der Thüringer CDU-Ministerpräsident Mario Voigt an einer durchaus kreativen Verteidigung der jüngsten politischen Kehrtwenden seiner Partei. Mit einer Argumentation, die selbst hartgesottene Politikbeobachter staunen lässt, erklärte er, die Union könne gar keine Wahlversprechen gebrochen haben - schließlich regiere man ja noch nicht.
Wenn Prinzipien plötzlich verhandelbar werden
Besonders interessant wird es beim Thema Schuldenbremse, wo die Union unter Friedrich Merz eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen hat. Voigt bemühte hier das altbekannte Narrativ der "anderen Lage" - ein beliebtes Instrument der Politik, wenn einst in Stein gemeißelte Prinzipien plötzlich verhandelbar werden. Die Sicherheit Europas kenne kein Preisschild, die Wettbewerbsfähigkeit sei massiv herausgefordert, argumentierte Voigt mit pathetischem Unterton.
Die neue Definition von "moderner Politik"
Was früher als Wortbruch oder opportunistische Wendehals-Politik bezeichnet worden wäre, verkauft Voigt nun elegant als "moderne Politik". Dass man "manchmal eine Perspektive korrigieren" müsse, sei geradezu ein Zeichen politischer Modernität. Eine bemerkenswerte Neuinterpretation politischer Verlässlichkeit, die bei vielen Wählern sicherlich auf Verwunderung stoßen dürfte.
Die Realität in Thüringen
Besonders pikant erscheinen Voigts Ausführungen vor dem Hintergrund seiner eigenen politischen Situation in Thüringen. Dort regiert er mit einer fragilen "Brombeer-Koalition" aus CDU, SPD und BSW, während die AfD als stärkste Kraft über eine Sperrminorität verfügt. Ein Zustand, der die politische Handlungsfähigkeit erheblich einschränkt und die Notwendigkeit echter Lösungen statt rhetorischer Kunstgriffe unterstreicht.
Der Blick in die Zukunft
Mit Blick auf die Bundesebene warnte Voigt vor "österreichischen Verhältnissen" und setzte große Hoffnungen in Friedrich Merz als potenziellen Kanzler. Besonders in der Migrationsfrage verspricht er sich einen "Richtungswechsel" - wobei nach den bisherigen Erfahrungen mit "moderner Politik" wohl auch hier Flexibilität bei einst festen Positionen nicht ausgeschlossen werden kann.
Die politische Landschaft in Deutschland scheint sich in einem fundamentalen Wandel zu befinden. Wenn das Brechen von Wahlversprechen schon vor der Regierungsübernahme als "moderne Politik" verkauft wird, darf man gespannt sein, welche weiteren Überraschungen die Zukunft noch bereithält. Vielleicht sollten wir uns alle an den Gedanken gewöhnen, dass politische Zusagen heutzutage eine äußerst begrenzte Haltbarkeit haben - ganz modern eben.

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