
Machtwechsel in Tschetschenien: Kadyrows dynastische Pläne nehmen Gestalt an
Die Meldung aus Grosny dürfte in Moskau für gemischte Gefühle sorgen: Ramsan Kadyrow, der eiserne Herrscher Tschetscheniens, hat erneut seinen Rücktritt beantragt. Was auf den ersten Blick wie ein überraschender Schritt wirken mag, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als sorgfältig orchestriertes Manöver zur Machtsicherung der Kadyrow-Dynastie.
Ein Rücktritt mit Ansage
Der 48-jährige Kadyrow bat Präsident Putin am Freitag offiziell um seine Entlassung aus dem Amt. Seine Begründung klingt dabei fast schon zynisch: Ein Nachfolger könne "eigene Initiativen einbringen". Als ob in der tschetschenischen Autokratie jemals Raum für eigenständige politische Initiativen gewesen wäre, die nicht den Segen des Kreml-treuen Machthabers hatten.
Dass es sich hierbei keineswegs um einen spontanen Entschluss handelt, zeigen die Berichte über Kadyrows angeschlagene Gesundheit. Seit Monaten kursieren Meldungen über eine schwere Bauchspeicheldrüsenerkrankung, die den Despoten zu Behandlungen in ausländischen Krankenhäusern zwang. Seine öffentlichen Auftritte wurden immer seltener - ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Zeit des scheinbar unverwundbaren Herrschers abläuft.
Die Dynastie sichert ihre Zukunft
Während der Vater schwächelt, wird der Sohn systematisch in Position gebracht. Der erst 17-jährige Adam Kadyrow wurde bereits zum Sekretär des Sicherheitsrates ernannt - eine Position, die normalerweise erfahrenen Politikern vorbehalten ist. Doch in Tschetschenien gelten andere Regeln, besonders wenn man den richtigen Nachnamen trägt.
Die Verfassung sieht ein Mindestalter von 30 Jahren für das Präsidentenamt vor - doch wann hätten sich Autokraten je von lästigen Verfassungsbestimmungen aufhalten lassen?
Besonders verstörend ist die Art, wie der junge Kadyrow auf seine künftige Rolle vorbereitet wird. Ein Video aus dem Jahr 2023 zeigt den damals 15-Jährigen bei der brutalen Misshandlung eines Häftlings. Statt strafrechtlicher Konsequenzen erhielt er dafür eine Auszeichnung als "Held Tschetscheniens". Eine perverse Botschaft an alle, die es wagen könnten, sich der Kadyrow-Dynastie zu widersetzen.
Moskaus Dilemma
Für den Kreml stellt sich nun die heikle Frage, wie mit diesem dynastischen Machtwechsel umzugehen ist. Einerseits war Ramsan Kadyrow über Jahre hinweg ein verlässlicher Statthalter, der Tschetschenien mit eiserner Faust regierte und jeden Widerstand im Keim erstickte. Andererseits könnte ein minderjähriger Nachfolger ohne die Autorität des Vaters die fragile Stabilität in der Kaukasusrepublik gefährden.
Als mögliche Übergangskandidaten werden Premierminister Magomed Daudow und Generalmajor Apti Alaudinow gehandelt - beide gelten als absolut kremltreu. Doch ob sie stark genug wären, die verschiedenen Clans und Machtgruppen in Schach zu halten, bis Adam Kadyrow das verfassungsmäßige Alter erreicht, bleibt fraglich.
Ein Blick in die Zukunft
Was wir hier beobachten, ist nichts anderes als der Versuch, eine mittelalterliche Erbmonarchie im 21. Jahrhundert zu etablieren. Während in demokratischen Gesellschaften über Transparenz und Rechtsstaatlichkeit diskutiert wird, bereitet sich in Tschetschenien die nächste Generation auf die Machtübernahme vor - mit Methoden, die jedem zivilisierten Rechtsstaat Hohn sprechen.
Die Tatsache, dass ein Teenager, der Gefangene misshandelt, als künftiger Staatsführer aufgebaut wird, wirft ein grelles Licht auf die Zustände in dieser russischen Teilrepublik. Es zeigt auch, wie weit sich Russland unter Putin von europäischen Werten entfernt hat - ein System, in dem Gewalt und Nepotismus über Recht und Gesetz triumphieren.
Für die Menschen in Tschetschenien bedeutet dieser angekündigte Machtwechsel vor allem eines: Die Unterdrückung wird weitergehen, nur unter neuem Namen. Die Kadyrow-Dynastie hat ihre Zukunft gesichert - auf Kosten der Freiheit und Würde eines ganzen Volkes.
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