
Machtkampf um die Nationalgarde: Trump ignoriert Verfassungsrecht und entsendet Truppen gegen den Willen der Gouverneure
Der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und mehreren Gouverneuren über die Befehlsgewalt der Nationalgarde eskaliert weiter. Was als Maßnahme zur Verbrechensbekämpfung verkauft wird, entpuppt sich zunehmend als verfassungsrechtlicher Machtkampf zwischen Washington und den Bundesstaaten. Trump kündigte am Dienstag an, Truppen der Nationalgarde nach Chicago zu entsenden – notfalls auch gegen den erklärten Willen des dortigen Gouverneurs.
Präsidiale Machtdemonstration oder notwendige Intervention?
Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus ließ Trump keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit: "Wir werden eingreifen. Ich habe nicht gesagt, wann, aber wir werden eingreifen." Diese Worte mögen für manche nach entschlossenem Handeln klingen, doch sie werfen fundamentale Fragen über die Gewaltenteilung in den USA auf. Der Präsident beruft sich auf seine "Pflicht, dieses Land zu schützen" – eine Formulierung, die historisch betrachtet schon oft als Rechtfertigung für Machtüberschreitungen herhalten musste.
Besonders brisant wird die Situation dadurch, dass Trump bereits in Washington D.C. und Los Angeles Tausende von Nationalgardisten stationiert hat. Chicago und Baltimore stehen als nächste Ziele auf seiner Liste. Die offizielle Begründung: Diese Städte hätten es nicht geschafft, die Gewaltkriminalität einzudämmen. Doch wer entscheidet, wann lokale Behörden "versagt" haben? Und rechtfertigt dies einen Eingriff in die föderale Struktur der USA?
Gouverneure wehren sich gegen Bundeseinmischung
J.B. Pritzker, der demokratische Gouverneur von Illinois, bezeichnete Trumps Äußerungen als "verwirrt" und stellte unmissverständlich klar: Er werde den Präsidenten nicht um Truppenentsendungen nach Chicago bitten. Mehr noch – seine Regierung sei bereit, jeden Truppeneinsatz vor Gericht anzufechten. Diese Haltung ist keineswegs nur parteipolitisch motiviert, sondern berührt den Kern der amerikanischen Verfassungsordnung.
"Wir wollen keine Panzer auf unseren Straßen"
Diese Aussage aus Chicago bringt die Befürchtungen vieler Amerikaner auf den Punkt. Die Nationalgarden der einzelnen Bundesstaaten unterstehen traditionell den jeweiligen Gouverneuren – mit einer einzigen Ausnahme: Washington D.C., wo der Präsident das direkte Kommando hat. Diese föderale Struktur ist kein Zufall, sondern bewusste Verfassungsarchitektur, um eine zu große Machtkonzentration beim Bund zu verhindern.
Rechtliche Grauzonen und historische Präzedenzfälle
Trump beruft sich bei seinen Aktionen auf ein Gesetz, das für Aufstände oder Situationen gilt, in denen der Präsident das Gesetz nicht mit "regulären Streitkräften" durchsetzen kann. Doch liegt in Chicago oder Baltimore tatsächlich ein Aufstand vor? Diese Frage ist keineswegs nur akademischer Natur. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hat die Trump-Regierung bereits verklagt, nachdem der Präsident die kalifornische Nationalgarde ohne seine Zustimmung zum Bundesdienst einberufen hatte.
Die Gerichte sind in dieser Frage gespalten: Während ein Berufungsgericht Trump das Recht zusprach, die kalifornische Nationalgarde einzuberufen, entschied ein anderes Gericht am selben Tag, dass der Einsatz der Nationalgarden einzelner Bundesstaaten gegen ein Gesetz aus dem 19. Jahrhundert verstoße. Diese juristische Unklarheit schafft gefährliche Präzedenzfälle für die Zukunft.
Die wahren Gründe hinter der Eskalation
Betrachtet man die Situation nüchtern, drängt sich der Verdacht auf, dass es hier weniger um Verbrechensbekämpfung als um Machtdemonstration geht. Die betroffenen Städte werden nicht zufällig von demokratischen Bürgermeistern regiert. Trump nutzt die durchaus realen Kriminalitätsprobleme als Vorwand, um bundesstaatliche Kompetenzen auszuhebeln und seine Macht zu demonstrieren.
Dabei ist die Kriminalitätsentwicklung in amerikanischen Großstädten tatsächlich besorgniserregend – ein Problem, das jahrzehntelange verfehlte Politik, mangelnde Investitionen in Bildung und soziale Programme sowie eine gescheiterte Drogenpolitik verursacht haben. Doch löst man diese strukturellen Probleme mit Militärpräsenz auf den Straßen? Die Geschichte lehrt uns, dass militärische Lösungen für gesellschaftliche Probleme selten nachhaltig sind.
Ein gefährlicher Präzedenzfall für die Demokratie
Was wir hier erleben, ist mehr als nur ein Streit zwischen Trump und einigen Gouverneuren. Es geht um die Grundfesten der amerikanischen Demokratie und die Balance zwischen Bundes- und Staatsgewalt. Wenn ein Präsident eigenmächtig entscheiden kann, wann und wo er Truppen in amerikanischen Städten stationiert – auch gegen den Willen der gewählten lokalen Vertreter –, dann nähern wir uns gefährlich einem autoritären System.
Die Ironie dabei: Konservative Politiker haben traditionell immer für starke Bundesstaatenrechte und gegen zu viel Bundesmacht argumentiert. Doch wenn es der eigenen Agenda dient, werden diese Prinzipien schnell über Bord geworfen. Diese Doppelmoral untergräbt das Vertrauen in demokratische Institutionen und schafft gefährliche Präzedenzfälle für zukünftige Präsidenten – unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit.
Die internationale Perspektive
Aus europäischer Sicht mag dieser inneramerikanische Konflikt befremdlich wirken. Doch er zeigt einmal mehr, wie fragil demokratische Strukturen sein können, wenn Politiker bereit sind, verfassungsrechtliche Grenzen zu überschreiten. In Deutschland würde ein solcher Einsatz der Bundeswehr im Inneren gegen den Willen der Länder undenkbar sein – aus gutem historischen Grund.
Die Entwicklungen in den USA sollten uns eine Warnung sein: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstläufer. Sie müssen täglich verteidigt werden – gegen Populisten, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen, und gegen Politiker, die ihre Macht über das Recht stellen. Die amerikanische Verfassung mit ihrer ausgeklügelten Gewaltenteilung galt lange als Vorbild. Dass sie nun von einem Präsidenten herausgefordert wird, der sich selbst als Verteidiger von "Law and Order" inszeniert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
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