
Großbritannien dreht den Migrationshahn zu – doch die Bürger bleiben skeptisch
Die neuesten Zahlen aus dem Vereinigten Königreich lesen sich wie ein Erfolg für die Migrationspolitik: Die Nettozuwanderung ist im Jahr bis Juni 2024 auf 204.000 Menschen gefallen – ein dramatischer Rückgang um etwa zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr. Doch während die Regierung diese Entwicklung als Triumph ihrer verschärften Einwanderungspolitik feiert, zeigt sich die britische Bevölkerung erstaunlich unbeeindruckt. Ein Phänomen, das auch hierzulande nur allzu bekannt vorkommt.
Wenn Wahrnehmung und Realität auseinanderklaffen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von einem Höchststand von 944.000 Nettozuwanderern im März 2023 – eine Zahl, die nachträglich nach oben korrigiert werden musste – sank die Migration zunächst auf 345.000 und nun weiter auf 204.000. Ein Erfolg, möchte man meinen. Doch die britische Denkfabrik British Future deckt eine bemerkenswerte Diskrepanz auf: Ausgerechnet jene Bürger, die am vehementesten niedrigere Einwanderungszahlen fordern, glauben mehrheitlich, die Migration sei gestiegen.
Diese Fehlwahrnehmung kommt nicht von ungefähr. Die täglichen Bilder von Booten, die über den Ärmelkanal kommen, prägen das öffentliche Bewusstsein stärker als nüchterne Statistiken. Ein Muster, das sich auch in Deutschland beobachten lässt, wo trotz rückläufiger Asylzahlen die gefühlte Bedrohung durch unkontrollierte Zuwanderung stetig zunimmt.
Die Labour-Regierung zieht die Zügel an
Interessanterweise ist es ausgerechnet die Labour-Partei, die nun mit harter Hand durchgreift. Die neuen Maßnahmen lesen sich wie ein Wunschzettel konservativer Migrationskritiker: Der Flüchtlingsstatus soll nur noch temporär gewährt werden, illegale Einwanderer schneller abgeschoben und die Wartezeit für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung von fünf auf zehn Jahre verdoppelt werden.
"Die Regierung kündigte umfassende Reformen an, darunter die Umwandlung des Flüchtlingsstatus in einen temporären Status, die Beschleunigung der Abschiebung illegal Eingereister und die Verdopplung der Qualifikationsperiode für ausländische Arbeitnehmer auf zehn Jahre."
Der Grund für diese Kehrtwende liegt auf der Hand: Nigel Farages Reform UK-Partei, die mit einer klaren Anti-Migrations-Agenda antritt, führt in Umfragen mit zweistelligen Werten. Die etablierten Parteien sehen sich gezwungen, nach rechts zu rücken – ein Phänomen, das europaweit zu beobachten ist.
Der Pflegesektor als Kollateralschaden
Besonders drastisch wirkt sich die Abschaffung der Einwanderungsroute für Pflegekräfte aus, die im Juli in Kraft trat. Ausgerechnet in einem Sektor, der händeringend nach Personal sucht, wird der Zugang für ausländische Arbeitskräfte massiv erschwert. Eine Politik, die zwar die Migrationszahlen senkt, aber möglicherweise zu Lasten der Versorgung der alternden britischen Bevölkerung geht.
Lehren für Deutschland
Die britische Entwicklung sollte auch hierzulande aufmerksam verfolgt werden. Während unsere Ampel-Koalition noch über Fachkräfteeinwanderung und Spurwechsel diskutierte, zeigt Großbritannien, wohin der Wind weht: Restriktive Migrationspolitik wird zum Mainstream, selbst bei traditionell linken Parteien.
Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz täte gut daran, aus den britischen Erfahrungen zu lernen. Denn eines zeigt sich deutlich: Solange die gefühlte Realität der Bürger nicht mit den statistischen Fakten übereinstimmt, werden populistische Kräfte weiter Zulauf haben. Es reicht nicht, die Zahlen zu senken – man muss dies auch glaubhaft vermitteln und vor allem die illegale Migration sichtbar eindämmen.
Die Tatsache, dass trotz drastisch gesunkener Zahlen die Migration als Hauptproblem wahrgenommen wird, sollte allen demokratischen Parteien zu denken geben. Wer diese Sorgen ignoriert oder als irrational abtut, überlässt das Feld jenen Kräften, die mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen punkten. Eine Entwicklung, die weder in Großbritannien noch in Deutschland wünschenswert sein kann.
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