
Großbritannien bricht mit Tradition: Erstmals führt eine Frau den berüchtigten Geheimdienst MI6
In einer Entscheidung, die manche als überfälligen Fortschritt feiern werden, hat die britische Regierung am vergangenen Sonntag Blaise Metreweli zur ersten weiblichen Chefin des Auslandsgeheimdienstes MI6 ernannt. Während die einen darin einen historischen Moment sehen, wirft diese Personalie durchaus Fragen auf: Ist dies ein weiterer Schritt in Richtung einer quotengetriebenen Personalpolitik, oder hat sich hier tatsächlich die beste Kandidatin durchgesetzt?
Wer ist die neue "C"?
Die 47-jährige Metreweli sei eine Karriere-Geheimdienstoffizierin, heißt es aus London. Seit 1999 arbeite sie für den MI6, zuletzt als Direktorin für Technologie und Innovation - eine Position, die intern auch als "Q" bezeichnet werde. Ihre Vita liest sich durchaus beeindruckend: Einsätze in Europa und dem Nahen Osten, fließende Arabischkenntnisse und ein Anthropologie-Studium am renommierten Pembroke College in Cambridge.
Doch in Zeiten, in denen westliche Institutionen zunehmend nach Geschlechterparität streben, stellt sich die berechtigte Frage: Wurde hier die kompetenteste Person ausgewählt, oder spielten andere Faktoren eine Rolle? Die Tatsache, dass ihre Ernennung als "historisch" gefeiert wird, lässt zumindest aufhorchen.
Die Herausforderungen für Britanniens Spione
Metreweli übernimmt die Führung des MI6 in einer Zeit enormer geopolitischer Spannungen. Der scheidende Chef Richard Moore hatte China als größte Priorität für den Dienst bezeichnet. Premierminister Keir Starmer warnte kürzlich, die Bedrohung durch Russland sei "ernster, unmittelbarer und unberechenbarer als zu irgendeinem Zeitpunkt seit dem Kalten Krieg".
"Die Bedrohung, der wir gegenüberstehen, ist ernster, unmittelbarer und unberechenbarer als zu irgendeinem Zeitpunkt seit dem Kalten Krieg."
Angesichts dieser Herausforderungen wäre es fatal, wenn bei der Besetzung dieser Schlüsselposition andere Kriterien als pure Kompetenz eine Rolle gespielt hätten. Die nationale Sicherheit Großbritanniens darf nicht zum Spielball gesellschaftspolitischer Experimente werden.
Die Tradition des "C"
Interessant ist die Tradition, die mit dem Amt verbunden ist: Der Chef des MI6 wird seit 1909 als "C" bezeichnet - nach dem ersten Leiter Mansfield Smith-Cumming, der seine Dokumente mit diesem Buchstaben unterzeichnete. Auch die Verwendung grüner Tinte für alle offiziellen Schreiben geht auf ihn zurück. Diese Traditionen mögen skurril erscheinen, doch sie zeigen, wie sehr der britische Geheimdienst in seiner Geschichte verwurzelt ist.
Metreweli wird die 18. Person sein, die dieses Amt bekleidet. Ob sie den enormen Fußstapfen ihrer Vorgänger gerecht werden kann, wird sich zeigen müssen.
Frauen in der Welt der Spionage
Fairerweise muss man anerkennen, dass Frauen in der Geschichte der Spionage durchaus bedeutende Rollen gespielt haben. Während des Zweiten Weltkriegs operierten mutige Agentinnen wie Noor Inayat Khan, Violette Szabo und Krystyna Skarbek hinter feindlichen Linien. Sie riskierten ihr Leben für ihr Land - viele bezahlten den ultimativen Preis.
Auch in der jüngeren Geschichte haben Frauen wichtige Positionen in Geheimdiensten innegehabt. Stella Rimington wurde 1992 die erste weibliche Chefin des MI5, Anne Keast-Butler leitet derzeit das GCHQ. In den USA führte Gina Haspel von 2018 bis 2021 die CIA.
Ein Blick in die Zukunft
Die Ernennung Metrewelis könnte durchaus ein positives Signal sein - vorausgesetzt, sie wurde aufgrund ihrer Fähigkeiten und nicht aufgrund ihres Geschlechts ausgewählt. In einer Zeit, in der westliche Demokratien von autoritären Regimen herausgefordert werden, in der Cyberkriegsführung und künstliche Intelligenz neue Bedrohungen darstellen, braucht Großbritannien die absolut besten Köpfe an der Spitze seiner Sicherheitsdienste.
Die wahre Bewährungsprobe für Metreweli wird nicht darin bestehen, als erste Frau in diesem Amt Geschichte zu schreiben. Sie wird daran gemessen werden, ob sie den MI6 erfolgreich durch die turbulenten Gewässer der internationalen Politik navigieren kann. Ob sie China eindämmen, Russland die Stirn bieten und gleichzeitig die traditionellen Partnerschaften mit den Five-Eyes-Staaten stärken kann.
Eines steht fest: In einer Welt, die zunehmend unsicherer wird, in der traditionelle Bündnisse bröckeln und neue Bedrohungen entstehen, kann sich Großbritannien keine Fehler leisten. Die Sicherheit des Landes muss über allen anderen Erwägungen stehen - seien sie politisch, gesellschaftlich oder ideologisch motiviert.
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