
Deutsche U-Boot-Allianz gegen Russlands Nordmeer-Ambitionen: Pistorius buhlt um Kanada
Während die Große Koalition in Berlin noch ihre Hausaufgaben sortiert, macht Verteidigungsminister Boris Pistorius bereits Nägel mit Köpfen. In Ottawa wirbt er gemeinsam mit seinem norwegischen Amtskollegen Tore Sandvik um kanadische Beteiligung an einem ambitionierten U-Boot-Projekt. Das Ziel: Den Nordatlantik zur Festung gegen russische Machtgelüste ausbauen.
Putins intakte Nordflotte als Damoklesschwert
Die Warnung des norwegischen Verteidigungsministers könnte deutlicher kaum ausfallen: Während Russlands Landstreitkräfte sich in der Ukraine verbluten, entwickle sich die Nordflotte des Kreml munter weiter. Hyperschallwaffen und nuklear angetriebene Torpedos seien keine Science-Fiction mehr, sondern bittere Realität im hohen Norden. Eine Bedrohung, die offenbar endlich auch in den Hauptstädten der NATO-Staaten angekommen ist.
Pistorius' Botschaft in Ottawa war unmissverständlich: Russland bedrohe nicht nur die Ostflanke der Allianz, sondern treibe sein Unwesen zunehmend auch im strategisch wichtigen Nordatlantik. Die Zeiten, in denen man die Arktis als friedliches Naturschutzgebiet betrachten konnte, seien vorbei.
TKMS-U-Boote als technologische Speerspitze
Der deutsche Rüstungskonzern ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) hat sich mit seinem U-Boot-Projekt 212CD in eine vielversprechende Position gebracht. Die 73 Meter langen Unterwasserfahrzeuge sollen mit modernster Sensortechnik, gesteigerter Reichweite und einer reduzierten Schallsignatur punkten - letzteres macht sie für feindliche Ortungssysteme nahezu unsichtbar.
Deutschland und Norwegen haben bereits je sechs dieser High-Tech-U-Boote bestellt. Die Auslieferung der deutschen Exemplare ist zwischen 2032 und 2037 geplant. Das "CD" in der Bezeichnung steht für "Common Design" - ein Konzept, das auf maximale Standardisierung und damit Kosteneffizienz setzt.
Kanadas Dilemma zwischen Trump und Tradition
Für Kanada kommt das deutsch-norwegische Werben zur rechten Zeit. Die alternde U-Boot-Flotte des Landes schreit nach Erneuerung, vier Boote müssen in den kommenden Jahren ersetzt werden. Doch die Entscheidung ist komplizierter als ein simpler Rüstungsdeal.
Die Beziehungen zum übermächtigen Nachbarn USA haben unter Donald Trumps zweiter Präsidentschaft erheblich gelitten. Seine wiederholten Forderungen, Kanada solle doch gleich der 51. Bundesstaat werden, dürften in Ottawa für wenig Begeisterung sorgen. Da kommt eine verstärkte Kooperation mit europäischen Partnern wie gerufen - als Signal der Eigenständigkeit und als praktische Alternative zu amerikanischer Dominanz.
Mehr als nur U-Boote: Eine umfassende Sicherheitsarchitektur
Das Projekt geht weit über den bloßen Kauf von U-Booten hinaus. Die maritime Sicherheitspartnerschaft zwischen Deutschland, Norwegen, Kanada und neuerdings auch Dänemark umfasst gemeinsame Ausbildung, Wartung und Ersatzteilversorgung. In Bergen entsteht eine gemeinsame Wartungswerft - ein Zeichen dafür, dass hier langfristig gedacht wird.
"Wenn wir dieses Modell künftig etwa mit Partnern wie Kanada fortschreiben, erweitern wir nicht nur technische Synergien, sondern auch den gemeinsamen Erfahrungshorizont", betonte Marineinspekteur Jan Christian Kaack.
Besonders brisant: Die Partner wollen auch beim Schutz kritischer Unterwasser-Infrastruktur zusammenarbeiten. Pipelines und Kommunikationskabel am Meeresboden sind längst zu strategischen Zielen geworden - nicht zuletzt nach den mysteriösen Vorfällen um die Nord-Stream-Pipelines.
Strategische Nadelöhre im Visier
Die geografischen Schwerpunkte der Kooperation lesen sich wie eine Karte neuralgischer Punkte: Das GIUK Gap zwischen Grönland, Island und Großbritannien sowie das "Bear Gap" zwischen Nordkap, Bäreninsel und Spitzbergen sind Meerengen, durch die russische U-Boote in den Atlantik vorstoßen könnten. Wer diese Passagen kontrolliert, kontrolliert den Nachschub zwischen Europa und Nordamerika im Ernstfall.
Die Entscheidung Kanadas wird spätestens im Frühjahr erwartet. Neben dem deutsch-norwegischen Angebot liegt auch eines aus Südkorea auf dem Tisch. Doch die Argumente für eine transatlantische Lösung wiegen schwer: gemeinsame Standards, integrierte Ausbildung und vor allem die politische Botschaft einer gestärkten NATO-Nordflanke.
In Zeiten, in denen Russlands Ambitionen in der Arktis immer offensichtlicher werden und die USA unter Trump einen zunehmend unberechenbaren Kurs fahren, könnte diese europäisch-kanadische Allianz zur Blaupause für künftige Verteidigungskooperationen werden. Die Botschaft an Moskau ist klar: Der Nordatlantik bleibt NATO-Gewässer.
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