
Bahnreform im Schneckentempo: Wenn Ambitionen auf der Strecke bleiben
Die deutsche Bahnbranche zeigt sich ernüchtert über die jüngsten Reformpläne von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder. Was als großer Wurf angekündigt wurde, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als zaghafter Versuch, die chronischen Probleme des Staatskonzerns anzugehen. Während die Regierung von der Bahn konkrete Leistungen fordert, bleiben die eigenen Verpflichtungen nebulös und ohne klare Zeitvorgaben.
Das magische Jahr 2027 - oder die Kunst des Aufschiebens
Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, bringt es auf den Punkt: 2027 sei das "magische Jahr für den Schienenverkehr". Doch was bedeutet diese Zeitschiene für die geplagten Bahnkunden? Weitere zwei Jahre des Wartens auf Reformen, die eigentlich längst hätten umgesetzt werden müssen. Die Trassenpreisreform, der Infrastruktur-Plan - alles soll erst dann "scharfgeschaltet" werden. Man fragt sich unwillkürlich: Was hindert die Verantwortlichen daran, schon heute mit den notwendigen Veränderungen zu beginnen?
Besonders pikant erscheint die Kritik Fleges an den unterschiedlichen Maßstäben: Während man von der Deutschen Bahn AG "sehr konkret und sehr ambitioniert viele Dinge" fordere, blieben die eigenen Verpflichtungen der Regierung "teilweise ohne Zieljahr". Diese Doppelmoral offenbart ein grundlegendes Problem der deutschen Verkehrspolitik: Man verlangt von anderen, was man selbst nicht zu leisten bereit ist.
Pünktlichkeit als Luxusgut: 70 Prozent bis 2029
Der von Schnieder genannte Zielwert für die Pünktlichkeit im Fernverkehr liest sich wie eine Kapitulationserklärung: 70 Prozent bis 2029. Das bedeutet im Klartext, dass auch in vier Jahren noch jeder dritte Fernzug unpünktlich sein darf. In einem Land, das sich gerne seiner Ingenieurskunst und Präzision rühmt, wirkt diese Zielsetzung geradezu beschämend. Zum Vergleich: Die Schweizer Bundesbahnen erreichen regelmäßig Pünktlichkeitswerte von über 90 Prozent.
Familienfreundlichkeit nach Bahn-Art
Die designierte Bahnchefin Evelyn Palla zeigt bereits vor Amtsantritt, wohin die Reise geht. Die umstrittene Abschaffung der Familienreservierung werde nicht rückgängig gemacht. Ihre Begründung, die Bahn sei "schon sehr familienfreundlich", wirkt angesichts der Realität wie blanker Hohn. Familien müssen nun für jedes Kind einzeln Sitzplatzreservierungen bezahlen - eine weitere Belastung für ohnehin schon gebeutelte Eltern. Dass Palla dies mit einem Verweis auf internationale Vergleiche rechtfertigt, zeigt, wie weit sich die Bahnführung von den Bedürfnissen ihrer Kunden entfernt hat.
Die FDP fordert radikale Lösungen
Christian Dürr von der FDP bringt endlich aus, was viele denken: Eine "echte Trennung von Netz und Betrieb" müsse her. Seine Warnung, die Bahn werde ohne tiefgreifende Strukturreformen "weiter ein riesiges schwarzes Loch bleiben, in dem die Milliarden versickern", trifft den Nagel auf den Kopf. Doch ob ausgerechnet eine Zerschlagung des Konzerns die Lösung ist, darf bezweifelt werden. Die Privatisierungsfantasien der Liberalen haben in der Vergangenheit selten zu besseren Ergebnissen für die Bürger geführt.
Personalchaos und Gewerkschaftsprotest
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG macht mobil gegen die geplante Rückkehr von Dirk Rompf als Chef der DB Infrago. Martin Burkert wirft ihm vor, mit seinem "Sparwahn" mitschuldig an der heutigen Misere zu sein. Wenn selbst die Gewerkschaften, die traditionell eher zurückhaltend agieren, derart deutliche Worte finden, spricht das Bände über die Fehlentscheidungen der Politik.
Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner trifft einen wunden Punkt: Statt "Manager mit Millionengehältern", die von der Bahn keine Ahnung hätten, brauche es echte Eisenbahner im Vorstand. Ihre Forderung nach einer "modernen Bürgerbahn" mag utopisch klingen, zeigt aber die richtige Richtung auf: Die Bahn gehört zur Daseinsvorsorge und sollte entsprechend behandelt werden.
Ein Blick in die Zukunft
Was bleibt von den großspurigen Ankündigungen? Ein Flickenteppich aus halbherzigen Maßnahmen, verschobenen Zeitplänen und personellen Fehlentscheidungen. Die deutsche Bahn wird auch 2029 nicht das sein, was sich die Bürger wünschen: ein zuverlässiges, pünktliches und bezahlbares Verkehrsmittel. Stattdessen erleben wir die Fortsetzung einer jahrzehntelangen Misswirtschaft, garniert mit neuen Versprechungen und alten Gesichtern.
Die wahre Tragödie liegt darin, dass Deutschland einst über eines der besten Eisenbahnsysteme der Welt verfügte. Heute müssen wir zusehen, wie selbst bescheidene Ziele wie 70 Prozent Pünktlichkeit als ambitioniert verkauft werden. Es ist höchste Zeit für einen echten Neuanfang - nicht nur in der Führungsetage, sondern im gesamten System. Doch dafür bräuchte es politischen Mut und die Bereitschaft, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Beides scheint in der aktuellen Regierung Mangelware zu sein.

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