
Atomare Abschreckung: Spahn fordert deutschen Zugriff auf Nuklearwaffen
Die sicherheitspolitische Lage Europas hat sich fundamental gewandelt. Während die Ampel-Koalition jahrelang auf Appeasement und Dialogbereitschaft setzte, zeigt die russische Aggression gegen die Ukraine schonungslos die Schwächen deutscher Verteidigungspolitik auf. Unionsfraktionschef Jens Spahn zieht nun die überfälligen Konsequenzen und fordert, was viele in Berlin noch immer für undenkbar halten: Deutschland brauche unmittelbaren Zugriff auf Atomwaffen.
Die bittere Realität der deutschen Wehrlosigkeit
„Die russische Aggression ist eine ganz neue Bedrohungslage", konstatierte Spahn gegenüber der „Welt am Sonntag". Eine Erkenntnis, die in ihrer Schlichtheit erschreckend ist – hätte sie doch spätestens seit der Krim-Annexion 2014 zur politischen Grundausstattung gehören müssen. Doch während man in Berlin von Friedensdividenden träumte und die Bundeswehr systematisch kaputtsparte, rüstete Moskau auf.
Die wenigen US-Atombomben im rheinland-pfälzischen Büchel, auf die Deutschland im Rahmen der nuklearen Teilhabe theoretisch Zugriff hätte, reichten „auf Dauer nicht", so Spahn. Eine schonungslose Analyse, die das Versagen deutscher Sicherheitspolitik der vergangenen Jahrzehnte offenlegt.
Europäische Nuklearmacht – mit deutscher Führung
Spahns Vorstoß geht weit über kosmetische Korrekturen hinaus. Der CDU-Politiker fordere eine Debatte über einen „eigenständigen europäischen nuklearen Schutzschirm" – und dieser funktioniere „nur mit deutscher Führung". Ein Tabubruch in einem Land, das sich seit Jahrzehnten in pazifistischen Illusionen sonnt.
„Wer nicht nuklear abschrecken kann, wird zum Spielball der Weltpolitik."
Diese Worte Spahns treffen den Kern deutscher Naivität. Während China, Russland und selbst Nordkorea ihre Nukleararsenale ausbauen, diskutiert man hierzulande lieber über Gendersternchen und Klimaneutralität. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hat zwar ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur aufgelegt – doch was nützt die schönste Autobahn, wenn sie im Ernstfall von feindlichen Raketen zerstört werden könnte?
Kreative Lösungen für ein heikles Problem
Spahn präsentierte konkrete Ideen für eine europäische Atommacht. So könne die Zuständigkeit zwischen den Mitgliedsstaaten „nach dem Zufallsprinzip rotieren" – ein Konzept, das potenzielle Gegner im Ungewissen ließe. Ob Frankreich bereit wäre, seinen nuklearen Schatz zu teilen, bleibt fraglich. Doch die Alternative – dauerhaft von amerikanischem Wohlwollen abhängig zu bleiben – erscheint angesichts der Unwägbarkeiten transatlantischer Politik zunehmend riskant.
Die historische Dimension der nuklearen Teilhabe
Das Konzept der „nuklearen Teilhabe" stammt aus den 1950er Jahren, als der Kalte Krieg Europa teilte. Damals demonstrierten die USA ihre Bereitschaft, ihre europäischen Partner mit eigenen Atomwaffen zu schützen. Heute, da Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit massive Zölle gegen EU-Importe verhängt hat und die transatlantischen Beziehungen auf einem historischen Tiefpunkt angelangt sind, wirkt dieses Versprechen zunehmend hohl.
Die Bundeswehr könnte zwar theoretisch im Ernstfall US-Atomwaffen einsetzen – doch die Entscheidung darüber läge letztlich in Washington. Ein Zustand, der Deutschland de facto zum Bittsteller in existenziellen Sicherheitsfragen degradiert.
Der Preis der Freiheit
„Wer Schutz will, muss ihn eben auch finanzieren", mahnte Spahn. Eine Binsenweisheit, die in Deutschland jahrzehntelang ignoriert wurde. Während man lieber Milliarden in fragwürdige Klimaprojekte pumpte und die Energiewende zur Staatsreligion erhob, verrottete die Bundeswehr. Nun rächt sich diese Prioritätensetzung bitter.
Die Vorbehalte gegen eine deutsche Atommacht seien ihm bewusst, räumte Spahn ein. Doch die Alternative – als wehrloser Spielball zwischen den Großmächten zu enden – könne keine Option sein. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland erwachsen wird und Verantwortung für die eigene Sicherheit übernimmt.
Die neue sicherheitspolitische Realität erfordert neue Antworten. Spahns Vorstoß mag unbequem sein, doch er stellt die richtigen Fragen. In einer Welt, in der autoritäre Regime aufrüsten und internationale Ordnungen erodieren, kann sich Europa den Luxus pazifistischer Träumereien nicht länger leisten. Gold und Silber mögen als Krisenwährung dienen – doch ohne glaubwürdige militärische Abschreckung werden auch sie im Ernstfall wenig nützen.
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