
Venedig wird zur Bühne für Milliardärs-Spektakel: Wenn die Lagunenstadt ihre Seele verkauft
Die ehrwürdige Lagunenstadt Venedig, einst Zentrum des Welthandels und Hort der Kultur, verkommt zusehends zur bloßen Kulisse für die Selbstinszenierung der Superreichen. Der jüngste Akt in diesem traurigen Schauspiel? Die geplante Luxushochzeit des Amazon-Gründers Jeff Bezos mit seiner Verlobten Lauren Sánchez, die zwischen dem 24. und 26. Juni über die Bühne gehen soll.
Der Ausverkauf einer Stadt
Während sich die lokale Bevölkerung kaum noch die astronomischen Mieten in ihrer eigenen Stadt leisten kann, rollt die Politik den roten Teppich für einen Mann aus, dessen Vermögen die Wirtschaftsleistung ganzer Länder übersteigt. Bürgermeister Luigi Brugnaro spricht von einer "Ehre für die Stadt" - man fragt sich unwillkürlich, welche Art von Ehre es sein soll, wenn eine historische Metropole zur privaten Partymeile degradiert wird.
Noch grotesker mutet die Stellungnahme des Regionspräsidenten Luca Zaia an, der auf Facebook verkündete, Bezos solle "mit offenen Armen empfangen" werden. Man solle stolz sein, nicht ablehnend. Stolz worauf? Darauf, dass Venedig zum Instagram-Hintergrund für die globale Elite mutiert ist?
Widerstand formiert sich
Doch nicht alle Venezianer sind bereit, diese Entwicklung widerstandslos hinzunehmen. Die Aktivisten-Gruppe "No Space for Bezos" macht ihrem Namen alle Ehre und protestiert lautstark gegen das Milliardärs-Spektakel. Ein riesiges Transparent mit durchgestrichenem Bezos-Namen prangte am Glockenturm von San Giorgio, Poster mit verändertem Amazon-Logo und der klaren Botschaft "Venedig ist nicht zu verkaufen" tauchten in der ganzen Stadt auf.
Die Worte der Aktivisten treffen den Nagel auf den Kopf: Man habe nicht vor, "die Krümel aufzuheben, die vom Tisch eines Milliardärs fallen". Eine treffende Metapher für eine Politik, die sich damit begnügt, auf die Almosen der Superreichen zu hoffen, statt die strukturellen Probleme ihrer Stadt anzugehen.
Ein Fest der Dekadenz
Die Gästeliste liest sich wie das Who's Who der globalen Schickeria: Leonardo DiCaprio, Katy Perry, sogar Ivanka Trump soll erwartet werden. Lady Gaga wird für die musikalische Untermalung sorgen - vermutlich für ein Honorar, das dem Jahreseinkommen mehrerer venezianischer Familien entspricht. 250 Gäste werden erwartet, die in reservierten Wassertaxis durch die Kanäle gondeln, während die Einheimischen zusehen dürfen, wie ihre Stadt zur Privatbühne wird.
Die Stadtoberen versichern eilfertig, der reguläre Bootsverkehr bleibe unbeeinträchtigt. Welch großzügige Geste! Die Venezianer dürfen also weiterhin zur Arbeit fahren, um die Stadt am Laufen zu halten, während die Milliardäre feiern.
Ein Symptom größerer Probleme
Diese Hochzeit ist nur die Spitze des Eisbergs. Venedig leidet seit Jahren unter den Folgen des Massentourismus und einer Politik, die kurzfristige Profite über langfristige Nachhaltigkeit stellt. Während Kreuzfahrtschiffe die Fundamente der Stadt erschüttern und Touristenmassen die engen Gassen verstopfen, verlassen immer mehr Einheimische ihre Heimat. Die Seele Venedigs stirbt einen langsamen Tod.
Es ist bezeichnend, dass die Politik die Demonstranten als "Minderheit" abtut. In einer Stadt, in der die einheimische Bevölkerung selbst zur Minderheit zu werden droht, ist das eine besonders zynische Bemerkung. Die wahre Minderheit sind jene Politiker, die noch immer glauben, man könne eine Stadt unbegrenzt kommerzialisieren, ohne ihre Identität zu zerstören.
Zeit für ein Umdenken
Was Venedig braucht, sind keine weiteren Promi-Hochzeiten, sondern eine Politik, die sich an den Bedürfnissen der Bürger orientiert. Eine Politik, die bezahlbaren Wohnraum schafft, den Massentourismus eindämmt und die einzigartige Kultur der Stadt bewahrt. Stattdessen erleben wir eine politische Klasse, die sich vor den Superreichen in den Staub wirft und dabei die eigene Bevölkerung vergisst.
Die Proteste gegen Bezos' Hochzeit mögen von der Politik als störend empfunden werden. Doch sie sind ein wichtiges Signal: Nicht alle sind bereit, den Ausverkauf ihrer Heimat tatenlos hinzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Widerstand wächst und die Verantwortlichen zum Umdenken zwingt. Denn eines ist sicher: Eine Stadt, die ihre Seele verkauft, hat keine Zukunft - egal wie viele Milliardäre dort heiraten mögen.
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