
Trump empfängt syrischen Präsidenten im Weißen Haus – Ein historischer Wendepunkt oder gefährliche Naivität?
In einer Entwicklung, die selbst hartgesottene Beobachter der Nahostpolitik überraschen dürfte, wird US-Präsident Donald Trump am 10. November den syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa im Weißen Haus empfangen. Es ist der erste Besuch eines syrischen Staatsoberhaupts in Washington seit Jahrzehnten – und wirft fundamentale Fragen über die Richtung der amerikanischen Außenpolitik auf.
Vom Terroristen zum Staatsmann?
Die Transformation des Ahmed al-Sharaa, der früher unter dem Kampfnamen Abu Mohammad al-Golani bekannt war, könnte kaum dramatischer sein. Noch vor wenigen Jahren stand auf seinen Kopf ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar. Heute rollt man ihm in Washington den roten Teppich aus. Der Mann, der einst die al-Nusra-Front gründete – einen direkten Ableger von al-Qaida – soll nun als legitimer Gesprächspartner für Frieden im Nahen Osten fungieren.
Sharaa übernahm die Macht in Syrien im Dezember 2024, nachdem seine islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) nach 13 Jahren Bürgerkrieg Bashar al-Assad gestürzt hatte. Die HTS, was übersetzt "Organisation für die Befreiung Syriens" bedeutet, war bis vor kurzem noch als ausländische Terrororganisation eingestuft. Doch in einer bemerkenswerten Kehrtwende hoben sowohl die USA als auch die Vereinten Nationen diese Einstufung auf.
Die Sanktionsfrage – Wirtschaftliche Realitäten treffen auf moralische Bedenken
Im Zentrum des bevorstehenden Treffens steht die Frage der Wirtschaftssanktionen. Sharaa drängt vehement auf die Aufhebung aller Sanktionen, insbesondere des sogenannten Caesar-Gesetzes, das nur vom US-Kongress aufgehoben werden kann. Trump hat bereits per Dekret einseitige US-Sanktionen gegen Syrien aufgehoben und dem Land "eine Chance auf Größe" attestiert.
"Ich denke, er macht einen sehr guten Job. Es ist eine harte Nachbarschaft, und er ist ein harter Kerl, aber ich komme sehr gut mit ihm aus", sagte Trump kürzlich über Sharaa.
Diese Einschätzung wirft Fragen auf. Sprechen wir hier wirklich von demselben Mann, dessen Organisation für die Entführung und Ermordung von 20 drusischen Dorfbewohnern in der Provinz Idlib im Jahr 2015 verantwortlich gemacht wird? Die Geschwindigkeit, mit der aus einem designierten Terroristen ein respektabler Staatsmann werden soll, lässt selbst erfahrene Diplomaten den Kopf schütteln.
Die Abraham-Abkommen als Trumpfkarte?
Bei ihrem letzten Treffen im Mai in Riad drängte Trump Sharaa, sich den Abraham-Abkommen anzuschließen – jenen Normalisierungsvereinbarungen zwischen Israel und arabischen Staaten, die als außenpolitischer Triumph der ersten Trump-Administration gelten. Die Ironie könnte kaum größer sein: Ein ehemaliger al-Qaida-Kommandeur soll nun Frieden mit Israel schließen.
White House Pressesprecherin Karoline Leavitt verteidigte das Treffen als Teil von Trumps Bemühungen, "jeden auf der Welt im Streben nach Frieden zu treffen". Doch Kritiker fragen sich, ob hier nicht der Wunsch nach einem außenpolitischen Erfolg die nötige Vorsicht verdrängt.
Ein gefährliches Spiel mit ungewissem Ausgang
Die Rehabilitation der HTS und ihres Anführers erfolgt in atemberaubendem Tempo. Innerhalb weniger Monate wurde aus einer Terrororganisation ein legitimer Gesprächspartner, aus einem mit Kopfgeld belegten Extremisten ein Staatschef, der vor der UN-Vollversammlung spricht – das erste Mal seit 1967 für einen syrischen Präsidenten.
Tom Barrack, der US-Sondergesandte für Syrien, bekräftigte die amerikanische Unterstützung für Syriens Wiedereingliederung in die regionale und internationale Gemeinschaft. Doch was bedeutet das konkret? Werden hier die Lehren aus Afghanistan und dem Irak ignoriert, wo vorschnelle Partnerschaften mit zweifelhaften Akteuren zu jahrzehntelangen Konflikten führten?
Die Tatsache, dass Sharaa sich verpflichtet hat, den Kampf gegen den Terrorismus fortzusetzen, mutet angesichts seiner eigenen Vergangenheit geradezu surreal an. Es ist, als würde man den Bock zum Gärtner machen – nur dass es hier um die Stabilität einer ganzen Region geht.
Die deutsche Perspektive
Für Deutschland und Europa wirft diese Entwicklung ebenfalls kritische Fragen auf. Millionen syrischer Flüchtlinge leben noch immer in Europa, viele von ihnen flohen vor genau jenen islamistischen Kräften, die nun in Damaskus das Sagen haben. Wird eine vorschnelle Legitimierung des neuen Regimes zu Druck führen, diese Menschen in ein Land zurückzuschicken, das möglicherweise alles andere als sicher ist?
Die Geschwindigkeit, mit der sich die internationale Gemeinschaft auf Sharaa zubewegt, sollte uns zu denken geben. Haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt? Die Geschichte lehrt uns, dass islamistische Bewegungen oft moderate Töne anschlagen, wenn es ihren Zielen dient, nur um später ihre wahre Agenda zu offenbaren.
Während Trump von "viel Fortschritt" in Syrien spricht, bleibt die Frage: Fortschritt für wen? Für die religiösen Minderheiten, die unter islamistischer Herrschaft traditionell leiden? Für die Frauen, deren Rechte in solchen Systemen meist als erstes beschnitten werden? Oder lediglich Fortschritt für amerikanische geopolitische Interessen, koste es, was es wolle?
Das Treffen im Weißen Haus mag als diplomatischer Durchbruch verkauft werden. Doch es könnte sich auch als der Moment erweisen, in dem der Westen erneut einen fatalen Fehler im Umgang mit dem politischen Islam begeht. Die Zeit wird zeigen, ob Trumps Wette auf Sharaa aufgeht – oder ob wir in einigen Jahren kopfschüttelnd auf diese Entscheidung zurückblicken werden.
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