
Trump-Diplomatie im Südkaukasus: Ein fragwürdiger Frieden mit geopolitischen Folgen
Donald Trump hat wieder einmal bewiesen, dass er ein Meister der großen Gesten ist. Im Weißen Haus verkündete er stolz, einen jahrzehntelangen Konflikt im Südkaukasus beendet zu haben. Armenien und Aserbaidschan unterzeichneten ein Abkommen zum Bau einer neuen Handelsstraße – pompös betitelt als "Trump Route for International Peace and Prosperity". Doch was steckt wirklich hinter diesem vermeintlichen Friedensschluss?
Die Kunst des Deals oder geopolitisches Schachspiel?
Die Geschwindigkeit, mit der dieses Abkommen zustande kam, wirft Fragen auf. Während in Europa die Diplomatie oft Jahre für kleinste Fortschritte benötigt, präsentiert Trump binnen kürzester Zeit einen fertigen Deal. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew überschlagen sich förmlich mit Lobeshymnen und wollen Trump sogar für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Eine bemerkenswerte Wendung für zwei Länder, die sich noch vor wenigen Jahren erbitterte Kämpfe um Bergkarabach lieferten.
Die geplante Handelsroute soll Aserbaidschan einen ungehinderten Zugang zu seiner Exklave Nachitschewan verschaffen – durch armenisches Territorium. Washington versichert zwar, die territoriale Integrität Armeniens werde gewahrt, doch die Geschichte lehrt uns, dass solche Zusicherungen oft das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen.
Russlands schwindender Einfluss
Besonders pikant ist die geopolitische Dimension dieses Abkommens. Beide Länder sind ehemalige Sowjetrepubliken und galten lange als Teil der russischen Einflusssphäre. Dass sie sich nun unter amerikanischer Schirmherrschaft die Hände reichen, muss in Moskau wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Der Kreml verliert zusehends an Einfluss in seinem traditionellen "Hinterhof" – eine Entwicklung, die sich nahtlos in das Bild des schwächelnden russischen Imperiums einfügt.
Die Tatsache, dass beide Staaten bereits Mitglieder im NATO-Programm "Partnership for Peace" sind, verleiht dem Ganzen eine zusätzliche Brisanz. Es wäre naiv zu glauben, dass Washington hier nur aus reiner Menschenfreundlichkeit agiert. Die strategische Lage des Südkaukasus, direkt an der Grenze zu Russland und dem Iran, macht die Region zu einem geopolitischen Filetstück.
Ein Frieden auf tönernen Füßen?
Die kritischen Stimmen aus den Kommentarspalten verdienen Beachtung. Wurde hier wirklich ein Konflikt beendet oder vielmehr ein neuer geschaffen? Die Region ist ein Flickenteppich verschiedener Ethnien und Religionen, deren fragiles Gleichgewicht durch externe Eingriffe leicht aus den Fugen geraten kann. Die Geschichte zeigt, dass von außen oktroyierte Lösungen in solchen Vielvölkergebieten selten von Dauer sind.
Besonders beunruhigend ist die Eile, mit der dieses Abkommen durchgepeitscht wurde. Wurden die betroffenen Bevölkerungsgruppen konsultiert? Wie steht es um die Armenier, die in den vergangenen Jahren massive Gebietsverluste und Vertreibungen hinnehmen mussten? Ein dauerhafter Frieden kann nur entstehen, wenn alle Beteiligten sich gehört und respektiert fühlen – nicht wenn zwei Autokraten sich im Glanz amerikanischer Vermittlung sonnen.
Die wahren Gewinner und Verlierer
Trump kann sich als Friedensstifter feiern lassen und seine außenpolitischen Erfolge verbuchen. Alijew festigt seine Macht und erhält den ersehnten Korridor zu seiner Exklave. Doch was gewinnt Armenien wirklich? Ein Land, das in den letzten Jahren territorial und moralisch schwere Niederlagen einstecken musste, scheint erneut den Kürzeren zu ziehen.
Die größte Ironie liegt vielleicht darin, dass ausgerechnet Trump – der Mann, der Amerika wieder groß machen wollte, indem er es aus internationalen Verpflichtungen herauszog – nun als globaler Friedensstifter auftritt. Doch seine "America First"-Politik zeigt sich auch hier: Die neue Handelsroute dürfte amerikanischen Wirtschaftsinteressen in der Region durchaus zuträglich sein.
Ein Blick in die Zukunft
Ob dieser "ewige Frieden", von dem Alijew spricht, Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Die Geschichte des Südkaukasus ist geprägt von gebrochenen Versprechen und wiederaufflammenden Konflikten. Erste konkrete Verhandlungen über den Korridor sollen kommende Woche beginnen – hier wird sich zeigen, ob die vollmundigen Ankündigungen auch in praktikable Lösungen münden.
Eines ist sicher: Die geopolitische Landkarte des Südkaukasus wurde neu gezeichnet. Russland verliert, Amerika gewinnt, und die Menschen vor Ort? Sie können nur hoffen, dass dieser Frieden mehr ist als nur ein weiteres Kapitel in der endlosen Geschichte von Macht und Einfluss in ihrer geplagten Region. Die Vergangenheit lehrt uns, skeptisch zu bleiben – besonders wenn Friedensabkommen im Schnellverfahren geschlossen werden und die wahren Absichten im Dunkeln bleiben.
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