
Traditionelles Modehaus Jones: Nach 53 Jahren fallen die letzten Vorhänge
Ein weiteres traditionsreiches Modeunternehmen muss die Segel streichen. Die österreichische Modekette Jones, die über fünf Jahrzehnte für gehobene Damenmode im mittleren Preissegment stand, schließt Ende Juni alle ihre Filialen. Ein trauriges Ende für ein Unternehmen, das einst Maßstäbe in der Branche setzte.
Das Ende einer Ära: Vom Aufstieg zum bitteren Abschied
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 30 eigene Filialen, davon 20 in Österreich, zehn Franchise-Shops und über hundert Verkaufsstellen im gehobenen Fachhandel - all das wird bald Geschichte sein. Firmenchef Gabor Rose, der das Unternehmen 1972 gründete, sieht sich gezwungen, einen Schlussstrich zu ziehen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten dem Unternehmen keine andere Wahl gelassen.
Die Gründe für das Scheitern: Ein Spiegelbild unserer Zeit
Der Fall Jones steht symptomatisch für die dramatischen Veränderungen in der Handelslandschaft. Explodierende Kosten für Mieten, Energie und Personal, gepaart mit einer durch die verfehlte Wirtschaftspolitik ausgelösten Kaufzurückhaltung, haben dem Unternehmen den Todesstoß versetzt. Um wirtschaftlich überleben zu können, hätte der Umsatz jährlich um 15 Prozent steigen müssen - ein in der aktuellen Wirtschaftslage völlig unrealistisches Szenario.
Der Wandel der Gesellschaft als Sargnagel
Besonders bitter: Jones stand jahrzehntelang für einen gepflegten Business-Look. Doch in Zeiten, in denen traditionelle Dresscodes verschwinden und der Trend zur legeren Freizeitmode geht, verlor dieses Konzept zunehmend an Bedeutung. Die Entwicklung spiegelt den bedauerlichen Niedergang klassischer Werte in unserer Gesellschaft wider.
Die Zukunft der Standorte
Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick für die Mitarbeiter: Von den 107 Beschäftigten haben etwa 70 die Chance auf eine Weiterbeschäftigung bei den Nachfolgefirmen. Die Filialen werden von drei verschiedenen Modeunternehmen übernommen, darunter "More & More" und "Liberty Fashion" aus Deutschland sowie das österreichische Label "Musterzimmer".
Ein Weckruf für den Einzelhandel
Der Fall Jones ist leider kein Einzelfall. Namhafte Unternehmen wie Palmers, Esprit und Gerry Weber mussten in den vergangenen Jahren ebenfalls Insolvenz anmelden. Die Verkaufsflächen im stationären Modehandel sind in Österreich innerhalb eines Jahrzehnts um erschreckende 20 Prozent geschrumpft - ein alarmierendes Signal für die gesamte Branche.
Gabor Rose zieht trotz allem ein versöhnliches Fazit: "Es war eine schöne Zeit, für die wir dankbar sind." Nach einem halben Jahrhundert unternehmerischer Tätigkeit wollen er und seine Frau sich nun eine wohlverdiente Pause gönnen - zum ersten Mal seit Jahrzehnten.
Der Fall Jones zeigt einmal mehr, wie dringend wir eine wirtschaftsfreundlichere Politik brauchen, die den stationären Einzelhandel nicht durch überbordende Regulierungen und Kostenbelastungen in die Knie zwingt. Es wird höchste Zeit für einen Kurswechsel, bevor weitere traditionsreiche Unternehmen von der Bildfläche verschwinden.
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