
Syriens neue Schattenregierung: Wie ein australischer Ex-Terrorist die Wirtschaft umbaut
Während die Welt gebannt auf Syriens politischen Neuanfang blickt, vollzieht sich hinter verschlossenen Türen eine wirtschaftliche Revolution, die mehr Fragen als Antworten aufwirft. Ein geheimes Komitee, angeführt von zwielichtigen Gestalten mit Kampfnamen und terroristischer Vergangenheit, hat binnen weniger Monate Vermögenswerte im Wert von über 1,6 Milliarden Dollar unter seine Kontrolle gebracht. An der Spitze dieser Schattenregierung: der Bruder des neuen Präsidenten und ein australischer Ex-Bäcker mit Verbindungen zu Al-Qaida.
Die neuen Herren der syrischen Wirtschaft
Es ist eine Geschichte, die selbst für nahöstliche Verhältnisse bizarr anmutet: Abraham Succarieh, ein Cricket-liebender Geschäftsmann aus Brisbane, der sich online als "Shawarma-Liebhaber" bezeichnet, leitet nun das geheime Wirtschaftskomitee, das Syriens ökonomische Zukunft bestimmt. Unter seinem Kampfnamen Abu Mariam al-Australi empfängt er nachts Geschäftsleute in denselben Gebäuden, in denen einst Assads Schergen ihre Erpressungen durchführten – nur dass er dabei eine Pistole am Gürtel trägt und mit australischem Akzent spricht.
Noch brisanter: Succarieh steht auf Australiens Terrorliste. Sein Bruder Ahmed sprengte sich 2013 als erster bekannter australischer Selbstmordattentäter in Syrien in die Luft, ein weiterer Bruder wurde wegen Terrorfinanzierung verurteilt. Dass ausgerechnet dieser Mann nun über Syriens wirtschaftliche Neuordnung entscheidet, wirft ein bezeichnendes Licht auf die neue Führung.
Familienbande und Vetternwirtschaft
Die eigentliche Macht liegt jedoch bei Hazem al-Sharaa, dem älteren Bruder des neuen Präsidenten Ahmed al-Sharaa. Der ehemalige PepsiCo-Manager aus dem irakischen Erbil zieht im Hintergrund die Fäden, ohne je offiziell ernannt worden zu sein. Bei seinem ersten Auslandsbesuch in Saudi-Arabien wurde er noch vor allen Ministern dem Kronprinzen Mohammed bin Salman vorgestellt – ein deutliches Signal, wer in Syrien wirklich das Sagen hat.
Diese Konstellation erinnert fatal an die Strukturen unter Assad, wo ebenfalls Familienmitglieder und Günstlinge die Wirtschaft kontrollierten. Statt der erhofften Transparenz und Rechtsstaatlichkeit etabliert sich eine neue Form der Schattenwirtschaft, die sich jeder demokratischen Kontrolle entzieht.
Deals im Hinterzimmer statt Gerechtigkeit
Besonders verstörend ist die Vorgehensweise des Komitees: Statt korrupte Assad-Günstlinge vor Gericht zu stellen, wie es viele Syrer fordern, werden nächtliche Deals ausgehandelt. Geschäftsleute, die sich unter Assad bereicherten – darunter auch solche, die wegen Drogenschmuggels und Waffenhandels sanktioniert sind – können sich mit Geldzahlungen und der Abgabe von Unternehmensanteilen freikaufen.
"Wir würden in ihrem Gericht spielen", rechtfertigt ein Komiteemitglied diese fragwürdige Praxis. Man fürchte, von den geschäftstüchtigen Unternehmern vor Gericht ausmanövriert zu werden.
So durfte etwa der Airline-Mogul Issam Shammout, dessen Fluggesellschaft Cham Wings unter US-Sanktionen steht wegen angeblicher Söldnertransporte und Drogenschmuggels, nach Zahlung von 50 Millionen Dollar und Abgabe von 45 Prozent seiner Firma straffrei bleiben. Mohammed Hamsho, dem vorgeworfen wird, aus den Trümmern zerbombter Städte Profit geschlagen zu haben, lebt nach einem ähnlichen Deal wieder unbehelligt in seinem Damaszener Penthouse – bewacht von Regierungstruppen.
Die Zentralbank als Machtzentrale
Wie tief die neuen Strukturen bereits verwurzelt sind, zeigt sich in der Zentralbank. Dort hat sich Mustafa Qadid, bekannt unter seinem Kampfnamen Abu Abdelrahman, als "Schattengouverneur" etabliert. Der ehemalige Bäcker, der zum Militärkommandeur aufstieg, kontrolliert vom zweiten Stock aus alle wichtigen Entscheidungen – zwei Etagen unter dem offiziellen Gouverneur, der ohne seine Zustimmung nichts entscheiden kann.
"Es ist wie früher, als der Palast alle Angelegenheiten entschied", klagt ein ehemaliger Mitarbeiter. Die Parallelen zum Assad-Regime sind unübersehbar: Wieder entscheidet eine kleine Clique im Geheimen über das Schicksal von Millionen Syrern.
Westliche Naivität und die Folgen
Während diese dubiosen Gestalten Syriens Wirtschaft unter sich aufteilen, hebt die Trump-Administration bereits die Sanktionen auf. Man wolle Syrien "eine Chance auf Größe" geben, heißt es aus Washington. Diese Naivität ist erschreckend: Statt auf Transparenz und Rechtsstaatlichkeit zu pochen, legitimiert der Westen eine neue Form der Kleptokratie.
Vier hochrangige westliche Diplomaten äußerten bereits Bedenken, dass die Konzentration wirtschaftlicher Macht in den Händen obskurer Figuren ausländische Investitionen abschrecken und Syriens Glaubwürdigkeit untergraben könnte. Doch ihre Warnungen verhallen ungehört.
Ein Staatsfonds ohne Staat
Besonders dreist mutet die Gründung eines "Staatsfonds" an, der direkt dem Präsidenten untersteht und von seinem Bruder kontrolliert wird. Steven Heydemann vom Smith College kritisiert dieses Konstrukt als "verfrüht" und warnt vor der fehlenden Rechenschaftspflicht. Tatsächlich erinnert das Modell eher an die Privatschatullen arabischer Potentaten als an einen modernen Staatsfonds.
Die Vermögenswerte, die in diesen Fonds fließen sollen, stammen aus den erzwungenen Deals mit Assad-Günstlingen – eine Umverteilung von einer korrupten Elite zur nächsten, während das syrische Volk leer ausgeht.
Die bittere Wahrheit über Syriens "Neuanfang"
Was sich in Syrien abspielt, ist keine demokratische Transformation, sondern ein Elitenwechsel unter islamistischen Vorzeichen. Die neuen Machthaber, viele mit terroristischer Vergangenheit, haben aus ihrer Zeit in der Rebellenhochburg Idlib gelernt – allerdings nicht die Lektionen von Transparenz und guter Regierungsführung, sondern wie man ein Schattensystem aufbaut, das sich jeder Kontrolle entzieht.
Für das syrische Volk, das nach Jahren des Krieges auf Gerechtigkeit und einen echten Neuanfang hoffte, ist dies ein bitterer Verrat. Statt die Verbrecher des alten Regimes zur Rechenschaft zu ziehen, werden sie zu Geschäftspartnern. Statt transparenter Strukturen entstehen neue Seilschaften. Und statt einer offenen Gesellschaft etabliert sich eine islamistische Scheindemokratie, in der bewaffnete "Scheichs" nachts über das Schicksal von Unternehmern entscheiden.
Die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA unter Trump, macht sich durch ihre voreilige Anerkennung und Aufhebung der Sanktionen mitschuldig an dieser Entwicklung. Wieder einmal zeigt sich: Der Westen hat aus seinen Fehlern im Nahen Osten nichts gelernt. Die Hoffnung, dass aus Islamisten über Nacht Demokraten werden, ist eine gefährliche Illusion – eine Illusion, für die das syrische Volk einen hohen Preis zahlen wird.
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