
Syrien am Scheideweg: Droht nach Assad-Sturz ein Pakt mit Israel?
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Israels Außenminister Gideon Saar verkündete letzte Woche, dass eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien und dem Libanon auf dem Tisch liege. Was für westliche Diplomaten wie ein Fortschritt klingen mag, löst bei vielen Syrern blankes Entsetzen aus. Sie befürchten, dass ein solcher Schritt das kriegsgebeutelte Land in einen neuen landesweiten Konflikt stürzen könnte.
Die Abraham-Abkommen als Blaupause
Saar machte keinen Hehl daraus, dass Israel den Kreis der Abraham-Abkommen erweitern möchte. Diese unter Donald Trumps erster Amtszeit initiierten Verträge führten bereits zu Normalisierungsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und dem Sudan. Nun, da Trump wieder im Weißen Haus sitzt, wittern Netanyahu und seine Regierung offenbar die Chance, weitere arabische Staaten in diesen "Friedenskreis" zu ziehen.
"Wir haben ein Interesse daran, Länder wie Syrien und den Libanon, unsere Nachbarn, in den Kreis des Friedens und der Normalisierung aufzunehmen", erklärte Saar. Dabei vergaß er nicht zu betonen, dass Israels "wesentliche Sicherheitsinteressen" gewahrt bleiben müssten - ein Euphemismus, der in der Region nur zu gut verstanden wird.
Syriens neue Machthaber unter Druck
Die Situation in Syrien könnte kaum komplexer sein. Unter Präsident Sharaa, dessen HTS-Regierung in Damaskus das Sagen hat, treiben Hunderte ausländischer Dschihadistengruppen ihr Unwesen. Christen, Alawiten und Drusen werden verfolgt, während die neue Führung wegschaut. Besonders pikant: Sharaa selbst und einige seiner Minister haben eine ISIS-Vergangenheit - eine Terrororganisation, die interessanterweise nie wirklich einen Krieg gegen Israel geführt hat.
Diese merkwürdige Konstellation wirft Fragen auf: War der Islamische Staat womöglich ein Werkzeug im großen geopolitischen Spiel? Tatsache ist, dass Israel eine nicht unbedeutende Rolle in den CIA-Operationen zum Sturz der Assad-Regierung spielte, die unter dem Codenamen "Timber Sycamore" liefen.
Die historische Feindschaft
Seit Hafez al-Assad 1970 die Macht in Syrien übernahm, galt das Ba'ath-regierte Land als Israels erbitterster Feind in der Region. Mehrere Kriege prägten das Verhältnis, und die israelische Kontrolle über die Golanhöhen bleibt bis heute ein Stachel im Fleisch vieler Syrer. Der durchschnittliche Syrer steht dem Zionismus und der israelischen Expansionspolitik äußerst kritisch gegenüber - eine Haltung, die sich durch Generationen zieht.
Netanyahus strategisches Kalkül
Premierminister Netanyahu selbst ließ kürzlich verlauten, dass der Juni-Krieg mit dem Iran "den Weg für eine dramatische Erweiterung des Friedensabkommens" geöffnet habe. Aus strategischer Sicht ist das Ziel klar: Tel Aviv will jedes arabische Land isolieren, das seiner Gaza-Politik kritisch gegenübersteht und Widerstand leistet.
Die Befürchtungen vieler Syrer sind nicht unbegründet. Ein Normalisierungsabkommen mit Israel würde nicht nur die ohnehin fragile innere Stabilität des Landes gefährden, sondern könnte auch regionale Akteure auf den Plan rufen, die eine solche Annäherung als Verrat betrachten. In einem Land, das bereits von jahrelangem Bürgerkrieg zerrüttet ist und wo verschiedene Milizen um Einfluss ringen, könnte ein solcher Schritt das Pulverfass endgültig zur Explosion bringen.
Die Rolle der neuen US-Administration
Mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus dürfte der Druck auf Syriens neue Machthaber steigen. Die Abraham-Abkommen waren eines der außenpolitischen Prestigeprojekte seiner ersten Amtszeit, und es ist davon auszugehen, dass er diesen Weg fortsetzen möchte. Für die syrische Bevölkerung, die nach Jahren des Krieges auf Stabilität und Wiederaufbau hofft, könnte sich dieser "Frieden" jedoch als Fluch erweisen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Syriens neue Führung dem Druck nachgibt oder ob das Land erneut in einen verheerenden Konflikt schlittert. Eines ist sicher: Die geopolitischen Schachzüge in Nahost werden weiterhin auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen - während die wahren Profiteure in ihren klimatisierten Büros in Washington, Tel Aviv und anderswo sitzen.
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