
Putin fordert Jerusalemer Kirchengelände: Historischer Anspruch oder geopolitisches Kalkül?
In den verwinkelten Gassen der Jerusalemer Altstadt bahnt sich ein diplomatischer Konflikt an, der die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Russland und Israel auf eine neue Probe stellt. Wladimir Putin persönlich drängt die israelische Regierung, das historische Alexander-Gelände im christlichen Viertel an Russland zu übertragen – ein Ansinnen, das in Jerusalem für erhebliche Unruhe sorgt.
Ein Stück Geschichte im Herzen Jerusalems
Das umstrittene Areal, bekannt als Alexander-Hof oder Russisches Gelände, erstreckt sich über beachtliche 1.300 Quadratmeter in unmittelbarer Nähe zur Grabeskirche. In der dicht bebauten Altstadt, wo jeder Quadratmeter seit Jahrzehnten umkämpft ist, stellt dies eine außergewöhnlich große Fläche dar. Das Herzstück bildet die orthodoxe Kirche des Heiligen Alexander Newski, benannt nach einem russischen Kriegerfürsten des 13. Jahrhunderts.
Die Brisanz des Themas zeigt sich darin, dass Netanyahu eigens ein Komitee hochrangiger Minister einsetzte, um diese heikle Angelegenheit zu behandeln. Offenbar wurde das Thema bei direkten Gesprächen zwischen Putin und dem israelischen Premierminister erörtert – ein Zeichen dafür, wie ernst Moskau diese Forderung nimmt.
Historische Dokumente als Trumpfkarte?
Die russische Argumentation stützt sich auf osmanische Dokumente, die das Gelände als Eigentum des "glorreichen Russischen Reiches" ausweisen. Doch die Sachlage ist komplizierter: Die Kaiserlich-Orthodoxe Palästina-Gesellschaft (OPS), eine wissenschaftliche und karitative Organisation, kontrolliert das Areal seit ihrer Gründung 1890 und beharrt auf ihrem Eigentumsrecht durch formellen Kauf.
Der Kreml argumentiert, dass historisches Reichseigentum automatisch auf den russischen Staat übergehen müsse – eine Rechtsauffassung, die international höchst umstritten ist.
Netanyahus diplomatischer Drahtseilakt
Die israelische Regierung befindet sich in einer prekären Lage. Einerseits möchte man die Beziehungen zu Russland, das in Syrien militärisch präsent ist, nicht unnötig belasten. Andererseits würde eine Übertragung des Geländes einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen und könnte weitere Eigentumsansprüche in der sensiblen Altstadt nach sich ziehen.
Netanyahu versuchte 2020, Zeit zu gewinnen, indem er das Alexander-Gelände nach britischem Mandatsrecht zur "heiligen Stätte" erklärte. Dies verschafft der israelischen Regierung zwar größeren Handlungsspielraum, löst aber das grundlegende Problem nicht.
Persönliche Agenda oder strategisches Interesse?
Beobachter weisen darauf hin, dass Putin die Angelegenheit als "zutiefst persönlich" betrachte. Doch dahinter dürfte mehr stecken als religiöse Sentimentalität. In Zeiten, in denen Russland international isoliert ist, könnte die Kontrolle über bedeutende christliche Stätten in Jerusalem dem Kreml neue Einflussmöglichkeiten im Nahen Osten verschaffen.
Die Hartnäckigkeit, mit der Moskau seit mindestens fünf Jahren auf diesem Thema beharrt, deutet auf eine langfristige Strategie hin. Während die neue Merz-Regierung in Deutschland noch ihre außenpolitischen Positionen sortiert, nutzt Putin jede Gelegenheit, seinen globalen Einfluss auszubauen – selbst wenn es um ein vergleichsweise kleines Grundstück in Jerusalem geht.
Die Frage bleibt: Wird Israel dem russischen Druck nachgeben oder standhaft bleiben? In einer Zeit, in der territoriale Integrität und historische Ansprüche weltweit für Konflikte sorgen, könnte diese Entscheidung weitreichende Konsequenzen haben. Eines ist sicher: In der Jerusalemer Altstadt, wo sich die Weltreligionen auf engstem Raum begegnen, ist selbst der kleinste Quadratmeter von symbolischer und strategischer Bedeutung.
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