
Norwegen wählt Kontinuität: Sozialdemokraten behaupten sich trotz knapper Mehrheit
Die norwegischen Wähler haben gesprochen, und das Ergebnis könnte kaum knapper ausfallen. Nach ersten Auszählungen der Wahlbehörde zeichnet sich ab, dass Ministerpräsident Jonas Gahr Støre von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Ap) seine Amtsgeschäfte fortführen könnte. Mit 28,1 Prozent der Stimmen wurde seine Partei stärkste Kraft, gefolgt von der rechtspopulistischen Fortschrittspartei mit 24,5 Prozent. Die Konservativen der ehemaligen Ministerpräsidentin Erna Solberg landeten mit 14,4 Prozent auf dem dritten Platz.
Hauchdünne Mehrheit für Rot-Grün
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit voraussichtlich 88 von 169 Sitzen im Stortinget, dem norwegischen Parlament, verfügt das rot-grüne Lager über eine äußerst knappe Mehrheit. Diese Konstellation dürfte die Regierungsbildung zu einer wahren Herkulesaufgabe machen. Besonders brisant: Drei der potenziellen Koalitionspartner aus dem rot-grünen Spektrum lehnen neue Öl- und Gasbohrungen kategorisch ab – ein Standpunkt, der im krassen Gegensatz zu Støres eigener Position steht.
Diese Gemengelage wirft unweigerlich die Frage auf: Wie stabil kann eine Regierung sein, die sich in einer der zentralsten Fragen der norwegischen Politik – der Energiepolitik – fundamental uneinig ist? Die Antwort darauf dürfte nicht nur für Norwegen, sondern für ganz Europa von Bedeutung sein.
Norwegens Rolle als Europas Energielieferant
Seit dem Ukraine-Krieg hat sich Norwegen zu einem unverzichtbaren Energielieferanten für Europa entwickelt. Das skandinavische Land, das zwar nicht Mitglied der EU ist, aber über den Europäischen Wirtschaftsraum eng mit ihr verbunden bleibt, pumpt täglich Millionen Kubikmeter Gas und Barrel Öl nach Europa. Diese Energieexporte sind nicht nur die wichtigste Einnahmequelle des wohlhabenden Landes, sondern auch sein größtes Dilemma.
Die Ironie könnte kaum größer sein: Während Europa verzweifelt nach Alternativen zu russischem Gas sucht und dabei auf norwegische Lieferungen angewiesen ist, fordern Teile der potenziellen norwegischen Regierungskoalition ein Ende neuer Bohrungen. Diese Forderung mag aus klimapolitischer Sicht nachvollziehbar sein, doch sie ignoriert die geopolitische Realität eines Kontinents, der sich inmitten einer Energiekrise befindet.
Minderheitsregierungen als norwegische Tradition
Interessanterweise sind Minderheitsregierungen in Norwegen keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Das parlamentarische System des Landes erlaubt es, dass eine Regierung auch ohne absolute Mehrheit im Amt bleiben kann – solange sich keine Mehrheit gegen sie formiert. Dieses System hat in der Vergangenheit durchaus funktioniert, könnte aber angesichts der fundamentalen Differenzen in der Energiepolitik an seine Grenzen stoßen.
Støre, der seit 2021 eine Minderheitsregierung führt, steht nun vor der Herausforderung, diese fragile Balance erneut herzustellen. Die Tatsache, dass rund vier Millionen Norweger zur Wahl aufgerufen waren und sich für eine derart knappe Entscheidung aussprachen, zeigt die Zerrissenheit des Landes in grundlegenden Zukunftsfragen.
Was bedeutet das Wahlergebnis für Deutschland und Europa?
Für Deutschland und Europa könnte das Wahlergebnis weitreichende Konsequenzen haben. Eine instabile norwegische Regierung, die sich in Energiefragen nicht einig ist, könnte die Versorgungssicherheit Europas gefährden. Während die deutsche Ampel-Koalition bereits Geschichte ist und die neue Große Koalition unter Friedrich Merz eigene Herausforderungen meistern muss, bleibt die Abhängigkeit von norwegischen Energielieferungen bestehen.
Die Paradoxie ist offensichtlich: Europa braucht norwegisches Gas und Öl mehr denn je, während gleichzeitig Teile der norwegischen Politik diese Lieferungen am liebsten einstellen würden. Diese Konstellation verdeutlicht einmal mehr die Widersprüchlichkeit europäischer Energie- und Klimapolitik, die zwischen hehren Zielen und harter Realität schwankt.
Das vorläufige Endergebnis der Wahl wird im Laufe der Nacht erwartet. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass Norwegen vor schwierigen Koalitionsverhandlungen steht, deren Ausgang nicht nur für das Land selbst, sondern für ganz Europa von Bedeutung sein wird. Die Frage bleibt: Kann eine Regierung, die in fundamentalen Fragen zerstritten ist, die Stabilität bieten, die Europa in diesen turbulenten Zeiten so dringend benötigt?

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