
Netanjahus Versprechen und Trumps Waffenruhe-Deal: Das Ende der Hamas oder nur eine weitere Illusion?
Während die Welt gebannt auf die jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt blickt, verkündet Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit markigen Worten das Ende der Hamas. „Es wird keine Hamas mehr geben", tönte er in Aschkelon – ein Versprechen, das angesichts der jahrzehntelangen Geschichte dieses Konflikts fast schon vermessen klingt. Doch was steckt wirklich hinter den aktuellen Verhandlungen über eine 60-tägige Waffenruhe?
Trumps diplomatischer Vorstoß – ein Hoffnungsschimmer?
US-Präsident Donald Trump, der seit Januar wieder im Weißen Haus residiert, scheint entschlossen, seinen außenpolitischen Stempel aufzudrücken. Seine Ankündigung, Israel habe den „notwendigen Bedingungen" für eine zeitlich begrenzte Waffenruhe zugestimmt, klingt zunächst vielversprechend. Doch die Realität zeigt: Die Hamas prüft noch, und die Geschichte lehrt uns, dass solche Prüfungen oft in endlosen Verzögerungstaktiken münden.
Besonders pikant: Während Trump von einer baldigen Einigung träumt und Netanjahu nächste Woche in Washington empfangen will, tobt der Krieg unvermindert weiter. Zehn Tote bei einem israelischen Luftangriff in Chan Junis – das ist die brutale Realität hinter den diplomatischen Kulissen.
Die unterirdische Kriegsführung – Israels Kampf gegen das Tunnelsystem
Die israelische Armee meldet stolz die Zerstörung eines 2,5 Kilometer langen Tunnels, der sich 39 Meter tief unter der Erde zwischen Chan Junis und Rafah erstreckte. Diese unterirdischen Labyrinthe sind das Rückgrat der Hamas-Kriegsführung – Kommandozentralen, Waffenlager und vermutlich auch Gefängnisse für die noch immer festgehaltenen Geiseln.
Man muss sich die Dimension vor Augen führen: Während oben Diplomaten über Frieden verhandeln, graben sich unten Kämpfer durch ein ausgeklügeltes Tunnelsystem. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das seit Jahren andauert und bei dem ein Ende nicht in Sicht scheint.
Die Geisel-Frage – der wahre Knackpunkt
Nach offiziellen Angaben befinden sich noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Der neue Vermittlungsvorschlag sieht angeblich die gestaffelte Freilassung von zehn lebenden Geiseln und die Übergabe von 18 Leichen vor – im Austausch gegen palästinensische Häftlinge.
Doch hier offenbart sich das grundlegende Dilemma: Die Hamas fordert eine feste Zusage für ein dauerhaftes Kriegsende, während Netanjahu nur zu einer temporären Waffenruhe bereit ist. Er will die Hamas vollständig eliminieren – sie will ihre Macht erhalten. Wie soll aus diesen diametral entgegengesetzten Positionen jemals ein tragfähiger Frieden entstehen?
Die regionale Dimension – Iran im Hintergrund
Während alle Augen auf Gaza gerichtet sind, agiert Israel auch an anderen Fronten. Die Festnahme einer „vom Iran aktivierten Terrorzelle" im Süden Syriens zeigt: Der Konflikt hat längst regionale Dimensionen angenommen. Der Iran, traditioneller Unterstützer der Hamas, spielt weiterhin eine destabilisierende Rolle in der Region.
Es ist kein Zufall, dass Israel gerade jetzt seine Präsenz in Syrien verstärkt. Nach dem Sturz Assads im Dezember entstanden neue Machtvakuen, die gefüllt werden wollen. Israel duldet keine Bedrohung an seinen Grenzen – eine verständliche Position angesichts der permanenten Gefährdungslage.
Die Realität hinter den Versprechen
Netanjahus vollmundige Ankündigung, es werde „kein Hamastan mehr geben", klingt nach entschlossenem Handeln. Doch die Geschichte lehrt uns Skepsis: Wie oft wurden schon das Ende der Hamas oder anderer Terrororganisationen verkündet? Die Hydra des islamistischen Terrors hat die unangenehme Eigenschaft, für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue wachsen zu lassen.
Die Wahrheit ist: Solange die zugrundeliegenden Probleme nicht gelöst werden – die Frage der palästinensischen Staatlichkeit, die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit in Gaza, der religiöse Fanatismus – wird es immer neue Inkarnationen des Widerstands geben. Ob sie Hamas, Islamischer Dschihad oder anders heißen, ist dabei fast nebensächlich.
Ein fragiler Hoffnungsschimmer
Trotz aller Skepsis: Die Tatsache, dass beide Seiten überhaupt verhandeln, ist ein positives Zeichen. Israels Außenminister Gideon Saar spricht von einer „großen Mehrheit" in der Regierung für einen Deal. Die Hamas signalisiert, „mit großer Verantwortung" an die Sache heranzugehen.
Vielleicht, nur vielleicht, könnte Trumps unkonventioneller Ansatz tatsächlich Bewegung in die festgefahrene Situation bringen. Seine Bereitschaft, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten, und sein Optimismus bezüglich einer baldigen Einigung könnten den entscheidenden Impuls liefern.
Doch am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Selbst eine 60-tägige Waffenruhe ist nur eine Atempause in einem Konflikt, der seit Generationen schwelt. Solange nicht beide Seiten zu echten Kompromissen bereit sind, wird das Blutvergießen weitergehen – mal offen, mal verdeckt, aber immer präsent. Die Menschen in Gaza und Israel verdienen Besseres als diese endlose Spirale der Gewalt. Ob Netanjahus Versprechen und Trumps Vermittlung diesem Ziel näherkommen, wird die Zeit zeigen.
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