
Netanjahus Bauernopfer: Wenn Sicherheitsberater für politisches Versagen büßen müssen
In einem Akt politischer Selbsterhaltung hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seinen nationalen Sicherheitsberater Tsachi Hanegbi mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzt. Was auf den ersten Blick wie eine routinemäßige Personalentscheidung aussehen mag, offenbart bei genauerer Betrachtung die tiefe Krise, in der sich die israelische Sicherheitspolitik seit dem verheerenden 7. Oktober 2023 befindet.
Das Eingeständnis des Scheiterns
Bemerkenswert ist, dass Hanegbi in seiner Abschiedserklärung selbst einräumte, Verantwortung für das "fatale Versagen der Sicherheitskräfte" zu tragen. An jenem schwarzen Tag durchbrachen Hamas-Terroristen und ihre Verbündeten die als unüberwindbar geltenden israelischen Verteidigungslinien, ermordeten über 1200 Menschen und verschleppten 251 Geiseln in den Gazastreifen. Ein Versagen von historischem Ausmaß, das die gesamte israelische Sicherheitsdoktrin in Frage stellte.
Doch während Hanegbi nun den Preis zahlt und seine eigene Mitverantwortung eingesteht, bleibt die entscheidende Frage unbeantwortet: Wo war eigentlich der Ministerpräsident selbst, als die Warnzeichen übersehen und die Bedrohung unterschätzt wurde?
Die Kunst des politischen Überlebens
Netanjahu, der Meister des politischen Schachspiels, versteht es seit Jahrzehnten meisterhaft, die Verantwortung für Misserfolge auf andere abzuwälzen. Während seine Sicherheitsberater kommen und gehen, klebt er selbst wie Pech und Schwefel an seinem Amt. Diese Entlassung reiht sich nahtlos in ein bekanntes Muster ein: Wenn es brenzlig wird, müssen Köpfe rollen – nur niemals der eigene.
Die Forderung Hanegbis nach einer "gründlichen Untersuchung" des Versagens klingt wie blanker Hohn. Über ein Jahr nach dem Massaker ist noch immer keine umfassende Aufarbeitung erfolgt. Stattdessen werden Sündenböcke geopfert, während die wahren Verantwortlichen weiter ihre Posten behalten.
Parallelen zur deutschen Sicherheitslage
Was in Israel geschieht, sollte auch hierzulande als Warnung verstanden werden. Auch in Deutschland erleben wir ein zunehmendes Versagen der Sicherheitsbehörden. Die explodierende Messerkriminalität, die täglichen Übergriffe und die schwindende Kontrolle über unsere Grenzen zeigen: Wenn politische Ideologie über Sicherheitsinteressen gestellt wird, zahlen am Ende die Bürger den Preis.
Während in Israel immerhin personelle Konsequenzen gezogen werden – wenn auch an der falschen Stelle –, herrscht in Berlin business as usual. Trotz Rekordkriminalität und einer Bevölkerung, die sich zunehmend unsicher fühlt, klammern sich die Verantwortlichen an ihre Ämter.
Die wahre Lehre aus dem Debakel
Die Entlassung Hanegbis mag Netanjahu kurzfristig Luft verschaffen, doch sie löst kein einziges der grundlegenden Probleme. Solange nicht die gesamte Führungsriege – einschließlich des Ministerpräsidenten selbst – Verantwortung übernimmt, bleibt jede "Aufarbeitung" eine Farce.
In Zeiten wie diesen, in denen die Sicherheit von Bürgern weltweit bedroht ist, braucht es keine Bauernopfer, sondern echte Führungsstärke. Politiker, die nicht nur in Sonntagsreden von Verantwortung sprechen, sondern sie auch leben. Davon sind wir sowohl in Jerusalem als auch in Berlin meilenweit entfernt.
Die Geschichte lehrt uns: Wenn Sicherheitsapparate versagen und die Politik nur mit kosmetischen Korrekturen reagiert, ist die nächste Katastrophe nur eine Frage der Zeit. Es bleibt zu hoffen, dass sowohl Israel als auch Deutschland diese Lektion endlich verstehen – bevor es wieder zu spät ist.
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