
Macrons Weckruf: Europa muss endlich die russische Bedrohung ernst nehmen
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in einem bemerkenswert offenen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung endlich ausgesprochen, was viele schon lange befürchten: Europa befindet sich in einem dauerhaften Konflikt mit Russland, und die westlichen Demokratien haben diese Gefahr viel zu lange unterschätzt. Seine Warnung vor einer "russischen Geheimarmee" aus "kleinen, gesichtslosen Kriegern" sollte auch die letzten Träumer in Berlin aufwecken.
Die unsichtbare Front des hybriden Krieges
Was Macron beschreibt, ist keine Verschwörungstheorie, sondern bittere Realität. Russland führe einen hybriden Krieg gegen Europa, der sich nicht nur auf konventionelle militärische Mittel beschränke. Die Palette der Angriffe reiche von Cyberattacken über gezielte Desinformationskampagnen bis hin zur Ermordung von Oppositionellen auf europäischem Boden. Besonders perfide: Moskau nutze sogar Migrationsbewegungen als politisches Druckmittel.
Die Beispiele, die Macron anführt, sind erschreckend konkret. Die "Bettwanzen"-Geschichte vom Herbst 2023 mag auf den ersten Blick absurd klingen, zeigt aber die Raffinesse russischer Informationskriegsführung. Aus einer kleinen Meldung wurde durch gezielte Verstärkung in sozialen Netzwerken eine nationale Hysterie geschürt. Solche Operationen zielen darauf ab, westliche Gesellschaften zu destabilisieren und das Vertrauen in staatliche Institutionen zu untergraben.
Deutsche Behörden schlagen Alarm
Auch in Deutschland haben die Sicherheitsbehörden die Gefahr erkannt. Das Auswärtige Amt und der Verfassungsschutz warnen vor Desinformationskampagnen wie "Doppelgänger", bei denen mit täuschend echt gestalteten Fake-News-Seiten gezielt westliche Debatten manipuliert würden. Besonders brisant: Diese Aktivitäten intensivierten sich regelmäßig vor Wahlen, um demokratische Prozesse zu beeinflussen.
"Lange Zeit haben wir Russland unterschätzt"
Diese späte Erkenntnis Macrons wirft die Frage auf, warum europäische Politiker so lange die Augen vor der offensichtlichen Bedrohung verschlossen haben. Während Russland systematisch seine hybriden Kriegskapazitäten ausbaute, träumten viele in Berlin und Brüssel noch von Dialog und Wandel durch Handel.
Die nukleare Dimension der Bedrohung
Besonders alarmierend ist Macrons Hinweis auf die geänderte russische Nukleardoktrin. Moskau teste nicht nur regelmäßig die Luftabwehr europäischer Staaten, sondern drohe auch unverhohlen mit dem Einsatz von Atomwaffen. Diese Eskalation zeige, dass Putin bereit sei, alle roten Linien zu überschreiten.
Die offenen Gesellschaften des Westens seien für diese Art der Kriegsführung besonders anfällig, warnt Macron. Während autoritäre Regime ihre Informationsräume kontrollieren könnten, böten Meinungsfreiheit und offene Debatten Angriffsflächen für gezielte Desinformation.
Gemeinsame europäische Antwort gefordert
Immerhin scheint sich in der deutsch-französischen Zusammenarbeit etwas zu bewegen. Macron berichtet von Berlins Bereitschaft, sich gemeinsam für die Ukraine zu verschulden - abgesichert durch eingefrorene russische Vermögenswerte. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um Moskaus Aggression entschlossen entgegenzutreten.
Die Frage bleibt jedoch, ob Europa schnell genug aus seiner Naivität erwacht. Während Russland seine hybriden Angriffe intensiviert, streiten EU-Staaten noch über Details der Drohnenabwehr. Diese Uneinigkeit spielt Moskau in die Hände.
Es ist höchste Zeit, dass Europa die russische Bedrohung als das erkennt, was sie ist: ein existenzieller Angriff auf unsere freiheitliche Ordnung. Macrons Weckruf sollte endlich zu entschlossenem Handeln führen. Die Alternative wäre, dass die "kleinen, gesichtslosen Krieger" unsere Demokratien von innen zersetzen - während wir noch über Dialogangebote diskutieren.
- Themen:
- #Wahlen

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik











