
Kanada knickt im Handelsstreit ein: Zollfreie Einfuhr für US-Autos unter Bedingungen
In einer überraschenden Wendung hat die kanadische Regierung unter Premierminister Mark Carney ihre erst kürzlich verhängten Vergeltungszölle auf US-amerikanische Fahrzeuge wieder gelockert. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Rückzug in dem sich zuspitzenden Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten und könnte als erste diplomatische Niederlage in der Auseinandersetzung mit der Trump-Administration gewertet werden.
Zollfreie Einfuhr unter strengen Auflagen
Die neue Regelung sieht vor, dass Autohersteller ihre in den USA produzierten Fahrzeuge weiterhin zollfrei nach Kanada importieren dürfen - allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ihre Produktionsstandorte in Kanada aufrechterhalten und geplante Investitionen nicht zurückfahren. Diese Kehrtwende erfolgt nur wenige Tage nachdem Kanada als Reaktion auf US-Präsident Trumps Handelspolitik Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf US-Fahrzeuge verhängt hatte.
Experten sehen kanadische Schwäche
Analysten der Rabobank bewerten diesen Schritt als eindeutiges Zeichen der Schwäche. "Kanada hatte und hat keine echte Wahl", kommentiert Michael Every von der Rabobank. Die wirtschaftliche Abhängigkeit vom großen Nachbarn im Süden scheint zu stark zu sein, um einen längeren Handelskrieg durchzustehen.
Automobilindustrie im Wandel
Besonders brisant ist die Situation für die kanadische Automobilindustrie. Während Toyota und Honda ihre kanadischen Werke noch gut auslasten, kämpfen andere Hersteller mit Problemen. Stellantis hat die Renovierung eines Werks in Brampton bei Toronto gestoppt, Ford musste sein Werk in Oakville vorübergehend schließen und General Motors reduziert die Produktion eines wenig nachgefragten Elektrotransporters in Ingersoll.
Honda erwägt Produktionsverlagerung
Besonders alarmierend für die kanadische Regierung dürften Berichte des japanischen Wirtschaftsmediums Nikkei sein, wonach Honda Motor eine teilweise Verlagerung seiner Produktion von Kanada und Mexiko in die USA erwägt. Das Ziel sei es, 90 Prozent der für den US-Markt bestimmten Fahrzeuge auch dort zu produzieren.
Weitreichende Konsequenzen für Kanada
Die Situation verdeutlicht die prekäre Lage der kanadischen Wirtschaft. Neben den Automobilzöllen bestehen weiterhin 25-prozentige Vergeltungszölle auf US-Waren im Wert von etwa 60 Milliarden kanadischen Dollar. Diese betreffen vor allem Stahl- und Aluminiumprodukte sowie Werkzeuge, Computer und Konsumgüter.
Der Ausgang dieser handelspolitischen Auseinandersetzung könnte richtungsweisend für die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Kanada sein. Besonders vor dem Hintergrund der anstehenden kanadischen Wahlen am 28. April gewinnt diese Entwicklung zusätzlich an politischer Brisanz.
Fazit
Die jüngsten Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie verwundbar die kanadische Wirtschaft gegenüber US-amerikanischem Druck ist. Die Entscheidung Carneys mag kurzfristig die Gemüter beruhigen, wirft aber ernsthafte Fragen über Kanadas langfristige Strategie im Umgang mit seinem dominanten südlichen Nachbarn auf.
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