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Kettner Edelmetalle
12.12.2025
22:57 Uhr

FlixTrain gegen Deutsche Bahn: Warum echter Wettbewerb auf der Schiene eine Illusion bleibt

Es klingt wie eine Verheißung für geplagte Bahnreisende: Der private Fernzuganbieter FlixTrain kündigt an, sein Angebot massiv auszubauen. 65 neue Hochgeschwindigkeitszüge sollen ab 2028 ausschließlich in Deutschland verkehren, Metropolen verbinden und – das ist der entscheidende Punkt – günstiger sein als die Deutsche Bahn. Selbst Verkehrsminister Patrick Schnieder applaudiert artig und spricht von belebtem Wettbewerb auf der Schiene. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Hinter der Fassade des Aufbruchs verbirgt sich ein System, das echte Konkurrenz systematisch verhindert.

Das Monopol, das keines sein will

Die Deutsche Bahn hat über Jahrzehnte hinweg eine Position aufgebaut, die man nur als faktisches Monopol bezeichnen kann. Sie dominiert nicht nur den Fernverkehr, sondern kontrolliert auch das Schienennetz selbst – jene Infrastruktur also, auf der Konkurrenten wie FlixTrain überhaupt erst fahren müssen. Ein Interessenkonflikt, der offensichtlicher kaum sein könnte. Wenn der größte Wettbewerber gleichzeitig der Herr über die Gleise ist, entsteht kein fairer Markt, sondern ein strukturelles Ungleichgewicht, das jeden Herausforderer von vornherein benachteiligt.

DB-Vorständin Stefanie Berk erklärte im Mai dieses Jahres, Wettbewerb unter Eisenbahnverkehrsunternehmen belebe das Geschäft. Eine bemerkenswerte Aussage aus dem Munde eines Konzerns, der sich jahrelang bequem in seiner dominanten Stellung eingerichtet hat. Reisende waren mangels Alternativen auf die Bahn angewiesen – und genau diese Abhängigkeit hat jeden Veränderungsdruck im Keim erstickt.

Verspätungen als Markenzeichen verkauft

Während FlixTrain investiert und expandiert, leistet sich die Deutsche Bahn einen bemerkenswerten PR-Coup: Das eigene Versagen wird kurzerhand zur liebenswerten Eigenart erklärt. Mit einer Werbekampagne, die das alltägliche Chaos ironisch verklärt, hat der Staatskonzern das Anspruchsniveau gleich mit abgesenkt. Nicht mehr Zuverlässigkeit ist das Versprechen, sondern Humor. Eine Strategie, die man als dreist bezeichnen könnte – oder als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Verspätungen nehmen weiter zu, Pünktlichkeitsziele werden nach unten korrigiert, und dennoch kassieren Vorstände ihre Boni. Für 2026 wird eine Pünktlichkeit versprochen, die vor wenigen Jahren noch als Skandal gegolten hätte. Der Konzern hat sich offenbar damit abgefunden, dass Mittelmäßigkeit das neue Normal ist.

FlixTrain kämpft gegen unsichtbare Mauern

Auch der Herausforderer aus München hat mit Problemen zu kämpfen. Mitarbeiter berichten von Zügen, die warten müssen, weil Strecken belegt sind oder priorisiert an Züge der Deutschen Bahn vergeben werden. Im Einzelfall lässt sich das kaum belegen, transparent gemacht wird es ohnehin nicht. Doch der Verdacht liegt nahe: Wer das Netz kontrolliert, kann Konkurrenten ausbremsen, ohne dass es jemand bemerkt.

65 neue Züge mögen beeindruckend klingen. Doch wer ernsthaft glaubt, diese Ankündigung würde das Machtgefüge grundlegend verändern, verwechselt Pressemitteilungen mit Strukturreformen. FlixTrain wächst in einem System, das für Herausforderer schlicht nicht gemacht ist.

Was wirklich nötig wäre

Wenn Politik und Bahn ernsthaft Wettbewerb wollen, dann müssen sie ihn auch ermöglichen. Das bedeutet: faire Netzzugänge, transparente Infrastrukturpolitik und den Mut, das Bahn-Monopol nicht länger rhetorisch zu verteidigen, sondern praktisch zu begrenzen. Solange die Deutsche Bahn gleichzeitig Betreiber und Schiedsrichter ist, bleibt echter Wettbewerb eine Illusion.

FlixTrain ist vor allem eines: eine Hoffnung. Das Unternehmen zeigt, dass Investitionen möglich sind, dass Fahrgäste Alternativen wollen und dass das Argument vom unvermeidlichen Chaos auf der Schiene schlicht nicht stimmt. Doch Hoffnung allein reicht nicht. Ohne grundlegende Reformen bleibt die Deutsche Bahn ihr eigener größter Gegner – und die Leidtragenden sind wie immer die Bürger, die auf eine funktionierende Bahninfrastruktur angewiesen sind.

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