
Europas Energiewende vor dem Aus? Vestas-Chef warnt vor industriellem Exodus
Die europäische Windkraftindustrie steht möglicherweise vor ihrer größten Bewährungsprobe. Henrik Andersen, CEO des dänischen Windturbinen-Giganten Vestas Wind Systems A/S, hat den EU-Politikern eine unmissverständliche Warnung ausgesprochen: Ohne eine grundlegende Kehrtwende in der Industriepolitik droht Europa seine Vorreiterrolle bei erneuerbaren Energien an die USA und andere Regionen zu verlieren.
„Es ist so einfach" – Andersens düstere Prognose
„Wind ist größtenteils eine europäische Erfindung – geboren in unseren Universitäten, getestet auf unseren Standorten", erklärte Andersen gegenüber Bloomberg News. Seine nächsten Worte sollten in Brüssel Alarmglocken läuten lassen: „Wenn wir nicht schützen und unterstützen, was wir aufgebaut haben, werden Unternehmen wie unseres Europa letztendlich verlassen. Es ist so einfach."
Diese Aussage kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Europa mit schwachem Wirtschaftswachstum, hoher Inflation und steigenden Zinsen kämpft. Die geopolitischen Spannungen – von Irans jüngsten Drohungen, die Straße von Hormus zu blockieren, bis zum anhaltenden Ukraine-Krieg – unterstreichen die Dringlichkeit energiepolitischer Unabhängigkeit.
Fragmentierung als Achillesferse Europas
Andersen kritisiert scharf die jahrzehntelange EU-Politik, die industrielle Konsolidierung im Namen des Wettbewerbs verhindert habe. „Jahrzehntelang haben wir Nein zu Fusionen und Konsolidierungen gesagt", so der Vestas-Chef. „Jetzt ist es genau diese Fragmentierung, die Europa wettbewerbsunfähig macht."
„Wenn man autark ist, fallen die Energiepreise. Wenn Europa irgendetwas davon will, müssen Energie- und Industriepolitik sehr eng miteinander verknüpft werden."
Die Realität spricht eine deutliche Sprache: Trotz seiner Führungsrolle in der Windtechnologie leidet Europa unter einem zersplitterten Regulierungsrahmen. Chinesische Turbinenhersteller drängen aggressiv auf den europäischen Markt – selbst in Deutschland wurden kürzlich Deals abgeschlossen, obwohl diese aus Sicherheitsgründen unter Beobachtung stehen.
Amerika als unerwartetes Vorbild
In einer bemerkenswerten Wendung empfiehlt Andersen Europa, sich an der amerikanischen Energiepolitik zu orientieren. „Ich werde ein wenig kühn sein und es sagen: Europa sollte sich anschauen, was die USA getan haben", erklärt er. Die Vereinigten Staaten hätten über zwei bis drei Jahrzehnte hinweg eine konsequente Politik verfolgt, die ihnen heute erlaube, Energie nach Europa zu exportieren.
Diese Aussage ist besonders brisant, da sie zeigt, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse verschoben haben. Europa, einst Vorreiter der grünen Energiewende, muss nun von einem Land lernen, das lange als Bremser in der Klimapolitik galt.
Vestas' amerikanischer Traum
Vestas selbst hat die Zeichen der Zeit erkannt. Das 1979 gegründete Unternehmen, das weltweit über 56.000 Turbinen in 71 Ländern installiert hat, hat seine US-Belegschaft in den letzten drei Jahren auf über 5.000 Mitarbeiter verdoppelt. Die amerikanischen Fabriken laufen auf Hochtouren.
„Wir haben keine Angst, in den USA zu investieren", betont Andersen. „Und wir erwarten nicht, dass irgendeine Regierung – gegenwärtig oder zukünftig – der Energie eine geringere Priorität einräumt."
Die unbequeme Wahrheit für Brüssel
Andersens Warnung trifft den Kern eines Problems, das die EU-Bürokratie lange ignoriert hat: Die ideologisch getriebene Energiepolitik der vergangenen Jahre hat Europa nicht nur abhängiger gemacht, sondern droht nun auch seine industrielle Basis zu zerstören. Während man in Brüssel von Klimaneutralität träumte, haben andere Regionen pragmatische Industriepolitik betrieben.
Die Ironie könnte kaum größer sein: Europa, das sich als moralischer Vorreiter der Energiewende sieht, könnte am Ende als Verlierer dastehen – abhängig von Importen aus Ländern, die weniger strenge Umweltstandards haben. Die von der neuen Bundesregierung geplanten 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur mögen gut gemeint sein, doch sie drohen die Inflation weiter anzuheizen und kommende Generationen mit Schulden zu belasten.
Andersens Botschaft ist klar: Ohne eine radikale Kehrtwende in der Industriepolitik wird Europa seine Windkraftindustrie verlieren. Die Frage ist nur, ob die politischen Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin bereit sind, ideologische Scheuklappen abzulegen und pragmatische Lösungen zu finden. Die Zeit drängt – und Unternehmen wie Vestas warten nicht ewig.
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