
Bildungskahlschlag in Oregon: Wenn Germanistik dem Rotstift zum Opfer fällt
Die Universität von Oregon steht vor einem beispiellosen Bildungsdesaster. Während Universitätspräsident Karl Scholz sein fürstliches Jahresgehalt von 725.000 US-Dollar unangetastet lässt, sollen ganze Fachbereiche der Geisteswissenschaften dem Rotstift zum Opfer fallen. Ein angebliches Haushaltsdefizit von bis zu 30 Millionen Dollar dient als Rechtfertigung für einen Kahlschlag, der insbesondere die Germanistik treffen könnte. Was sich hier abspielt, ist symptomatisch für den Niedergang der klassischen Bildung in den USA – und ein warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn wirtschaftliche Kennzahlen wichtiger werden als akademische Exzellenz.
Die Panik der Verwaltung
Bereits im Juni verloren über 40 Mitarbeiter ihre Stellen. Doch das war erst der Anfang. Die Universitätsleitung plant weitere drastische Einschnitte, die vor allem traditionelle Studiengänge wie Germanistik, Skandinavistik, Jüdische Studien und Russisch treffen könnten. Besonders perfide: Selbst Professoren mit unbefristeten Tenure-Positionen, die eigentlich im Namen der Wissenschaftsfreiheit auf Lebenszeit angestellt sind, sollen nicht verschont bleiben. Ein absolutes Novum in der amerikanischen Universitätslandschaft.
Die Begründungen für diesen Bildungsvandalismus wirken vorgeschoben. Weniger internationale Studierende, unsichere Fördergelder unter der Trump-Administration und steigende Betriebskosten – das klingt nach den üblichen Ausreden, wenn Verwaltungen ihre eigenen Fehler vertuschen wollen. Interessanterweise kam die Ankündigung der Kürzungen für viele Fakultätsmitglieder völlig überraschend, was Fragen zur Transparenz und Kompetenz der Universitätsführung aufwirft.
Trump als Sündenbock?
Professor Michael Stern ordnet die geplanten Kürzungen als Teil von Donald Trumps landesweiten Attacken gegen Universitäten ein. Auch wenn die Trump-Administration sicherlich keine Freundin der Geisteswissenschaften ist, greift diese Schuldzuweisung zu kurz. Die wahren Probleme liegen tiefer: Eine Universitätsverwaltung, die in Panik gerät, statt kreative Lösungen zu suchen. Ein Präsident, der sein Luxusgehalt nicht antastet, während er ganze Fachbereiche streichen will. Eine Denkweise, die den Wert von Bildung nur noch in Dollar und Cent misst.
Professorin Maram Epstein bringt es auf den Punkt: Die Universität folge einer Logik, bei der wirtschaftliche Überlegungen Vorrang vor der Förderung von kritischem Denken hätten. Statt über freiwillige Gehaltskürzungen der Führungsebene oder innovative Sparmodelle nachzudenken, greift man zur Axt. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern zerstört das, was eine Universität ausmacht: die Vielfalt des Wissens und die Freiheit der Forschung.
Der Widerstand formiert sich
Immerhin regt sich Widerstand gegen diesen Bildungskahlschlag. Ein Misstrauensvotum gegen die Universitätsleitung wird organisiert, Protestaktionen sind geplant. Die Gewerkschaften werfen der Verwaltung vor, ihre vertraglichen Pflichten verletzt zu haben. Sogar die American Association of University Professors hat bereits öffentlich protestiert. Die demokratische Gouverneurin Tina Kotek, die selbst einst als Studentin gegen ähnliche Kürzungen protestierte, schweigt bislang – ein vielsagendes Schweigen.
Was in Oregon passiert, könnte zum gefährlichen Präzedenzfall werden. Wenn selbst Tenure-Positionen nicht mehr sicher sind, wenn ganze Fachbereiche über Nacht geschlossen werden können, dann steht die akademische Freiheit insgesamt zur Disposition. Die Germanistik mag für manche wie ein verstaubtes Orchideenfach wirken, doch sie steht stellvertretend für etwas Größeres: den Wert von Bildung jenseits unmittelbarer wirtschaftlicher Verwertbarkeit.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entscheidung über die weiteren Kürzungen steht noch aus, doch die Zeichen stehen auf Sturm. Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die Zukunft der Geisteswissenschaften in Amerika. Wenn eine traditionsreiche Universität wie Oregon, die historisch als Vorreiter in diesem Bereich galt, ihre geisteswissenschaftlichen Fachbereiche opfert, sendet das ein fatales Signal aus.
Die wahre Tragödie liegt darin, dass gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung und politischer Verwerfungen die Geisteswissenschaften wichtiger denn je wären. Wer soll die komplexen Zusammenhänge unserer Zeit verstehen und vermitteln, wenn nicht jene, die sich mit Sprache, Kultur und Geschichte auskennen? Wer soll kritisches Denken lehren, wenn die Lehrstühle dafür abgeschafft werden?
Oregon steht vor einer Weichenstellung. Entweder besinnt sich die Universität auf ihre Wurzeln und findet kreative Wege aus der Finanzkrise – oder sie opfert ihre Seele auf dem Altar der Ökonomisierung. Die Germanistik mag dabei nur ein Bauernopfer sein, doch ihr Schicksal wird zeigen, wohin die Reise geht: in eine Zukunft, in der Bildung nur noch nach ihrer unmittelbaren Verwertbarkeit beurteilt wird, oder in eine, in der auch das scheinbar Nutzlose seinen Platz hat – weil es uns zu dem macht, was wir sind: denkende, kritische, kulturell gebildete Menschen.
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