
Atompoker am Pazifik: Trumps gefährliches Spiel mit Kim Jong Un geht in die nächste Runde
Während Deutschland unter der neuen Großen Koalition weiterhin mit hausgemachten Problemen kämpft, bahnt sich auf der anderen Seite des Globus ein diplomatisches Schauspiel an, das die Welt in Atem halten könnte. Der für Ende Oktober angesetzte Apec-Gipfel im südkoreanischen Gyeongju könnte zur Bühne für ein erneutes Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un werden – ein Gedanke, der bei vielen Beobachtern gemischte Gefühle auslöst.
Schöne Erinnerungen an gescheiterte Diplomatie
Kim Jong Un schwelgt offenbar in nostalgischen Gefühlen, wenn er an seine Treffen mit Trump im Jahr 2019 zurückdenkt. "Schöne Erinnerungen" nennt der nordkoreanische Diktator diese Begegnungen – eine bemerkenswerte Formulierung für Gespräche, die letztendlich zu nichts führten außer medienwirksamen Handschlägen und leeren Versprechungen. Doch während Kim von vergangenen Zeiten träumt, macht er gleichzeitig unmissverständlich klar: Das Atomwaffenprogramm seines Landes habe "absolute Priorität".
Diese Haltung überrascht kaum. Nordkorea hat in den vergangenen Jahren konsequent an seiner nuklearen Aufrüstung gearbeitet und verfügt Experten zufolge bereits über einsatzfähige Atomwaffen. Die Forderung der USA nach einem vollständigen Verzicht auf diese Waffen bleibt der zentrale Streitpunkt – ein gordischer Knoten, den auch Trumps unkonventionelle Diplomatie bisher nicht zu lösen vermochte.
Geopolitisches Schachspiel mit hohem Einsatz
Die Ausgangslage für mögliche neue Gespräche hat sich seit 2019 dramatisch verändert. Nordkorea ist längst nicht mehr der isolierte Paria-Staat von einst. Durch seine militärische Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg – mit Soldaten und Waffenlieferungen – hat das Regime in Pjöngjang erheblich an geopolitischem Gewicht gewonnen. Mit China und Russland im Rücken verfügt Kim über die Unterstützung zweier UN-Vetomächte – ein Trumpf, den er geschickt auszuspielen weiß.
Trump seinerseits scheint gewillt, seine persönliche Diplomatie fortzusetzen. Der US-Präsident äußerte kürzlich die Hoffnung auf ein erneutes Treffen, möglicherweise noch in diesem Jahr. Doch was könnte ein solches Treffen tatsächlich bewirken? Die Erfahrung lehrt, dass Kims Charme-Offensive meist nur dazu dient, Zeit zu gewinnen und sein Atomprogramm weiter voranzutreiben.
Europa schaut hilflos zu
Während sich die Großmächte am Pazifik positionieren, bleibt Europa einmal mehr Zaungast bei einem Spiel, dessen Ausgang auch uns betreffen könnte. Die neue deutsche Regierung unter Friedrich Merz mag zwar innenpolitisch andere Akzente setzen als ihre Vorgänger, doch in der Außenpolitik bleibt Deutschland weiterhin ein Zwerg mit beschränktem Einfluss auf die globalen Machtverhältnisse.
Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass auch Chinas Staatschef Xi Jinping beim Apec-Gipfel erwartet wird. Ein Dreiertreffen Trump-Kim-Xi könnte die geopolitischen Karten neu mischen – und das nicht unbedingt zum Vorteil des Westens. Die Achse Moskau-Peking-Pjöngjang gewinnt zunehmend an Kontur, während die westliche Allianz mit internen Querelen und mangelnder strategischer Weitsicht zu kämpfen hat.
Gefährliche Illusionen
Die Vorstellung, dass persönliche Beziehungen zwischen Staatschefs fundamentale Interessengegensätze überbrücken könnten, hat sich schon oft als trügerisch erwiesen. Trumps Glaube, er könne Kim durch seine Art der Diplomatie zu substantiellen Zugeständnissen bewegen, grenzt an Naivität. Nordkoreas Atomwaffen sind für das Regime keine Verhandlungsmasse, sondern eine Lebensversicherung – und Kim wird sie nicht aufgeben, egal wie viele "schöne Erinnerungen" er mit Trump teilt.
In einer Zeit, in der die Welt mit multiplen Krisen konfrontiert ist – vom Ukraine-Krieg über die Eskalation im Nahen Osten bis hin zu wirtschaftlichen Verwerfungen – könnte ein erneutes diplomatisches Theater zwischen Trump und Kim mehr schaden als nutzen. Es lenkt von den eigentlichen Problemen ab und gaukelt Fortschritte vor, wo keine zu erwarten sind. Statt auf Showdiplomatie zu setzen, wäre eine nüchterne Analyse der Machtverhältnisse und eine entsprechende Anpassung der westlichen Strategie dringend geboten. Doch davon ist wenig zu sehen – weder in Washington noch in Berlin.
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