
Ägyptens geheimer Plan: Palästinensische Sicherheitskräfte für Gaza-Kontrolle nach Kriegsende
Während die Welt gebannt auf das Kriegsgeschehen in Gaza blickt, schmiedet Ägypten bereits seit Monaten im Verborgenen Pläne für die Zeit danach. Wie aus Sicherheits- und Diplomatenkreisen verlautet, trainiert Kairo systematisch palästinensische Kräfte, die nach Kriegsende die Sicherheitsverwaltung des Gazastreifens übernehmen sollen. Ein Vorhaben, das nicht nur die Machtbalance in der Region verschieben könnte, sondern auch tiefgreifende Fragen über die Zukunft der Palästinenser aufwirft.
Die Wurzeln eines ambitionierten Plans
Die Grundlage für diese Ausbildungsmission reicht zurück bis zur ersten Palästinensischen Polizei-Geberkonferenz in Oslo im Dezember 1993. Damals wurde ein Abkommen zur Ausbildung palästinensischer Kräfte in Ägypten und Jordanien geschlossen. Im April dieses Jahres wurden laut ägyptischen und palästinensischen Medienberichten 300 Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde nach Kairo entsandt: 100 Polizeibeamte, 100 nationale Sicherheitsoffiziere, 50 Präventiv-Sicherheitskräfte und 50 Geheimdienstmitarbeiter.
Ein ägyptischer Sicherheitsbeamter betonte gegenüber Middle East Eye: "Alle diese Auszubildenden sind der Fatah-Bewegung angeschlossen und loyal gegenüber der PA unter Mahmud Abbas." Kairo habe bewusst darauf verzichtet, Personen einzubeziehen, die dem palästinensischen Politiker Mohammed Dahlan nahestehen, um keine Einwände aus Ramallah zu provozieren und die saudische Unterstützung zu sichern.
Ein Plan mit vielen Unbekannten
Seit Beginn des israelischen Angriffs auf Gaza im Oktober 2023 hat Ägypten seine Bemühungen intensiviert. Junge Menschen aus Gaza oder mit Wurzeln im Gazastreifen werden systematisch für Sicherheitsaufgaben und spätere Verwaltungstätigkeiten ausgebildet. Darunter befinden sich in Ägypten lebende und ausgebildete Personen, Kriegsflüchtlinge sowie Westbank-Bewohner mit familiären Verbindungen nach Gaza.
Der ägyptische Wiederaufbauplan, der beim Arabischen Gipfel im März vorgestellt wurde, sieht vor, die Regierungsgewalt der Palästinensischen Autonomiebehörde wiederherzustellen. In Zusammenarbeit mit Jordanien sollen palästinensische Polizeikräfte für den Einsatz im Gazastreifen ausgebildet werden, unterstützt durch politische, finanzielle und internationale Rückendeckung.
Widerstand aus den Golfstaaten
Doch der Plan stößt auf erheblichen Widerstand. Eine ägyptische diplomatische Quelle enthüllte, dass weder Saudi-Arabien noch die Vereinigten Arabischen Emirate bereit seien, das Vorhaben zu unterstützen oder zu finanzieren. Die Golfstaaten knüpfen ihre Unterstützung an harte Bedingungen: die Entwaffnung der Hamas und die Entfernung ihrer Kämpfer aus dem Gazastreifen, bevor sie sich an einem Wiederaufbauprozess beteiligen oder Gelder nach Kairo überweisen würden.
Diese Haltung offenbart die tiefen Gräben innerhalb der arabischen Welt. Während Ägypten versucht, seine regionale Rolle zu stärken und seinen Einfluss auf Gaza auszudehnen, beharren die reichen Golfmonarchien auf einer vollständigen Kapitulation der palästinensischen Widerstandsgruppen.
Strategische Interessen Kairos
Aly el-Raggal, Sicherheitsanalyst an der Universität Florenz, bringt es auf den Punkt: "Je tiefer Ägyptens Sicherheitspräsenz in Gaza reicht, desto größer wird sein politischer und sozialer Einfluss und desto bedeutender seine regionale Rolle." Für Kairo sei dies ein notwendiger Schritt, besonders angesichts der erheblichen Beschneidung von Ägyptens Rolle in allen regionalen Angelegenheiten.
Doch Raggal warnt auch vor der Realität: Dieser Sicherheitsplan sei unter den gegenwärtigen Umständen und mit der Präsenz bewaffneter Fraktionen im Gazastreifen unmöglich umzusetzen. Die Voraussetzung für die Verwirklichung dieses Plans sei das Ende des Krieges und das Ende der Hamas sowie der übrigen Widerstandsfraktionen.
Ein fragwürdiger Weg in die Zukunft
Ägyptens Außenminister Badr Abdel Aaty ließ bei der Zwei-Staaten-Lösungskonferenz in New York durchblicken, dass Kairo "Hunderte von Palästinensern" für Sicherheitsaufgaben in Gaza ausbilde. Diese Offenheit steht im krassen Gegensatz zu Ägyptens praktischer Politik: Die Grenze zu Gaza bleibt mit massivem Stacheldraht, mehreren Zaunschichten und schwer bewaffneten Truppen hermetisch abgeriegelt.
Besonders brisant: Unter dem Druck der VAE und Saudi-Arabiens hat Ägypten seine Position geändert und sich regionalen Bemühungen angeschlossen, die auf einen "Kapitulationsprozess" hinauslaufen. Diese Haltung entspricht israelischen Vorbedingungen, unterstützt von Washington, für ein Ende des Gaza-Krieges.
Die Frage, die sich aufdrängt: Dient dieser Plan wirklich den Interessen der palästinensischen Bevölkerung oder ist er vielmehr ein Instrument zur Festigung regionaler Machtverhältnisse? Während Ägypten von einer "Vision für Sicherheitsvereinbarungen" spricht, bleibt unklar, ob diese Vision Raum für echte palästinensische Selbstbestimmung lässt oder lediglich eine neue Form der Kontrolle etabliert.
In einer Region, in der geopolitische Interessen oft schwerer wiegen als die Bedürfnisse der Bevölkerung, könnte Ägyptens Plan für Gaza zu einem weiteren Kapitel in der langen Geschichte gescheiterter Friedensinitiativen werden. Die Ausbildung loyaler Sicherheitskräfte mag kurzfristig Stabilität versprechen, doch ohne eine echte politische Lösung, die die Wurzeln des Konflikts adressiert, droht sie zu einem weiteren Pflaster auf einer tiefen Wunde zu werden.
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