
Tsikhanouskaya warnt Trump: Keine Belohnungen für Lukaschenkos Gefangenen-Poker
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tsikhanouskaya richtet eindringliche Worte an US-Präsident Donald Trump: Der autoritäre Machthaber Alexander Lukaschenko müsse bestraft, nicht belohnt werden. Diese Forderung kommt zu einem brisanten Zeitpunkt, nachdem das Regime in Minsk überraschend ihren Ehemann Sjarhej Tsichanouski nach fünf Jahren Haft freigelassen hatte – offenbar als Ergebnis eines Deals mit Trumps Sondergesandten Keith Kellogg.
Ein Anruf nach Jahren der Ungewissheit
Es war der dritte Samstag im Juni 2025, als Tsikhanouskaya zum ersten Mal seit über zwei Jahren die Stimme ihres Mannes hörte. "Meine liebe Frau, ich bin frei", sagte Tsichanouski am Telefon von der belarussisch-litauischen Grenze. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Blogger war 2020 verhaftet und zu 18 Jahren Haft verurteilt worden – angeblich wegen Anstiftung zu Hass und sozialen Unruhen. In Wahrheit hatte er es gewagt, Lukaschenko bei den Präsidentschaftswahlen herauszufordern.
Die Wiedersehensszene in der amerikanischen Botschaft in Vilnius war erschütternd. Tsichanouski hatte die Hälfte seines Körpergewichts verloren, sein Gesicht war grau, er hatte im Gefängnis verlernt zu sprechen. Die gemeinsame Tochter erkannte ihren Vater zunächst nicht – erst als er zu sprechen begann, erkannte sie seine Stimme wieder.
Lukaschenkos perfides Kalkül
Warum ließ das Regime ausgerechnet jetzt einen seiner prominentesten politischen Gefangenen frei? Tsikhanouskaya vermutet dahinter ein durchschaubares Kalkül: Lukaschenko praktiziere seit Jahren einen zynischen Gefangenen-Handel, bei dem er Häftlinge gegen internationale Anerkennung eintausche. Die Beziehungen zur Biden-Administration waren eisig gewesen – nun reisen hochrangige Vertreter des Weißen Hauses nach Minsk und verleihen dem Diktator damit eine Legitimität, die er nicht verdient habe.
"Man kann den Aggressor nicht belohnen, es kann keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben. Und das belarussische Thema ist hier existenziell. Denn wenn Lukaschenko weiter an der Macht bleibt, wird es keine Möglichkeit geben, Frieden in der gesamten Region zu sichern."
Trump zwischen Erfolgsdruck und russischen Interessen
Die Oppositionsführerin appelliert geschickt an Trumps Ego: Belarus könne zu seiner außenpolitischen Erfolgsgeschichte werden – wenn er und Amerikas Verbündete sicherstellten, dass das Land nicht als Trostpreis an Russland verschenkt werde. Doch die Realität zeigt, wie komplex die Lage ist: Trumps vollmundiges Wahlkampfversprechen, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden zu beenden, ist längst Makulatur. Nach einem ergebnislosen Telefonat mit Putin musste der US-Präsident einräumen: "Ich habe überhaupt keinen Fortschritt mit ihm erzielt." Stunden später startete Russland den größten Angriff des Krieges auf Kiew.
Besonders brisant: Das Weiße Haus lehnt europäische Forderungen nach verschärften Russland-Sanktionen ab und drängt stattdessen die Ukraine zu Zugeständnissen. Ein fatales Signal, findet Tsikhanouskaya. Trump könne "die gesamte Sicherheitsarchitektur der Region verändern", wenn er Macht und Sanktionen nutze, um mehr Gefangene freizubekommen und systemische Veränderungen in Belarus durchzusetzen.
Die deutsche Dimension des Dramas
Während in Washington über die Köpfe der Belarussen hinweg verhandelt wird, sollte auch die neue Große Koalition in Berlin ihre Position überdenken. Die bisherige Sanktionspolitik der EU hat Lukaschenko nicht gestürzt, aber das belarussische Volk in Geiselhaft genommen. Es rächt sich nun, dass die deutsche Politik jahrelang weggeschaut hat, während direkt vor unserer Haustür ein Diktator sein Volk unterdrückt und zum Handlanger Putins wurde.
Die Freilassung einzelner Gefangener darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer über 1.400 politische Häftlinge in belarussischen Gefängnissen sitzen. Jeder Deal mit Lukaschenko, der nicht ihre vollständige Freilassung zur Bedingung macht, ist ein Verrat an den demokratischen Werten, die Europa angeblich verteidigt. Es wäre fatal, wenn ausgerechnet Trump nun den Fehler machte, Lukaschenko salonfähig zu machen – nur um sich einen kurzfristigen außenpolitischen Erfolg an die Brust heften zu können.
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