
Deutsche Innovationsmüdigkeit: Bosch-Chef beklagt fehlenden Mut zum Risiko
Fast die Hälfte der Deutschen möchte den technologischen Fortschritt bremsen – eine erschreckende Erkenntnis, die der jüngste Bosch Tech Compass zutage fördert. Stefan Hartung, Chef des Technologiekonzerns Bosch, schlägt nun Alarm und fordert ein radikales Umdenken in der deutschen Gesellschaft. Doch sind seine Forderungen nach steuerlichen Entlastungen und weniger Bürokratie nicht längst überfällig?
Ein Land im Stillstand: Die Angst vor dem Neuen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Von rund 11.000 befragten Menschen weltweit wünschen sich satte 57 Prozent einen imaginären Pause-Knopf für die technologische Entwicklung. In Deutschland liegt dieser Wert bei 47 Prozent – knapp jeder Zweite möchte also den Fortschritt ausbremsen, bis man die Konsequenzen besser versteht. Was auf den ersten Blick nach gesunder Vorsicht klingen mag, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als gefährliche Innovationsfeindlichkeit.
Hartung bringt es auf den Punkt: „Insgesamt würde ich uns als Gesellschaft mehr Mut zum Risiko wünschen." Eine Aussage, die angesichts der wirtschaftlichen Lage Deutschlands wie ein Hilferuf klingt. Während andere Nationen voranpreschen, verharrt die einstige Industrienation in einer Kultur der Bedenkenträgerei.
Bildungssystem versagt bei Innovationsförderung
Besonders alarmierend sind die Erkenntnisse zum deutschen Bildungssystem. Lediglich 30 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass dieses innovatives Denken fördere. Ein vernichtendes Urteil, das jahrzehntelange Versäumnisse in der Bildungspolitik offenbart. Statt junge Menschen zu kreativen Denkern und mutigen Unternehmern zu erziehen, produziert das System offenbar Bedenkenträger und Sicherheitsfanatiker.
Noch düsterer sieht es bei der Regulierung aus: Nicht einmal jeder Vierte glaubt, dass die deutsche Regulierung Innovationen erfolgreich fördert. Die Bürokratie, dieses Monster aus Formularen und Vorschriften, erstickt jeden Funken unternehmerischen Geistes im Keim.
Deutschland als Schlusslicht beim KI-Zeitalter
Obwohl 77 Prozent der Deutschen anerkennen, dass Künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren die einflussreichste Technologie sein wird, fühlen sich nur 40 Prozent auf dieses Zeitalter vorbereitet. Deutschland bildet damit das Schlusslicht unter allen befragten Ländern. Eine beschämende Bilanz für ein Land, das sich einst als Vorreiter der Ingenieurskunst rühmte.
Hartungs Forderungskatalog: Zu wenig, zu spät?
Der Bosch-Chef fordert konkrete Maßnahmen: steuerliche Entlastungen für Investitionen in innovative Technologien, mehr Agilität und weniger Bürokratie. Forderungen, die seit Jahren von der Wirtschaft erhoben werden – und die von der Politik konsequent ignoriert wurden. Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat zwar Besserung gelobt, doch das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur deutet eher auf weitere Schuldenorgien als auf echte Strukturreformen hin.
„Die Ergebnisse des Bosch Tech Compass deuten darauf hin, dass wir in Deutschland die gesellschaftliche Akzeptanz für Innovationen steigern müssen."
Während in Indien zwei Drittel der Befragten bereit wären, auf einem anderen Planeten zu leben, und in China jeder Zweite, sind es in Deutschland gerade einmal 19 Prozent. Diese Zahlen illustrieren einen fundamentalen Mentalitätsunterschied, der Deutschland im globalen Wettbewerb zunehmend ins Hintertreffen geraten lässt.
Ein Weckruf, der verhallen könnte
Die Studie offenbart ein Deutschland, das sich in seiner Komfortzone eingerichtet hat und den Anschluss an die technologische Weltspitze zu verlieren droht. Hartungs Appell ist berechtigt, doch ohne einen grundlegenden Kulturwandel – weg von der German Angst, hin zu unternehmerischem Mut – werden alle steuerlichen Anreize verpuffen. Die Frage ist nicht mehr, ob Deutschland handeln muss, sondern ob es dafür nicht bereits zu spät ist.

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