
Datenschutz-Skandal bei Lidl: Verbraucherschützer ziehen vor Gericht
Der Discounter-Riese Lidl steht erneut im Kreuzfeuer der Kritik. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat nun eine Unterlassungsklage gegen die "Lidl Plus"-App beim Oberlandesgericht Stuttgart eingereicht. Der Vorwurf wiegt schwer: Der Konzern soll seine Kunden systematisch über die wahren Kosten der vermeintlichen Rabatte im Unklaren lassen.
Der digitale Ausverkauf der Privatsphäre
Was auf den ersten Blick als attraktives Bonusprogramm daherkommt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ausgeklügeltes System zur Datenbeschaffung. Mehr als 100 Millionen Kunden nutzen bereits die "Lidl Plus"-App - und bezahlen dafür mit ihren persönlichen Daten. Ein Geschäftsmodell, das die Verbraucherschützer scharf kritisieren.
Intransparenz als Geschäftsstrategie?
Rosemarie Rodden, Rechtsreferentin des vzbv, bringt es auf den Punkt: Die App-Rabatte gibt es ausschließlich im Tausch gegen persönliche Daten. Doch genau diese entscheidende Information verschweige Lidl sowohl vor Vertragsabschluss als auch in den Nutzungsbedingungen. Ein Vorgehen, das nach Ansicht der Verbraucherschützer gegen geltendes Recht verstößt.
Ein Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen
Die Klage könnte zum Pilotverfahren werden, denn bislang ist rechtlich nicht ausreichend geklärt, welche Informationspflichten bei digitalen Bonusprogrammen bestehen. Die Entscheidung des Gerichts dürfte richtungsweisend für die gesamte Branche sein.
Lidls zweifelhafte Vergangenheit
Es ist nicht das erste Mal, dass der Discounter mit fragwürdigen Geschäftspraktiken für Schlagzeilen sorgt. Bereits in der Vergangenheit wurde Lidl von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg abgemahnt, weil bei der Bewerbung exklusiver App-Rabatte die regulären Preise für Kunden ohne App verschwiegen wurden. Ein entsprechendes Verfahren ist derzeit vor dem Landgericht Heilbronn anhängig.
Die digitale Überwachung des Einkaufsverhaltens
Was viele Verbraucher nicht bedenken: Mit der Nutzung der App liefern sie detaillierte Einblicke in ihr Konsumverhalten. Jeder Einkauf, jeder Rabatt und jede Vorliebe wird minutiös erfasst und ausgewertet. Ein Geschäftsmodell, das in Zeiten zunehmender Digitalisierung kritisch hinterfragt werden muss.
Der Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig eine wachsame Zivilgesellschaft und starke Verbraucherschutzverbände sind. In einer Zeit, in der persönliche Daten zum wertvollsten Gut der digitalen Ökonomie geworden sind, braucht es klare Regeln und Transparenz. Die Entscheidung des Oberlandesgerichts Stuttgart wird mit Spannung erwartet.
Lidl selbst wollte sich zu den laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen nicht äußern - ein Schweigen, das viele Fragen aufwirft und den Verdacht der systematischen Verschleierung nur noch verstärkt.
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